Brandzeichen
vererbbar ist, werden seine Welpen ganz gewöhnliche Welpen sein. Zweitens: Falls sie vererbbar ist, aber die Gene der Hündin die Intelligenz verwässern, werden die Welpen schlau sein, aber nicht so schlau wie ihr Vater; und jede darauffolgende Generation wird schwächer, weniger klug, dümmer sein, bis am Ende seine Ur-Ur-Ur-Ur-Urgroßwelpen wieder ganz gewöhnliche Hunde sind.«
»Und die dritte Möglichkeit?«
»Da Intelligenz ein Überlebensfaktor ist, könnte es sein, daß sie genetisch dominant ist, sehr dominant.«
»Und in diesem Fall wären seine Welpen genauso schlau wie er.«
»Und deren Welpen auch, immer wieder, bis es mit der Zeit eine Kolonie intelligenter Golden Retrievers gibt. Tausende davon, überall auf der Welt. Dann herrschte wieder Stille. Schließlich sagte sie:
»Mann!« Und Travis:
»Er hat recht.«
»Was?«
»Das ist wirklich etwas, worüber es sich lohnt nachzudenken.«
Vince Nasco hatte nie damit gerechnet, wenigstens damals im November nicht, daß er einen ganzen Monat brauchen würde, um an Ramon Velazquez heranzukommen, den Typen in Oakland, der Mario Tetragna lästig geworden war. Solange er Velazquez nicht erledigt hatte, würde Vince auch nicht an die Leute in San Francisco herankommen, die mit falschen Ausweispapieren handelten und ihm vielleicht dabei helfen konnten, Travis Cornell, die Frau und den Hund ausfindig zu machen. Dementsprechend groß war sein Bedürfnis, Velazquez in einen Haufen faulenden Fleisches zu verwandeln.
Aber Velazquez war ein verdammter Schatten. Der Mann tat keinen Schritt, ohne zwei Leibwächter an seiner Seite zu haben, was ihn eher mehr als weniger auffällig hätte machen müssen. Aber er führte seine Geschäfte in der Glücksspielund Drogenszene - womit er die Tetragna-Konzession in Oakland störte - mit der Heimlichkeit eines Howard Hughes. Er schlängelte und wand sich, benutzte eine ganze Flotte unterschiedlicher Wagen, fuhr nie zwei Tage hintereinander dieselbe Route, traf sich nie mit jemandem zweimal am selben Ort, benutzte die Straße als Büro und blieb nirgends lange genug, um markiert, gestellt und ausgelöscht werden zu können. Er war hoffnungslos paranoid und glaubte, alle seien nur darauf aus, ihn zu erledigen. Vince sah den Mann nie lange genug, um ihn mit der Fotografie zu vergleichen, die die Tetragnas ihm geliefert hatten. Ramon Velazquez war wie Rauch.
Vince erwischte ihn erst am Weihnachtstag. Und als es schließlich dazu kam, wurde das Ganze eine riesige Schweinerei. Ramon war mit einer Menge Verwandter zu Hause. Vom Haus dahinter über die hohe Ziegelmauer zwischen zwei Grundstücken gelangte Vince auf den Velazquez-Besitz. Als er auf der anderen Seite die Mauer hinabkletterte, sah er Velazquez und ein paar Leute an einem Grill neben dem Pool, wo sie damit beschäftigt waren, einen riesigen Truthahn zu rösten. (Gab es irgendwo außerhalb von Kalifornien Leute, die Truthähne am Grill zubereiteten?) Alle entdeckten ihn sofort, obwohl er noch fast fünfzig Meter entfernt war. Er sah, wie die Leibwächter in ihre Schulterhalfter griffen, und so hatte er keine andere Wahl, als ungezielt mit seiner Uzi zu feuern, Sperrfeuer über den ganzen Hof zu legen, wobei er Velazquez, die beiden Leibwächter, eine Frau in mittleren Jahren, vermutlich die Ehefrau von irgend jemandem, und eine alte Dame, die irgend jemandes Großmutter sein mußte, erledigte. Sssnappp. Sssnappp. Sssnappp. Sssnappp. Sssnappp. Alle anderen, innerhalb und außerhalb des Hauses, schrien und warfen sich Deckung suchend zu Boden. Vince mußte wieder über die Mauer zurück in den Hof des anliegenden Hauses - wo Gott sei Dank niemand zu Hause war -, und gerade, als er dabei war, seinen Hintern über die Mauerkrone zu befördern, eröffnete ein Rudel von Latino-Typen auf dem Ve-lazquez-Anwesen das Feuer auf ihn. Er konnte von Glück reden, daß er mit heiler Haut davonkam. Als er am Tag nach Weihnachten in einem Restaurant in San Francisco auftauchte, das Don Tetragna gehörte, um sich mit Frank Dicenziano zu treffen, dem Capo der Familie, der nur dem Don selbst verantwortlich war, war Vince unruhig. Die Fratellama hatte in bezug auf Mordanschläge einen strengen Kodex. Zum Teufel, die hatten in bezug auf alles ihren Kodex - wahrscheinlich sogar darüber, wie man seinen Stuhlgang zu verrichten hatte -, und diesen Kodex nahmen sie ernst. Aber der Mordanschläge betreffende Kodex wurde vielleicht noch ein wenig ernster genommen als die anderen. Die erste
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