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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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er:
    »Nein, bitte, nur keine Angst, Dr. Yarbeck. Ich schände Sie nicht.« Er hängte Jakkett und Hemd über eine Stuhllehne.
    »Ich bin sexuell nicht an Ihnen interessiert.« Er schlüpfte aus Schuhen, Socken und Hose.
    »Diese Erniedrigung brauchen Sie nicht zu erleiden. Ich bin nicht die Art von Mann. Ich ziehe meine Kleider nur aus, damit sie nicht voll Blut werden.« Nackt griff er nach dem Hammer, holte über ihrem linken Bein aus und zerschmetterte ihr das Knie. Vielleicht fünfzig oder sechzig Hammerschläge später kam der Augenblick. Ssssnappp. Plötzlich durchfuhr ihn ein Energiestoß. Er war übermenschlich wach, nahm Farben und Stoffe um ihn herum überdeutlich wahr, fühlte sich um vieles stärker denn je zuvor in seinem Leben - wie ein Gott im Körper eines Menschen. Er ließ den Hammer fallen und sank neben dem Bett auf die nackten Knie. Er legte die Stirn auf das blutige Bettlaken, atmete tief ein, erschauderte unter einem Lustgefühl von solcher Stärke, daß es beinahe nicht zu ertragen war. Ein paar Minuten später, als er sich erholt und an seinen neuen, kraftvolleren Zustand gewöhnt hatte, stand er auf, wandte sich der toten Frau zu und drückte Küsse auf ihr zerschlagenes Gesicht und je einen in jede ihrer Handflächen.
    »Danke« Er war von dem Opfer, das sie ihm dargebracht hatte, so tief bewegt, daß er glaubte, er müsse weinen. Aber die Freude über sein Glück war größer als das Mitleid, das er für sie empfand, und so wollten sich keine Tränen einstellen. Im Badezimmer duschte er kurz. Als das heiße Wasser die Seife von ihm wegspülte, dachte er, wie glücklich er sich doch preisen dürfte, einen Weg gefunden zu haben, Mord zu seinem Geschäft zu machen und für das bezahlt zu werden, was er ohnehin getan hätte, auch ohne Entlohnung. Als er sich wieder angekleidet hatte, benutzte er ein Handtuch, um die wenigen Dinge abzuwischen, die er seit dem Betreten des Hauses berührt hatte. Er erinnerte sich stets an jede einzelne seiner Bewegungen und war nie besorgt, er könnte beim Abwischen einen Gegenstand übersehen und so irgendwo einen Fingerabdruck hinterlassen, Sein perfektes Gedächtnis war Teil seiner Begabung.
    Als er das Haus verließ, entdeckte er, daß die Nacht hereingebrochen war.

DREI
    Am frühen Abend zeigte der Retriever nichts von dem auffallenden Verhalten, das Travis' Fantasie so beschäftigt hatte. Er beobachtete den Hund, manchmal direkt, manchmal heimlich; aber er sah nichts, was seine Neugierde geweckt hätte. Er bereitete für sich ein Abendbrot aus mit Schinken, Salat und einer Tomate belegten Broten und machte für den Retriever eine Dose Alpo auf. Das Alpo schien ihm zu schmecken, er vertilgte das Zeug mit großen Bissen, zog aber ganz offenkundig Travis' Essen vor. Der Hund saß neben seinem Stuhl auf dem Küchenboden und sah ihn unglücklich an, als er an dem mit rotem Kunststoff belegten Tisch zwei Sandwiche aß. Schließlich gab er ihm zwei Streifen Schinken. An seinem hundehaften Betteln war nichts Außergewöhnliches. Er führte auch keine verblüffenden Tricks vor. Er leckte sich nur die Lefzen, winselte hier und da und zeigte wiederholt sein kleines Repertoire an Mitleid und Mitgefühl heischenden Klagemienen. Jeder andere Hund hätte sich auf dieselbe Art bemüht, einen Leckerbissen zu bekommen. Später schaltete Travis im Wohnzimmer den Fernseher ein, und der Hund rollte sich auf der Couch neben ihm ein. Nach einer Weile legte er ihm den Kopf auf den Schenkel und ließ erkennen, daß er gestreichelt und hinter den Ohren gekratzt werden wollte, was Travis auch tat. Gelegentlich warf der Hund einen Blick auf den Fernseher, schien sich aber nicht sonderlich für das Programm zu interessieren. Auch Travis war nicht nach Fernsehen zumute. Was ihn jetzt interessierte, war einzig und allein der Hund. Er wollte sich näher mit ihm befassen und dazu bringen, weitere Tricks zu zeigen. Obwohl er überlegte, wie er ihn dazu veranlassen könnte. Beweise seiner erstaunlichen Intelligenz zu liefern, fielen ihm keine Prüfungen ein, mit denen sich die geistige Kapazität des Tieres verläßlich würde messen lassen. Außerdem sagte eine innere Stimme Travis, daß der Hund bei einem Test nicht mitmachen würde. Die meiste Zeit schien er seine Klugheit instinktiv zu verbergen, Travis erinnerte sich an sein Ungeschick und seine geradezu komische Tollpatschigkeit bei der Verfolgung des Schmetterlings und stellte dieses Verhalten der Geschicklichkeit und Klugheit

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