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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Der Hund starrte ihn an.
    »Ist an dir etwas Besonderes - oder ist mir das Gehirn ausgelaufen?« Der Hund lag reglos und schlaff da, als würde er jeden Augenblick die Augen schließen und einschlafen.
    »Wenn du mich jetzt angähnst, verdammt noch mal, bekommst du einen Tritt.« Der Hund gähnte.

    »Scheißköter!« sagte Travis. Er gähnte wieder.
    »Also bitte! Was soll das jetzt? Gähnst du, weil ich das gesagt habe und weil du dein Spiel mit mir treibst? Oder gähnst du einfach so! Wie soll ich das, was du tust, auslegen? Wie soll ich wissen, ob etwas davon eine Bedeutung hat?« Der Hund seufzte. Travis seufzte ebenfalls, ging an eines der vorderen Fenster und starrte in die Nacht hinaus, wo der schwachgelbe Schein der Natriumdampf-Straßenlampen die federartigen Wedel der ausladenden kanarischen Dattelpalme von hinten beleuchtete. Er hörte, wie der Hund vom Sofa sprang und aus dem Raum eilte, verzichtete aber darauf, seinen Aktivitäten nachzugehen. Für den Augenblick konnte er keine weitere Enttäuschung brauchen. Der Retriever machte in der Küche Lärm. Ein Klirren. Dann ein schwaches Klappern. Travis nahm an, daß er aus seiner Schüssel trank. Sekunden später hörte er ihn zurückkommen. Er kam an seine Seite und rieb sich an seinem Bein. Travis schaute hinunter und entdeckte zu seiner Überraschung, daß der Retriever eine Dose Bier zwischen den Zähnen hielt. Er nahm die dargebotene Dose und stellte fest, daß sie kalt war.

    »Die hast du aus dem Kühlschrank geholt!« Der Hund schien zu grinsen.
    Als Nora Devon in der Küche das Abendessen zubereitete, Klingelte das Telefon wieder. Sie betete, daß nicht er anriefe. Aber er war es.
    »Ich weiß, was Sie brauchen«, sagte Streck.
    „Ich weiß, was Sie brauchen.« Ich bin nicht einmal hübsch, wollte sie sagen. Ich bin eine ganz gewöhnliche, verbaute alte Jungfer, was wollen Sie also von mir? Ich bin vor Leuten wie Ihnen sicher, weil ich nicht hübsch bin. Sind Sie blind? Aber sie konnte nichts sagen.
    »Wissen Sie, was Sie brauchen?« fragte er.
    Jetzt fand sie endlich ihre Stimme und sagte:
    »Lassen Sie mich in Frieden.«
    »Ich weiß, was Sie brauchen. Sie wissen es vielleicht nicht, aber ich weiß es.« Diesmal legte sie als erste auf, knallte den Hörer so kräftig hin, daß es ihm im Ohr weh getan haben mußte. Später, um halb neun, läutete das Telefon wieder. Sie saß im Bett, las Dickens' >Große Erwartungen und aß Eiskrem. Als der Apparat das erste Mal anschlug, erschreckte sie das so, daß ihr der Löffel aus der Hand und in die Schale fiel und sie ihren Nachtisch fast verschüttet hätte, Sie stellte die Schale weg, legte das Buch hin und starrte das Telefon auf dem Nachttisch angstvoll an. Sie ließ es zehnmal klingeln, fünfzehnmal. Zwanzigmal. Das schrille Geräusch erfüllte den Raum, hallte von den Wänden wider, bis jeder einzelne Klingelton sich in ihren Schädel zu bohren schien. Schließlich wurde ihr klar, daß sie einen großen Fehler machte, wenn sie sich nicht meldete. Er würde wissen, daß sie hier war und Angst davor hatte, den Hörer abzunehmen, und das würde ihm Vergnügen bereiten. Ihn verlangte es vor allem anderen danach. Macht auszuüben. Gerade ihr furchtsames Sichzurückziehen würde ihn ermutigen. Nora hatte keine Erfahrung im Austragen von Duellen, aber sie begriff, daß sie lernen mußte, für sich einzutreten - und zwar schnell. Beim einunddreißigsten Klingeln nahm sie den Hörer ab. Streck sagte:
    »Ich kann einfach nicht aufhören, an Sie zu  denken.«
    Nora gab keine Antwort.  Streck sagte:
    »Sie haben schönes Haar. So dunkel. Fast schwarz. Dicht und glänzend. Ich möchte mit den Händen durch Ihr Haar fahren.«
    Sie mußte jetzt etwas sagen, um ihn in die Schranken zu weisen - oder auflegen. Aber sie brachte weder das eine noch das andere fertig.

    »Ich habe nie Augen gesehen wie Ihre«, sagte Streck. Sein Atem ging schwer.
    »Grau, aber nicht wie andere graue Augen. Tiefgründig, voll Wärme und sexy.«
    Nora war unfähig zu sprechen, war wie gelähmt.

    »Sie sind sehr hübsch, Nora Devon. Sehr hübsch. Und ich weiß, was Sie brauchen. Wirklich, das weiß ich, Nora. Ich weiß, was Sie brauchen, und ich werd' es Ihnen geben.«
    Ihre Starre löste sich, weil sie plötzlich unkontrolliert zu zittern anfing. Sie ließ den Hörer auf die Gabel fallen. Sie beugte sich im Bett nach vom, es war ihr, als würde sie in Einzelteile zerfallen, bis das Zittern langsam aufhörte.
    Sie besaß keine

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