Brans Reise
hörte seinen eigenen Atem – schwer, wie ein hechelnder Hund –, blickte durch seinen Helm und drehte sich zur Seite. Die Aardmänner waren so zahlreich, dass sie wie Ameisen um seine Krieger herumwimmelten. Hagdar war von dreien umringt, die er mit seinem Speer auf Distanz zu halten versuchte.
Da spürte er einen Schlag auf der Schulter. Er fiel auf die Knie, und der Schmerz legte sich wie ein Kranz um seinen Kopf. Er presste die Augen zu, drückte die Tränen fort und versuchte aufzustehen, doch erneut wurde er von einem Schlag nach vorne gestoßen. Er rollte herum, und der Aardmann stieg über ihn, hob seine Axt und spuckte ihm ins Gesicht. Bran blinzelte durch den zähen Speichel und schlug auf das Bein des Angreifers ein. Der Aardmann stürzte wie Schlachtvieh um, und Bran kroch von ihm weg.
»Vana! Vana!«, schrien die Aardmänner einander zu. Plötzlich zogen sie sich zurück, und Bran rappelte sich auf. Er stieg über den Rücken eines toten Kriegers, versuchte aber nicht einmal zu erkennen, wer es war. Hagdar zog seinen Speer aus dem Bauch eines heulenden Aardmanns, trat ihn nieder und stach erneut zu. Jetzt spürte Bran, wie ihm der Speichel aus dem Mund lief. Er senkte den Blick und bemerkte, dass der Boden von sterbenden Männern übersät war.
»Sie spannen ihre Bogen!« Keer war plötzlich an seiner Seite, zog Bran am Arm und deutete in Richtung der Bäume. Die Aardmänner hatten sich wieder gesammelt, denn jetzt wussten sie, dass es keinen Sinn hatte, die Tirganer mit Schwertern anzugreifen. Sie spannten ihre Bogen und zielten.
»In den Saal!« Bran drehte ihnen den Rücken zu und stürmte los. Das Strohdach stand in Flammen und Rauch quoll durch die Tür. Aus den Augenwinkeln sah Bran Hagdar rennen, und das Scheppern der Rüstungen verriet ihm, dass auch die anderen ihm folgten. Dann schwirrten die Pfeile an ihm vorbei, und er wurde nach vorne gestoßen. Noch im Fallen lauschte er auf die anderen, doch er hörte niemanden schreien. Deshalb ließ er seine Waffen fallen, drehte sich zur Seite und fing den Sturz mit seiner Schulter auf. Da spürte er, dass die Rüstung diesem Pfeil nicht standgehalten hatte. Die Spitze hatte sich zwischen seinen Schulterblättern in die Haut gebohrt. Der Schmerz ließ ihn wieder hochschnellen, und er folgte den letzten Männern zur Tür. Tarba zog den Sänger mit sich, und schließlich waren alle im Saal.
Im Inneren war es dunkel. Die Balken knackten, und der Rauch hing dicht unter der Decke.
»Wir müssen die Sklaven finden.« Bran starrte in Richtung der Kammern, doch der Rauch ließ ihn nichts erkennen. Virga und Keer rannten zum Thron empor, während Tarba und Nangor weiter in die andere Richtung des Saales stürmten.
»Ich glaube, die sind nicht mehr hier.« Hagdar lief zusammen mit Bran zu den Kammern. »Warum sollten die Aardmänner sie verbrennen lassen?«
Bran antwortete nicht, denn jetzt hatte er die erste Kammer erreicht. Er riss die Decke zur Seite und schritt hinein. Eine narbige Frau hockte mit rotem Gesicht festgekettet in der Ecke.
»Gib mir die Axt!« Hagdar riss die schwere Waffe aus Brans Faust und beugte sich über die Frau. Sie zerrte an den Ketten und versuchte sich mit den Händen zu schützen, doch Hagdar schlug mit der Axt auf die Wand ein und trat die Kette los.
»Wir dürfen nicht länger hier bleiben.« Er gab Bran die Axt zurück und schob die Frau aus der Kammer. Die Flammen waren durch das Strohdach gebrochen und leckten jetzt an den Balken nach unten.
Bran antwortete nicht, sondern sprang in die nächste Kammer. Sie war leer. Dann war er in der nächsten und zerrte den Körper eines bewusstlosen jungen Mädchens nach draußen. Auch sie hatte frische Wunden im Gesicht, und Bran begann zu verstehen, wer die Rechnung für seine Morde hatte zahlen müssen.
Bran durchsuchte alle Kammern und fand drei Frauen, von denen aber nur zwei festgekettet waren. Er war dabei, die Kette der letzten loszuhacken, als der Saal unter einem gewaltigen Dröhnen erzitterte.
»Bran!« Hagdar brüllte durch die knisternden Flammen. »Die Balken stürzen herab! Wir müssen raus!«
Zwei Hiebe noch, dachte Bran, und die Kette gibt nach. Er hob die Axt über den Kopf und legte sein ganzes Gewicht in den Schlag. Er wollte sie nicht hier drinnen verbrennen lassen.
Ein weiterer Balken donnerte zu Boden. Die Hitze wurde immer unerträglicher. Bran trat gegen die Kette und durchtrennte sie mit der Axt. Er packte den Arm der Frau und zog sie mit sich,
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