Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brann 02 - Blaue Magie

Brann 02 - Blaue Magie

Titel: Brann 02 - Blaue Magie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Clayton
Vom Netzwerk:
Sommer war, regnete es, sofern überhaupt Regen fiel, nie lang, und in den Nächten blieb es lau, obschon es gegen Morgen etwas kühl werden konnte. Nach Ablauf der sieben Tage befand sie sich unterhalb der Hänge von Bergen, die von der Meeresbucht abrückten, und sie drang tief in die ausgedehnten Eichenwälder vor, schritt durch ein düsteres Zwielicht, in dem verborgene Augen sie beobachteten. Der Waldboden war frei und leicht begehbar, nur gelegentlich ragte einmal tückisch eine Wurzel aus der dicken Schicht alten Laubs. Da und dort gab es Lichtungen, wo uralte Eichen niedergebrochen lagen und genügend Platz zur Ausbreitung von Ranken und Unterholz gelassen hatten, doch dabei handelte es sich um Ausnahmen; sich im Wald Nahrung zu verschaffen, war mühselig, aber Holz für die Zubereitung zu sammeln, wäre noch mühsamer gewesen, hätte sie nicht beschlossen, gänzlich aufs Feuerentfachen zu verzichten. Kaum daß sie das grüne Dunkel des Waldes betrat, hatte sie bereits stark den Eindruck gehabt, daß die Bäume kein Feuer dulden (wenngleich sie über solche Blüten ihres Vorstellungsvermögens lachte, soweit sie bei ihrer hartnäckigen, scheußlichen Erkältung, die sie Kräfte kostete, lachen konnte) und mit jedem übel umspringen würden, der hier irgendwelches Holz verbrannte, und wäre es bloß abgestorbenes Holz. Am ersten Abend brachte sie eine gute Stunde damit zu, scheue Forellen aus einem steinigen Bach zu fischen; sie nahm sie aus und verzehrte sie roh. Und sie machte sich die Mühe, die Haut, Gräten und den übrigen Abfall bei den Wurzeln eines Baums gründlich zu vergraben. Am nächsten Morgen zog sie eine halbe Stunde lang bachaufwärts, fing dann erneut eine Forelle, aß sie wiederum roh und vergrub auch diesmal alles, was sie nicht verzehrte. Fortwährend fühlte sie sich von den Bäumen, die sich zwar nicht unbedingt feindselig, aber doch abweisend zeigten, zum Weiterwandern gedrängt. Sie eilte regelrecht durchs ständige grünliche Dämmerlicht des Waldesinnern, marschierte täglich so lange, wie ihre Füße sie tragen wollten, ehe sie anhielt, um zu essen und zu schlafen.
    Am Spätnachmittag des siebten Tages blieb sie unvermittelt stehen und lauschte; sie mochte ihren Ohren nicht recht trauen. Durch das Rauschen des Blattwerks und das rauhe Knarren der dickeren Äste vernahm sie ein stetiges Plink-plink-plink. Allmählich ertönte es lauter, wurde tatsächlich als das vertraute Gehämmer eines Schmieds erkennbar. Der Untergrund war in dieser Gegend felsiger, die Höhe der Bäume verringerte sich hingegen, unter die Eichen mischten sich Espen, Birken und Immergrün, und der Sonnenschein wob auf der Erde und in der Luft rings um die Frau Muster wie von Spitze. Sogar die Erkältung schien nachzulassen.
    Die Frau verließ die Bäume und hatte mit einemmal Ausblick in eine breite Klamm, durch deren Sohle sich ein schmaler Bach wand. Der Geländeeinschnitt war sehr alt, die Seiten bestanden aus sanften Abhängen, vom kurzem, dichten Gras bedeckt wie von einem grünen Pelz. Der Klingklang des Hämmerns kam von weiter bergauf, von einer Stelle hinter einer leichten Biegung mit einigen jungen Bäumen.
    Sie ging an diesen Bäumen vorüber, bewegte sich mehr aus Gewohnheit lautlos, als daß sie es als nötig erachtet hätte. Der Schmied wandte ihr den Rücken zu; er arbeitete an irgend etwas, das auf einem Amboß mit Eichensockel lag. Er hatte eine offene Schmiede, zwar klein, aber in jeder Hinsicht gut ausgestattet, nur im Nachteil bezüglich des Standorts. Wieso war er allein hier in der Wildnis tätig? Sein Wohnhaus und seine Familie mochten sich hinter der nächsten Biegung des Bergs befinden, doch die Frau bezweifelte es; es müßte, wäre es so, etwas zu bemerken sein, man hätte Hunde bellen, Vieh blöken gehört — sie wußte, daß die Bewohner der Fingertäler Vieh hielten —, Geschrei von Kindern, vielerlei andere Geräusche. Nichts Derartiges jedoch ließ sich vernehmen. Der Schmied trug ein kurzes, ledernes Lendentuch, um die Stirn einen Riemen, um sich das volle, blonde Haar aus der Stirn zu halten, und eine schwere, dicke Lederschürze, sonst nichts. Sie beobachtete das Muskelspiel an seinem Rücken und dem Gesäß, lächelte versonnen und griff sich ins Haar. Du mußt, dachte sie, wie eine Rachegöttin auf dem Weg zur Vergeltung aussehen. Sie beruhte ihre Arme, die Messer waren an ihrem Platz, steckten locker genug in den Scheiden, um schnell gezückt zu werden, jedoch nicht so

Weitere Kostenlose Bücher