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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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angenommen, daß die ein unheimliches neues Lebewesen erzeugen könnten, indem sie an der Genstruktur einer existierenden Gattung herumschnippeln  - welchen Nutzen würde das bringen? Ich meine, abgesehen davon, daß man es auf einem Rummelplatz zur Schau stellen könnte?« Walts Augen verengten sich.
    »Ich weiß nicht. Das mußt du mir sagen.«
    »Hör zu. Die Zuwendungen für Forschungsvorhaben sind immer verdammt knapp, und um jede größere und kleinere Zuwendung dieser Art gibt es heftige Konkurrenz, also wird niemand sich leisten können, mit etwas zu experimentieren,  das keinen Sinn hat. Verstehst du? Und da jetzt ich in den Fall verwickelt bin, weißt du, daß es sich um eine Angelegenheit der nationalen Verteidigung handeln muß, was wiederum hieße, Banodyne verplempert Pentagon-Geld, um einen Faschingsnarren zu produzieren.«
    »Die Worte >verplempern< und >Pentagon< sind schon manchmal im selben Satz vorgekommen«, sagte Walt trocken.
    »Jetzt bleib mal auf dem Teppich, Walt. Es ist eine Sache, wenn das Pentagon zuläßt, daß einige seiner Auftragnehmer Geld für die Produktion notwendiger Waffensysteme vergeuden, und eine völlig andere, daß sie bewußt Mittel für ein Experiment ohne Verteidigungsnutzen ausgeben. Das System ist manchmal ineffzient, manchmal sogar korrupt, aber regelrecht dumm ist es nie. Und außerdem sage ich noch einmal: Dieses ganze Gespräch ist sinnlos, weil das hier nichts mit Banodyne zu tun hat.« Walt starrte ihn einige Augenblicke lang an und seufzte dann.
    »Herrgott, Lem, du bist gut. Ich weiß, daß du mich anlügen mußt, aber fast glaube ich jetzt, du sagst die Wahrheit.«
    »Ich sage die Wahrheit.«
    »Du bist gut. Also sag mir... wie steht's mit Weatherby, Yarbeck und den anderen? Habt ihr ihren Mörder inzwischen gefunden?«
    »Nein.« Tatsächlich hatte der Mann, den Lem mit dem Fall betraut hatte, berichtet, allem Anschein nach hätten die Sowjets einen Killer eingesetzt, der nicht einer ihrer Agenten sei und vielleicht überhaupt nicht im Kreis der politischen Agenten zu suchen sei. Die Ermittlungen waren offenbar in eine Pattstellung geraten. Aber zu Walt gewendet, sagte er nur:
    »Nein.« Walt schickte sich an, sich aufzurichten und die Wagentür zu schließen, beugte sich dann aber noch einmal hinunter.
    »Eines noch: Hast du schon bemerkt, daß es allem Anschein nach ein bestimmtes Ziel hat?«

    »Wovon redest du?«
    »Es hat sich, seit es aus Banodyne ausgebrochen ist, beständig in nördlicher oder nordnordwestlicher Richtung bewegt«, sagte Walt.
    »Es ist nicht aus Banodyne ausgebrochen, verdammt«.
    »Von Banodyne zum Holy Jim Canyon, von dort nach Irvine  Park und von dort heute nacht zum Haus der Keeshans. Beständig in nördlicher oder nordnordwestlicher Richtung. Ich nehme an, du weißt, was das bedeutet, welches Ziel es haben Mannte, aber ich wage natürlich nicht, dich danach zu fragen, sonst steckst du mich geradenwegs ins Gefängnis und läßt mich dort verfaulen.«

    »Ich habe dir in bezug auf Banodyne die Wahrheit gesagt.«

    »Sagst du.«

    »Walt, du bist unmöglich.«

    »Sagst du.«

    »Sagt jeder. Würdest du mich bitte jetzt nach Hause fahren  lassen? Ich bin müde.«
    Lächelnd schloß Walt endlich die Tür.  Lem fuhr aus der Krankenhausgarage zur Main Street, dann  auf die Autobahn in Richtung Placentia, nach Hause. Er hoffte, spätestens zur Dämmerung wieder im Bett zu liegen.
    Während er den NSA-Wagen durch die Straßen steuerte, die ebenso leer waren wie Schiffahrtswege auf dem Meer, dachte er darüber nach, daß der Outsider nordwärts zog. Ihm war das ebenfalls aufgefallen. Und er glaubte sicher zu wissen, was er suchte, selbst wenn er nicht exakt wußte, wohin sein Weg ihn rührte. Der Hund und der Outsider hatten von Anfang an ein ganz besonderes Wahrnehmungsvermögen füreinander gehabt, eine geradezu unheimliche, instinktive Wahrnehmung der Stimmungen und Aktivitäten des anderen, selbst wenn sie nicht im selben Raum waren. Davis Weatherby hatte halb im Scherz gemeint, die Beziehung dieser beiden Geschöpfe habe etwas Telepathisches an sich. Und jetzt gab es im Outsider höchstwahrscheinlich immer noch einen gewissen Gleichklang mit dem Hund, also folgte er ihm, und irgendein sechster Sinn wies ihm den Weg. Lem hoffte um des Hundes willen, daß es nicht so war.
    Im Labor war offenkundig gewesen, daß der Hund den Outsider stets fürchtete, und aus gutem Grund. Die beiden waren das Yin und das Yang des Francis-Projekts

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