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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Hungrigen zu nähren oder die Kranken zu pflegen.
    »Ich habe mich nie in einer Situation befunden, wo das Risiko, eine schwangere Frau zu töten, niedrig genug war, um es zu rechtfertigen. Aber in diesem abgelegenen Haus, das ihr beide habt, werden die Umstände, sobald ich mit Cornell fertig bin, ideal sein.«

    »Bitte, nicht«, sagte sie zitternd, spielte die Schwache, wobei sie das Beben in ihrer Stimme gar nicht erst vorzutäuschen brauchte.
    Immer noch mit ruhiger Stimme, aber noch um eine Spur gefühlvoller als vorhin, sagte er:
    »Deine Lebensenergie wird freiwerden, immer noch jung und reich. Aber im Augenblick, da du stirbst, werde ich auch die Energie des Kindes empfangen. Und die wird vollkommen rein und unbenutzt sein, ein Leben, das von den vielen Seuchen dieser kranken, degenerierten Welt nicht befleckt ist. Du bist meine erste schwangere Frau, Nora, und ich werde immer an dich denken.« Tränen schimmerten in ihren Augenwinkeln, und sie waren nicht bloß Ergebnis ihrer Schauspielkunst. Obwohl sie wirklich daran glaubte, daß Travis einen Weg finden würde, diesem Mann entgegenzutreten, fürchtete sie dennoch, daß sie oder Einstein im Getümmel den Tod finden würden. Und sie wußte nicht, wie Travis damit fertigwerden würde, wenn er sie nicht alle retten konnte.
    »Verzweifle nicht, Nora«, sagte Vince.
    »Du und dein Baby, ihr werdet nicht ganz aufhören zu existieren. Ihr beide werdet ein Teil von mir werden, und in mir ewig weiterleben.« Travis nahm das erste Blech mit Plätzchen aus der Backröhre und stellte es zum Abkühlen ab.
    Einstein kam schnüffelnd an, und Travis sagte:
    »Die sind noch zu heiß.« Der Hund kehrte ins Wohnzimmer zurück, um durch das Fenster in den Regen hinauszublicken.
    Kurz bevor Nora vom Highway abbog, glitt Vince vom Sitz, unter Fensterhöhe, um nicht gesehen zu werden. Er hielt die Waffe auf sie gerichtet.
    »Eine falsche Bewegung, und ich blas' dir das Baby aus dem Bauch.« Sie glaubte ihm. Sie bog in den schlammigen, schlüpfrigen Feldweg ein und fuhr den Hügel hinauf auf das Haus zu. Die überhängenden Zweige der Bäume schützten die Straße vor dem schlimmsten Regen, sammelten aber das Wasser auf den Blättern und schickten es in dicken Tropfen oder kleinen Rinnsalen auf den Boden. Sie sah Einstein an einem der vorderen Fenster und versuchte sich irgendein Signal einfallen zu lassen, das >Gefahr<  bedeutete und das der Hund sofort verstehen würde. Aber es wollte ihr nichts einfallen. Vince blickte zu ihr auf und sagte:
    »Fahr nicht bis ganz zur Scheune. Halt neben dem Haus an.« Sein Plan war leicht zu durchschauen. Die Ecke des Hauses, wo sich Speisekammer und Kellertreppe befanden, hatte keine Fenster. Travis und Einstein würden den Mann nicht mit ihr aus dem Pick-up steigen sehen. Vince konnte sie um die Ecke treiben, hinauf auf die hintere Veranda und ins Innere des Hauses, ehe Travis bemerken würde, daß etwas nicht stimmte.
    Vielleicht würden Einsteins Hundesinne die Gefahr spüren. Vielleicht. Aber... Einstein war so krank gewesen. Einstein trottete in die Küche. Er war sichtlich erregt.
    »War das Nora?« fragte Travis. JA. Der Retriever ging zur hinteren Tür, vollführte einen ungeduldigen Tanz - und blieb dann wie erstarrt stehen, legte den Kopf schief. Noras Chance kam, als sie es am allerwenigsten erwartete.
    Als sie neben dem Haus hielt, die Handbremse einlegte und den Motor abschaltete, packte Vince sie und zerrte sie über den Sitz, auf seiner Seite nach draußen, weil das die Seite war, die dem Hinterende des Hauses zugewendet war und von den vorderen Fenstern aus am schwierigsten einzusehen war. Während er aus dem Wagen kletterte und sie an einer Hand hinter sich herzog, schaute er um sich, um sicherzugehen, daß Travis nicht in der Nähe war. Damit beschäftigt, konnte er den Revolver nicht so dicht auf Nora gerichtet halten wie vorher. Während sie über die Sitzbank rutschte - am Handschuhfach vorbei -, ließ sie den Deckel aufklappen und schnappte sich die Pistole, Vince mußte etwas gehört oder gefühlt haben, denn er schwang zu ihr herum - aber da war es bereits zu spät. Sie rammte ihm den Lauf der .38er in den Leib und drückte dreimal schnell hintereinander ab, ehe er seinerseits die Waffe heben und ihr den Schädel wegblasen konnte.
    Sein Blick zeigte höchste Bestürzung. Er wurde gegen die Hauswand, nur einen Meter hinter ihm, geschleudert.
    Ihre eigene Kaltblütigkeit erstaunte sie. Ein verrückter Gedanke kam ihr:

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