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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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schwiegen.
    »Stellt euch auf.« Bran mochte es nicht, wie sie ihn anstarrten. »Zu zweit nebeneinander!«, fauchte er sie an. Dann blieb er stehen und betastete den Riss im Panzerhemd. »Wir müssen warten«, sagte er. »Auf Sturm und Zwei Messer. Gebt den Bescheid an Kengber weiter.«
    Die Worte pflanzten sich von Mann zu Mann fort.
    Da knackten Zweige. Es hörte sich an, als fiele etwas Schweres ins Gras. Bran glaubte, etwas rascheln zu hören.
    Nach einer Weile kamen Sturm und Zwei Messer zurück. Sie tauchten einen Pfeilschuss vor ihnen aus dem Wald auf, und Bran erkannte gleich, was sie in den Händen hielten. Es sah aus wie voll gestopfte Ledersäckchen, doch als die zwei Brüder näher kamen, beugte Hagdar sich zur Seite und erbrach sich. Die Brüder kümmerten sich nicht darum. Zwei Messer teilte die Haare des abgeschlagenen Kopfes in zwei Bündel und knotete sie über seinem Gürtel zusammen. »Ich will ihn beim Kampf nicht verlieren«, erklärte er. Die zwei erhielten viel Lob von den anderen Kriegern, ehe sie sich wieder auf ihren Platz begaben.
    »Gehen wir weiter?«, fragte Tarba.
     
    Bran führte das Heer weiter, wobei er mit den Augen die Baumstämme absuchte. Der dichte Wald legte sich dunkel und still um sie, und nur zweimal wurde die Stille von Vögeln, die aus den Büschen aufflatterten, unterbrochen.
    Eine ganze Weile später erreichten sie die Bienennester. Bran hatte sie schon während des ganzes Weges gerochen. Es waren jetzt weniger Bienen, doch die Schwärme brummten noch immer um die dicken Nester herum.
    Am Ende des Reiches der Bienen machten sie Rast. Es war schwer, mit Rüstung, Waffen und Helm zu wandern. Bran war froh darüber, dass Tarba die Wasserschläuche mitgenommen hatte. Die Tirganer tranken und aßen ein paar Happen Fleisch. Bald waren sie wieder unterwegs.
    Die Nacht war nicht mehr so dunkel, als sich der Weg an dem vom Wind gebrochenen Baum teilte. Bran erinnerte sich an den Baum und führte die Männer nach rechts. Er pflückte ein paar der Beeren, doch als er sah, dass die Dornenbüsche zwischen den Stämmen dichter wurden, blieb er stehen und hob den Arm. Das war die Dornenmauer, die Sars Saal umgab.
    »Wir sind da.« Hagdar stellte sich neben Bran und stützte sich auf seinen Speer. »Wir haben die Tirganer zum Dorf des Inselvolkes geführt. Von heute an sind wir keine Seeleute oder Jäger mehr, sondern Mörder.«
    Hagdar wischte sich die Nase ab. Bran spürte, dass ihm das nicht gefiel, doch er konnte und wollte nicht verstehen, warum. Sollten sie Tir denn nicht rächen? Das war doch das Volk, das zugelassen hatte, dass Sars Männer sie schlugen. Begriff Hagdar denn nicht, dass dies die Übeltäter waren? Die Tirganer waren hierher gekommen, um die Insel zu erobern und den Sklaven die Freiheit zu schenken. Das war doch wohl eine gute Sache?
    Hagdar umklammerte die Verschnürung unterhalb der Speerspitze und drückte mit dem Daumen auf die flache Seite der Eisenspitze. »Ich lasse es nicht zu, dass sie Frauen und Kinder töten, das sage ich dir!« Er spuckte auf die Speerspitze und wischte über einen alten Blutfleck. »Ich werde hier keine Schande auf mich laden, Bran.«
    »Cernunnos Regeln sind klar.« Visikal trat zu ihnen vor. Auch er hatte den Helm aufgesetzt, so dass sein Gesicht von dem Raubtierkiefer umgeben war.
    Der Helm war so geschmiedet, dass er einem Drachenkopf glich, dessen Nasenlöcher und Augen über seiner Stirn lagen. »Wer eine Frau tötet oder sich an ihr vergeht, wird hingerichtet. Wir reißen ihm die Eingeweide heraus, auf dass er auch in seinem nächsten Leben leide. Alle Arer wissen das.«
    Hagdar spuckte auf die andere Seite der Speerspitze und wischte sie wieder sauber.
    »Geh mit deinen Männern zur anderen Seite des Dorfes hinüber.« Visikal zeigte nach rechts. »Wir müssen sie umzingeln. Wenn die Dornensträucher einen Angriff unmöglich machen, kommt ihr zurück.« Er sah zu den Baumwipfeln empor. »Wir stürmen das Dorf auf mein Signal. Es ist noch immer dunkel genug.«
    Bran tat, was Visikal von ihm verlangte. Was hätte er sonst tun können? Schließlich hatte er Ar die Treue geschworen. Er legte den Wasserschlauch am Fuß eines Baumes ab und winkte den Männern zu, ihm zu folgen. Gemeinsam gingen sie an der Dornenmauer entlang. Hagdar war einen Steinwurf vor ihnen, denn nur er war so angezogen, dass er lautlos durch das Laub laufen konnte. Nach etwa einer Pfeilschusslänge kamen sie in einen Wald mannshoher Farnkräuter. Die Farne

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