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Brandwache

Brandwache

Titel: Brandwache Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Connie Willis
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stehen lassen; Sue
zog sie über ihre Schuhe und ging auf den Parkplatz hinaus. Sie
wischte mit den Pulloverärmeln den Schnee von der
Windschutzscheibe und fuhr zu Brads Appartement.
     
    »Du bist nicht zur Pressekonferenz gepilgert«, sagte
Brad, als Ulric ins Zimmer kam.
    »Nein«, erwiderte Ulric. Er behielt die Jacke an.
    »Old Man Mowen ist ebenfalls nicht gekommen. Ein recht
glücklicher Umstand, weil ich statt seiner mit den Reportern
schwätzen konnte. Wohin hat es dich denn verschlagen? Du siehst
kälter als ein Otter auf einem Schneerutsch aus.«
    »Ich habe das Mädchen getroffen, das du mir zugedacht
hattest. Die, der du befohlen hast, mich anzuspringen, damit ich die
Pressekonferenz verpaßte und dir nicht bei Sally Mowen ins
Gehege käme.«
    Brad sagte von seinem Terminal aus: »Sally war nicht dort,
was sich als recht glücklich erwies, denn dadurch traf ich diese
Reporterin Jill, die…« Er wandte sich um und blickte Ulric
an. »Von welchem Mädchen sprichst du
überhaupt?«
    »Von der, die deiner Instruktion zufolge im richtigen Moment
aus einem Baum auf mich fiel. Ich vermute, sie war eine aus deinem
geheimen Bräute-Reservelager. Wie hast du das nur geschafft?
Mußte sie aus einem Appartementfenster klettern?«
    »Warte; das habe ich noch nicht ganz kapiert. Ein
Mädchen fiel dir aus dieser alten Pappel direkt auf den Kopf?
Und du glaubst, ich hätte das inszeniert?«
    »Also, wenn du deine Hand nicht im Spiel hattest, war es ein
toller Zufall, daß der Ast exakt in dem Moment brach, als ich
genau darunter war; und ein noch tollerer Zufall, daß sie sich
mit Sprachgenerierung befaßte, was genau dem entsprach, was auf
dem von dir verfaßten Computerausdruck gefordert wurde.
    Aber der allertollste Zufall wird der Schlag auf deine Nase sein,
den ich dir gleich jetzt verpassen werde.«
    »Nein, sei nicht so masselmurksig. Ich habe kein Mädchen
auf dich fallen lassen; und wenn ich lüge, sollen mich die
Heuschrecken tottreten. Wenn ich vorgehabt hätte, etwas
derartiges zu machen, würde ich dir eine besorgt haben, die ein
gutes Englisch spricht – wie du es gewollt hast – und nicht
– wie hast du gesagt? Eine, die Sprache erzeugt.«
    »Du erwartest, daß ich das alles für einen
gigantischen Zufall halte?« schrie Ulric. »Was für
ein… ein… Pöppel muß ich denn in deinen Augen
sein?«
    »Ich gebe zu, daß die Ereignisse erstaunlich genug
waren«, sagte Brad nachdenklich. »Heute morgen habe ich auf
dem Weg zu der Konferenz eine Hundert-Dollar-Note gefunden. Dann habe
ich die Reporterin Jill kennengelernt, und wir haben uns über
eine Menge Dinge unterhalten, wie zum Beispiel ihren Lieblingsfilm Lady That Rifle Down, in dem Judy Canova mitspielt; und dann
stellte sich heraus, daß sie letztes Jahr im College Sally
Mowens Zimmergenossin gewesen ist.«
    Das Telefon läutete. Brad nahm den Hörer ab. »Ah,
meine feurige Stute. Komm ’rüber. Es ist der große
Wohnblock am Orientalischen Garten. Appartement Nummer Sechs B.«
Er hängte ein. »Siehst du, das ist genau das, wovon ich
eben gesprochen habe. Das war dieses Reporter-Mädchen. Ich bat
sie, herüberzukommen, damit sie mir einen Brautwärmerdienst
erweist und mich Sally vorstellt; und sie sagt, sie könnt’
nich, weilse ’n Fluchzeuch nach Cheyenne kriechen muß. Und
jetzt sagt sie, de Autobahn is verstopft, und se hängt hier in
Chugwater fest. Soviel Glück hat man noch nicht einmal unter dem
blauen Mond.«
    »Was?« sagte Ulric und lockerte zum ersten Mal, seit er
das Zimmer betreten hatte, die geballte Faust. Er trat ans Fenster
und sah hinaus. Der Mond war nicht mehr am Himmel zu sehen.
Wahrscheinlich war er längst untergegangen; aber es hatte
ohnehin zu schneien angefangen. »Der Mond blaut«, sagte er
mehr zu sich selbst.
    »Sie kommt jetzt gleich; und du solltest vielleicht
verduften, damit du mir nicht die Glückssträhne verdirbst,
die ich gerade erwischt habe.«
    Ulric zog den Band Collected American Slang aus dem Regal
und schlug unter »Mond, blauer« nach. Dort stand zu lesen:
»Unter dem blauen Mond: selten, infolge eines
ungewöhnlichen Zusammentreffens. Urspr. selten wie ein blauer
Mond; beruht auf dem seltenen Ereignis des durch Schwebepartikel in
der oberen Atmosphäre blaugefärbten Mondes; s. a.
Aberglauben.« Er sah wieder aus dem Fenster. Die Schornsteine
stießen einen weiteren Schwall durch die grauen Wolken
empor.
    »Brad«, sagte er, »bläst dein Projekt
Ungenutzte Emissionen Schwebepartikel in die

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