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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Schullehrer.
    Aber der fünfte Mann, Anson Van Dyne, arbeitete im Kellergeschoß unter seinem Oben-ohne-Klub, dem >Hot Tips<, und um halb sechs, am 26. Dezember, fand Vince das, was er suchte. Van Dyne warf einen Blick auf die Fotografie von Travis Cornell, die Vince sich im Zeitungsarchiv von Santa Barbara besorgt hatte.
    »Ja, ich erinnere mich an ihn. Den vergißt man nicht so leicht. Kein Ausländer, der schnell Amerikaner werden möchte wie die Hälfte meiner Kunden. Auch nicht der übliche lahmarschige Verlierer, der seinen Namen wechseln und sein Gesicht verstecken möchte. Nicht, daß er besonders groß wäre oder großmäulig auftreten würde, aber man hat einfach das Gefühl, daß er mit jedem, der ihm in die Quere kommt, den Boden aufwischen könnte. Sehr selbstbewußt. Sehr wachsam. Ich hab' ihn nicht vergessen.«
    »Was du nicht vergessen hast«, sagte einer der zwei bärtigen Wunderknaben an den Computern,  »ist in Wirklichkeit die Puppe, die er bei sich hatte.«
    »Für die könnt' ihn selbst noch ein Toter hochkriegen«, sagte der andere.
    »Ja, sogar ein Toter«, bestätigte der erste.
    »Ein richtiges Klasseweib.« Ihr Beitrag zu dem Gespräch beleidigte und verwirrte Vince, also ignorierte er sie und sagte, zu Van Dyne gewendet:
    »Sie erinnern sich nicht vielleicht zufällig an die neuen Namen, die Sie ihnen gegeben haben?«
    »Sicher. Die haben wir in der Ablage«, sagte Van Dyke. Vince konnte es nicht glauben.
    »Ich dachte immer, Leute in Ihrem Beruf würden keine Aufzeichnungen führen? Das ist für Sie doch sicherer und für Ihre Kunden wichtig.« Van Dyne zuckte die Achseln.
    »Die Kunden können mich am Arsch lecken. Weiß ich denn, ob uns nicht eines Tages die FBI oder die hiesigen Bullen hochgehen lassen? Am Ende brauche ich vielleicht Geld, um die Anwälte bezahlen zu können. Gibt es da etwas Besseres als eine Liste mit ein paar tausend Knilchen, die unter falschem Namen leben, Knilchen, die sich lieber ein wenig ausquetschen lassen, als wieder ganz von vorn anfangen zu müssen?«
    »Erpressung«, sagte Vince.
    »Ein häßliches Wort«, wandte Van Dyne ein.
    »Aber es paßt, fürchte ich. Jedenfalls interessiert uns einzig und allein, daß wir in Sicherheit sind, daß es hier keine Aufzeichnungen gibt, die uns belasten. Wir bewahren die Daten natürlich nicht in diesem Loch hier auf. Sobald wir jemandem einen neuen Ausweis geliefert haben, übertragen wir die Daten über eine sichere Telefonleitung aus dem Computer hier auf einen Computer, den wir an einem anderen Ort stehen haben. Und so, wie dieser andere Computer programmiert ist, kann man die Daten nicht von hier aus aus ihm rausholen; das ist eine Einbahnstraße. Wenn man uns also hochgehen läßt, können die Hacker bei den Bullen über diese Maschinen hier nicht an unsere Aufzeichnungen ran. Verdammt, die wüßten nicht einmal, daß es solche Aufzeichnungen gibt.« Diese neue High-tech-Verbrccherwelt machte Vince ganz benommen. Selbst der "Don, ein Mann von unendlicher krimineller Intelligenz, hatte geglaubt, daß diese Leute keine Aufzeichnungen führten, und nicht bedacht, daß die Computer ihnen das in durchaus ungefährlicher Weise ermöglichten. Vince dachte über das, was Van Dyne ihm gesagt hatte, nach und versuchte Ordnung in seine Gedanken zu bringen.
    »Dann können Sie mich also zu diesem anderen Computer bringen und dort Cornells neue Identität abrufen?« fragte er.
    »Für einen Freund von Don Tetragna«, erklärte Van Dyne,  »würde ich so ziemlich alles tun, bloß nicht den eigenen Hals aufschlitzen. Kommen Sie.« Van Dyne fuhr Vince zu einem ziemlich überfüllten chinesischen Restaurant in Chinatown. Das Lokal bot vielleicht hundertfünfzig Menschen Platz, und jeder Tisch war besetzt. Obwohl das Restaurant riesig war und mit Papierlaternen, Wandgemälden mit Drachen und imitierten Wandschirmen aus Rosenholz und ganzen Reihen von bronzenen Windglocken in Form chinesischer Ideogramme dekoriert war, erinnerte es Vince doch an die kitschige italienische Trattoria, in der er im letzten August die Küchenschabe Pantangela und die zwei Marshals ermordet hatte. Jegliche folkloristische Dekoration, ob nun chinesisch, italienisch, polnisch oder irisch, war im Wesen exakt dasselbe. Der Besitzer war ein Chinese um die Dreißig, der Vince einfach als Yuan vorgestellt wurde. Jeder mit einer Flasche Tsingtao-Bier bewaffnet, die Yuan ihnen gegeben hatte, gingen Van Dyne und Vince in das Kellerbüro des Besitzers hinunter,

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