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Brandzeichen

Brandzeichen

Titel: Brandzeichen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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ließen es nicht zu, daß sie auch nur einen einzigen Blick auf ihr Spiegelbild warf, ehe sie trockengefönt und ausgekämmt war. Dann drehten sie sie im Sessel herum und konfrontierten sie mit sich selbst. Als sie sich sah, war sie überwältigt.

    »Sie sehen großartig aus«, sagte Travis.

    »Eine totale Verwandlung«, sagte Melanie.

    »Großartig!!« wiederholte Travis.

    »Sie haben ein so hübsches Gesicht und einen prima Knochenbau«, sagte Melanie.
    »Die glatten langen Haare haben Ihr Gesicht in die Länge gezogen und spitz erscheinen lassen. So hat Ihr Gesicht die vorteilhafteste Einrahmung.« Selbst Einstein schien die Veränderung zu mögen. Als sie den Schönheitssalon verließen, wartete der Hund an der Stelle, wo sie ihn an eine Parkuhr angebunden hatten. Erst nach einer typischen Hunde-Spätzündung erkannte er sie, sprang auf und legte ihr die Vorderpfoten auf die Schultern. Er beschnüffelte ihr Gesicht und ihr Haar und winselte dann glücklich und schwanzwedelnd. Sie haßte ihr neues Aussehen. Als man sie zum Spiegel herumdrehte, sah sie vor sich eine bedauernswerte alte Jungfer, die versuchte, als lebhaftes junges Ding aufzutreten. Das gestylte Haar war einfach nicht sie - es betonte bloß, daß sie im Grunde langweilig und nichtssagend aussah. Sie würde niemals begehrenswert, charmant, modern oder irgend etwas von dem sein, was die neue Frisur von ihr behauptete. Es war, als steckte man einem Truthahn einen bunten Federwisch an und versuchte ihn als Pfau auszugeben. Weil sie Travis' Gefühle nicht verletzen wollte, tat sie, als gefiele ihr, was man mit ihr gemacht hatte. Aber am Abend wusch sie sich das Haar, bürstete es aus, zog daran, bis das sogenannte Styling glattgezerrt war. Wegen des Schnittes lag es nicht mehr so gerade und schlaff wie früher, aber sie tat, was sie konnte, um den alten Zustand wiederherzustellen. Als Travis sie am nächsten Tag zum Mittagessen abholte, war er sichtlich betroffen, daß sie zu ihrem früheren Aussehen zurückgekehrt war. Aber er sagte nichts, stellte keine Fragen. Ihr war es derart peinlich, sie hatte solche Angst, seine Gefühle verletzt zu haben, daß sie in den ersten zwei Stunden unfänig war, ihm länger als ein oder zwei Sekunden lang in die Augen zu sehen. Trotz ihres wiederholten und immer heftiger werdenden Sträubens bestand Travis darauf, mit ihr etwas zum Anziehen kaufen zu gehen, ein buntes, sommerliches Kleid, das sie zum Abendessen im Talk-of-the-Town tragen könnte, einem eleganten Restaurant an der West Gutierrez, wo man, wie er ihr sagte, gelegentlich die Filmstars sehen könne, die in der Gegend lebten, Leute von der Filmkolonie, die an Prominenz nur der in Beverly Hills/Bel Air nachstehe. Sie gingen in einen teuren Laden, wo sie ein Dutzend Kleider anprobierte, sich in jedem Travis zeigte, um seine Reaktion zu sehen, dabei rot wurde und sich gedemütigt vorkam. Die Verkäuferin schien echt zufrieden, wie alles an Nora aussah, und sagte ihr immer wieder, ihre Figur sei perfekt. Aber Nora wurde einfach das Gefühl nicht los, die Frau mache sich über sie lustig. Das Kleid, das Travis am besten gefiel, stammte aus der Diane-Freis-Kollektion. Nora konnte nicht leugnen, daß es reizend aussah: im wesentlichen in Rot und Gold, aber mit geradezu wildem Hintergrund aus einem Gemisch anderer Farben, die besser zusammenpaßten, als das eigentlich hätte der Fall sein sollen (offenbar das Besondere an Preis' Designs). Es war ein höchst feminines Kleid. An einer schönen Frau wäre es einfach umwerfend gewesen. Aber es paßte nicht zu ihr. Dunkle Farben, formlose Schnitte, einfaches Material, keinerlei Dekor - das war ihr Stil. Sie versuchte ihm klarzumachen, was für sie das beste sei, erklärte, daß sie nie ein Kleid wie dieses tragen könne. Aber er sagte:
    »Sie sehen einfach großartig darin aus, wirklich -großartig.« Sie ließ es ihn kaufen. Ja, bei Gott, sie ließ es wirklich zu. Sie wußte, es war ein großer Fehler, es war falsch, und sie würde es nie tragen. Als das Kleid eingepackt wurde, fragte sich Nora, weshalb sie nachgegeben habe, und dabei wurde ihr klar, daß sie sich zwar gedemütigt vorkam, es ihr aber doch schmeichelte, daß ein Mann Kleider für sie kaufte, sich für ihr Aussehen interessierte. Daß so etwas geschehen könnte, davon hätte sie nie zu träumen gewagt, und sie war überwältigt. Die Röte wich nicht aus ihrem Gesicht. Ihr Herz schlug wie wild. Sie fühlte sich schwindelig, aber es war ein wohltuender

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