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Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
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Meer, auf der anderen Seite ein Meeresarm, beide enthielten Salzwasser; wenn sie an der Küste des Meeresarms entlangwanderte, würde sie unausweichlich an Flüsse und schließlich zu einer Siedlung gelangen. Man sagte den Bewohnern der Fingertäler nach, ihren Klans sehr verbunden und hitzig zu sein und bei Anfeindungen rasch zu Taten zu schreiten, jedoch auch, daß sie sich gegenüber Fremden, die sich ihnen höflich näherten, gleicherweise höflich benahmen, und den Bedürftigen, die ihnen begegneten, großmütig halfen. Sie trennte die Rinde in schmalen Streifen ab und befreite diese Streifen von Holzresten, legte sie sich auf die Knie, schaute bei der Arbeit dann und wann hinauf zur Sonne, um eine Vorstellung davon zu haben, wie lange es noch hell blieb. Inzwischen hatte es keinen Sinn mehr, Fallen zu basteln, es war zu spät am Tag, um noch Wildpfade zu suchen, und am folgenden Morgen gedachte sie sich frühzeitig auf den Weg zu machen. Sie beließ dem Schößling die Hälfte seiner Rinde, weil sie ihn nicht zugrunde richten mochte, schälte weitere Rinde einem anderen Schößling ab. Also eine Schleuder, ja. Ich bin wie eingerostet, ich muß mich möglichst nahe anschleichen und auf ein bißchen Glück hoffen ...
    Sie fertigte die Kordeln an, versah sie mit einer Wurfschlinge, entdeckte einige geeignete Steine und hatte tatsächlich Glück und konnte deshalb als abendliches Mahl rundliche Brünnhühner verzehren, die sie über einem Feuer briet, das zu entfachen sie erhebliche Mühe kostete und einige Blasen verursachte; nie hatte sie gern eine Reibvorrichtung benutzt, und unter den jetzigen Umständen bereitete es ihr um so stärkeres Mißvergnügen. Die Brünnhühner hatten einen aufdringlichen Geschmack, und als Salz stand nur das Meersalz auf ihrer Haut zur Verfügung, aber das Fleisch war zart, ergab ein warmes Essen und in ihrem Magen eine wohlige Schwere; sie beendete die Mahlzeit mit einem aus Rinde geflochtenen Körbchen voller süßer, saftiger Trauerbeeren (danach hatte sie allerdings noch eine halbe Stunde lang damit zu tun, kleine, flache Samenkörner zwischen ihren Zähnen hervorzustochern). Unterdessen ging der Sonnenuntergang vorbei, und am Himmel glommen Sterne schon so dicht an dicht, wie Flöhe im Fell eines streunenden Mischlingsköters saßen. Sie seufzte auf, nachdem sie die Unannehmlichkeiten der Lage nun auf ein Mindestmaß beschränkt hatte, erhob sich schwerfällig, streifte Hose und Bluse ab (die Stiefel ließ sie an den Beinen, weil sie wußte, sie würde, hätte sie sie erst einmal ausgezogen, die Füße nicht wieder hineinkriegen); sie knüllte die Hose zusammen und scheuerte sich mit dem Knäuel die Haut ab, soweit sie sie mit den Armen erreichen konnte. Die Kruste, die nach dem Trocknen des Meerwassers zurückgeblieben war, führte bereits stellenweise zu Ausschlag, und in den schlimmsten dieser Bereiche wurde die Haut rissig. Als sie getan hatte, was sie in dieser Beziehung tun konnte, kleidete sie sich wieder an, häufte Erde auf die Restglut des Feuers, löschte sie sorgfältig (der Gedanke, das nächste Mal womöglich inmitten eines Waldbrands zu erwachen, war ihr zuwider). In einigem Abstand buddelte sie eine neue Schlafgrube, legte sich hinein und bedeckte sich mit trockenem Laub. Sehr schnell sank sie in einen so tiefen Schlummer, daß sie nichts von dem kurzen, aber heftigen Regen bemerkte, der eine Stunde später herabprasselte.
    In der Morgendämmerung wachte sie auf; sie fröstelte und verspürte hinter den Augen die Art von Schmerzen, die anzeigte, daß ihr eine Erkältung bevorstand. Mit dem linken Handballen rieb sie den Anhänger, der zwischen ihren Brüsten baumelte. Ach Brann, o Brann, warum bist du nicht da, wenn ich dich brauche? Mit einem gehusteten Auflachen räkelte sie sich, dehnte die Muskeln im Gesicht und Körper, klopfte Hose und Bluse ab, die naß geworden waren, schüttelte die feuchten Blätter ab, die an ihr hingen. Sie zitterte, fühlte sich verunsichert, irgend etwas war da ... Ihr Blick heftete sich auf die drei Schößlinge, denen sie Rinde abgeschnitten hatte, und sie erschauderte, weil plötzlich ein Gedankenbild von Säuglingen, die vor Schrecken und Schmerzen schrien, sie heimsuchte. Einer Eingebung folgend, die halb auf Fieberwahn beruhen mochte, brachte sie ihrer linken Handfläche mit einem ihrer Messer eine Schnittwunde bei und schmierte das Blut der Wunde auf die von Rinde entblößten Teile der kleinen Bäumchen. Sofort wurde ihr

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