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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Er und Einstein setzten ihren Spaziergang durch den Park fort. Später gingen sie an den Strand, wo der Anblick der wogenden See und der schäumenden Brecher den Retriever sichtlich in Erstaunen versetzte. Er blieb mehrere Male stehen, um ein oder zwei Minuten aufs Meer hinauszustarren, und tobte dann vergnügt in der Brandung herum. Später, als sie wieder zu Hause waren, versuchte Travis Einstein an den Büchern zu interessieren, die ihn letzten Abend so in Erregung versetzt hatten, in der Hoffnung, diesmal herauszufinden, was der Hund dabei zu entdecken hoffte. Einstein beschnüffelte die Bände, die Travis ihm brachte, gelangweilt -und gähnte. Am Nachmittag drängte sich die Erinnerung an Nora Devon überraschend lebhaft in Travis' Gedanken. Sie brauchte keine auffallende Kleidung, um das Interesse eines Mannes zu wekken. Dieses Gesicht und die grüngesprenkelten Augen reichten schon.
    Nach nur wenigen Stunden Schlaf nahm Vincent Nasco eine frühe Maschine nach Acapulco. Er bezog ein Zimmer in einem riesigen Hotel an der Bucht, einem glitzernden, aber seelenlosen Hochbau, der zur Gänze aus Glas, Beton und Terrazzo bestand. Er zog luftige weiße Baumwollhosen, weiße Leinenschuhe und ein hellblaues Ban-Lon-Hemd an und machte sich auf die Suche nach Dr. Lawton Haines. Haines machte in Acapulco Ferien. Er war neununddreißig Jahre alt, einen Meter siebenundsiebzig groß, wog zweiundsiebzig Kilo, hatte schwer zu bändigendes dunkelbraunes Haar und sollte angeblich wie Al Pacino aussehen, wenn man davon absah, daß er ein rotes Muttermal von der Größe einer Halb-Dollar-Münze auf der Stirn hatte. Er kam mindestens zweimal im Jahr nach Acapulco, wohnte immer im eleganten Hotel Las Brisas an der Anhöhe östlich der Bucht und speiste zu Mittag mit Vorliebe ausgedehnt in einem Restaurant neben dem Hotel Caleta, das er wegen seiner Margaritas und seinem Ausblick auf die Playa de Caleta bevorzugte. Zwanzig nach zwölf saß Vince in einem mit bequemen gelb und grün gemusterten Kissen ausgestatteten Rohrstuhl an einem fensterseitigen Tisch jenes Restaurants. Er hatte Haines gleich beim Betreten des Lokals entdeckt. Der Doktor saß an einem anderen Fenstertisch, drei Tische von Vince entfernt und durch eine Topfpalme etwas abgeschirmt. Er befand sich in Gesellschaft einer fantastisch aussehenden Blondine, und sie aßen Garnelen und tranken Margaritas. Sie trug weiße Hosen und ein buntgestreiftes Oberteil, und die Hälfte der Männer im Lokal starrte sie an. Vince fand, Haines sehe eher wie Dustin Hoffman als wie AI Pacino aus. Er hatte die scharfen Züge Hoffmans, inklusive der Nase, und war im übrigen genau so, wie man ihn beschrieben hatte. Der Typ trug rosafarbene Baumwollhosen, ein hellgelbes Hemd und weiße Sandalen, eine Aufmachung, die nach Vinces Ansicht selbst für diese Breiten etwas extrem war. Vince nahm Albondigasuppe, Enchiladas aus Meeresfrüchten in Salsa Verde und eine alkoholfreie Margarita zu sich und bezahlte seine Rechnung, als Haines und die Blondine sich zum Gehen anschickten. Die Blondine fuhr einen roten Porsche. Vince folgte ihnen in einem gemieteten Ford mit zu vielen Meilen auf dem Buckel, der klapperte wie das Schlagzeug einer Mariachi-Kapelle und dessen Fußmatte süßlich nach Schimmel roch. Am Las Brisas setzte die Blondine Haines am Parkplatz ab, fuhr allerdings erst weiter, nachdem sie wenigstens fünf Minuten neben ihrem Wagen stehend einander im hellen Tageslicht, jeder die Hände am Popo des anderen, geküßt hatten. Vince war angewidert. Er hatte erwartet, Haines würde mehr Gefühl für Anstand haben. Der Mann war schließlich Akademiker. Wenn sich schon gebildete Leute nicht gemäß den überlieferten Verhaltensnormen benahmen, wer dann sollte es tun? Brachte man den Leuten heutzutage auf den Universitäten keine Manieren mehr bei? Kein Wunder, wenn die Welt mit jedem Jahr roher und unflätiger wurde. Die Blonde fuhr in ihrem Porsche davon, und Haines verließ den Parkplatz in einem weißen Mercedes 560 SL Sportcoupe. Es war bestimmt kein Mietwagen, und Vince fragte sich, wo der Doktor ihn herhatte. Haines überließ den Wagen vor einem anderen Hotel dem Parkwächter, und Vince tat es ihm gleich. Er folgte dem Doktor durch die Hotelhalle zum Strand, wo es zunächst den Anschein hatte, als stünde ihnen beiden ein ereignisloser Spaziergang am Ufer bevor. Aber Haines ließ sich neben einem fantastisch aussehenden mexikanischen Mädchen in einem Bänder-Bikini nieder. Sie war

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