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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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hatten schildförmige Blätter. Bran und seine Leute gingen in die Hocke und bahnten sich einen Weg zwischen den Farnstielen hindurch. Es roch sumpfig nach nasser Erde, und immer wieder traten sie in halb verfaulte Pilze. Schon bald wurde ihnen klar, dass die Dornenmauer ein großes Areal umringte, und sie brauchten recht lange dafür, den Farnwald zu durchqueren. Hagdar und Bran kletterten auf eine Anhöhe und spähten über die Dornenmauer. Viele Hütten lagen dort drinnen. Sie waren zwischen den Baumstämmen verteilt. Jäger und Krieger schlenderten über die Wege, die sich über den gestampften Boden zogen. Frauen saßen an den Hüttenwänden, schabten Leder und kochten Essen über kleinen Feuern. Einen Steinwurf links von ihnen, unmittelbar hinter der Dornenmauer, waren ein paar Jungs damit beschäftigt, Äste von einem gefällten Baum zu hacken. Der Wald öffnete sich hinter den Hütten, und dort, auf dem offenen Platz, lag der Saal. Das Strohdach fing bereits die ersten Sonnenstrahlen auf.
    »Ich glaube, wir haben die andere Seite des Dorfes erreicht«, sagte Hagdar.
    Bran kletterte vom Hügel herunter und schlich sich zu den grauen Blättern vor. An dieser Stelle war ein Schlitz in die Dornenmauer geschnitten worden, gerade breit genug, damit ein Mann seitlich hindurchpasste.
    »Das ist kein guter Fluchtweg.« Hagdar zog Bran am Arm, und Bran folgte ihm zu den anderen. »Mir gefällt das nicht. Sollen wir von hier aus alleine angreifen? Wo sind die anderen?«
    Bran wusste nicht, was er antworten sollte. Er nahm seinen Helm ab, schluckte und nahm den Geruch von Rauch, Mist und gebratenem Fleisch wahr. Dort hinter den Dornbüschen waren Menschen. Er hatte Angst und spürte weder Hass noch Mordlust.
    Der alte Tarba schob sich mit den Ellbogen zwischen Nangor und Keer hindurch. »Visikal will dich auf die Probe stellen«, sagte er grinsend. »Er gibt dir die Möglichkeit, viel Ehre zu erlangen. Das hat er auch mit meinem ersten Tileder gemacht.«
    »Was ist mit dem geschehen?« Nangor kratzte sich am Halsausschnitt seines Panzerhemdes.
    Tarba biss sich in den Bart und sah zu den Zweigen empor. »Sein Kopf wurde zerschmettert, als die Vandarer auf uns zuritten. Aber er starb in Ehre.«
    »Ehre!« Hagdar schüttelte den Kopf und trat ins Laub. »Für was soll Ehre gut sein, wenn sie nicht…«
    Obgleich es langsam hell wurde, sah Bran den Lichtschein zwischen den Stämmen. Ein Brandpfeil fiel aus dem offenen Himmel auf das Dorf herab, und er begriff, dass das Visikals Zeichen war. Er sah seine Männer an. Nangor hatte eine Hand auf seinen geflochtenen Bart und die andere auf den Schaft seines Schwertes gelegt. Zwei Messer und Sturm starrten auf das Dorf. Keer spuckte aus und zog seine kurzen Schwerter. Virga rang nach Atem.
    »Komm.« Hagdar beugte seinen Rücken und ging auf die Dornenmauer zu. »Wir können jetzt nicht mehr zurück.«
    Bran setzte sich den Helm auf. Er hörte das Inselvolk bereits rufen. Frauen schrien dort drinnen, und Kinder begannen mit einem Mal zu weinen. Er blieb noch einen Augenblick stehen, denn die Männer waren Hagdar nicht gefolgt, und ihm wurde klar, dass sie auf den Befehl ihres Tileders warteten.
    »Wir müssen kämpfen.« Er zog sein Schwert und löste die Axt von seinem Gürtel.
    Die Männer hoben ihre Waffen über die Köpfe und folgten Bran mit Kampfes- und Ehrengeschrei, als dieser auf die Dornenmauer zuging. Hagdar war bereits mitten in den Büschen und kämpfte sich mit blutigen Rissen am Hals vorwärts. Die Dornen kratzten seinen mächtigen Brustkorb auf, doch weder Bran noch dessen Krieger kümmerten sich darum. Als Hagdar endlich das Ende der Dornenmauer erreichte, stürzte Bran ihm nach und schob sein Panzerhemd in die Dornen. Sie stoben durch die Büsche und sprangen zwischen den Bäumen ins Freie. Flammen loderten aus dem Dach des Saals. Krieger rannten oder ritten über den Platz. Eine Frau tauchte aus einer Hütte vor ihnen auf, schluchzte und drückte sich an einen Baumstamm. Sie rannten weiter, vorbei an den weinenden Kindern, an den Hüttenwänden, vorbei an den zerbrochenen Krügen und den Obstkörben, die die Frauen im Wegrennen fallen ließen. Zwei Messer und Sturm erreichten den offenen Platz zuerst. Sie knurrten wie Hunde und sahen von rechts nach links. Bran blieb bei ihnen stehen und erkannte, warum sie so weit gekommen waren, ohne zu kämpfen. Alle Männer des Dorfes stürzten zur anderen Seite des Platzes, wo unzählige Rüstungen blinkten. Visikal führte

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