Brans Reise
Krieger mit ihren gespannten Bogen lehnten, sahen die Wellen ganz klein aus. Oben auf den Querbäumen saßen die Seeleute und banden die Segel zusammen, doch das Schiff bewegte sich noch immer rasch vorwärts. Der blonde Mann duckte sich unter die Stagen am Bug und stellte ein Bein auf die ausgeschmückte Reling.
»Ich bin Nangor!«, brüllte er. »Der Kapitän dieses Schiffes. Ich will mit eurem Häuptling sprechen!«
Bran kletterte auf die Achterbank. »Ich bin Bran. Was hast du zu sagen?«
Nangor rief den Männern auf den Querbäumen ein paar unverständliche Worte zu und wedelte mit den Armen, ehe er sich Bran zuwandte.
»Die Männer aus Aard sind keine guten Seeleute, aber tapfere Krieger. Sie behaupten, du hättest König Sar, den Faulen, getötet.«
Bran neigte den Kopf zur Seite. Der Blonde hörte sich nicht wie ein Mann des Königs an.
»Ich habe ihn ins Meer geworfen«, sagte Bran. »Er hat die Frau meines Bruders beansprucht und mein ganzes Volk beleidigt.«
Nangor warf seinen Kopf in den Nacken, brüllte vor Lachen und ging durch die Stagen zurück. Dann schob er die Krieger zur Seite und beugte sich über die Reling.
»Ja, das wird er wohl getan haben. Aber seine Männer sind jetzt voller Wut und verlangen die Sklavin zurück.«
»Das ist ein Seeräuber«, flüsterte ihm Dielan ins Ohr. »Bestimmt geben sie ihm Gold, damit er das Schiff für sie führt. Versuch mit ihm zu handeln!«
»Wir haben doch nichts, was wir ihm geben könnten.« Bran presste die Worte durch seine Mundwinkel.
»Den Wein!« Dielan sah der Weintonne hinterher, die hinter dem Zweimaster in den Wellen dümpelte.
»Sie wollen kämpfen«, rief Nangor. Er klopfte einem der Grüngekleideten auf die Schulter. »Das hier ist Kemer, Sars Sohn, und er will Rache. Er spricht unsere Sprache nicht, aber er hat mir gesagt, dass du wählen kannst. Entweder du gibst die Sklavin zurück, oder sie greifen euch auf See an.«
Bran schüttelte den Kopf. »Er kann sie nicht bekommen. Ich habe sie bereits getötet. Wir haben nicht genug Wasser für Fremde.«
Nangor lachte. »Glaubst du, ich bin dumm wie ein Kamelhändler? Was ist denn das da für ein Bündel unter dem Segeltuch?«
Bran spuckte ins Meer und legte einen Pfeil an die Sehne seines Bogens. Die Krieger hoben ebenfalls ihre Bogen und zielten auf ihn.
»Du musst mit ihm verhandeln, Bruder!« Dielan sprach leise und aufgeregt. »Die anderen Boote haben noch nicht alle Weinschläuche über Bord geworfen. Sag ihm, dass er sie bekommen kann.«
»Ich will mit dir verhandeln«, sagte Bran.
Nangor zog die Augenbrauen hoch, fuhr sich mit der Zunge über die Lippen und schob die Krieger zur Seite. »Verhandeln? Du siehst nicht wie ein Händler aus, meine ich. Und ich habe überall Handel getrieben, von Krugant bis hin zu den Sieben Reichen. Sag mir, was hast du zu bieten?«
»Wein.« Bran nahm den Pfeil von der Sehne, und die Krieger senkten ihre Bogen. »Du bekommst all unseren Wein, wenn du uns ziehen lässt.«
»Ich mag Wein.« Nangor zog seinen Bart zu seiner Brust hinunter und drückte das Wasser aus den Haaren. »Aber sag mir, ist das nicht Palmwein?«
»Nein.« Bran schüttelte den Kopf. »Es ist guter Wein.«
»Es gibt auch guten Palmwein«, sagte Nangor nachdenklich. »Aber ich mag ihn nicht.«
Bran rief den anderen in den Booten Befehle zu. Die Männer holten Weinschläuche und Fässer hervor und hielten sie hoch. Nangor leckte sich die Lippen. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und begann in der Sprache der Insel mit dem Königssohn zu verhandeln. Er deutete auf Bran, strich mit dem Zeigefinger unter seinem Auge entlang, lächelte und klopfte ihm auf die Schulter. Doch Kemer schob ihn fort, zog seinen Dolch unter dem Gürtel hervor und brüllte vor Wut. Da fasste sich Nangor erneut an den Bart und spähte zu Bran hinunter.
»Kannst du gut mit dem Messer umgehen?«, fragte er.
Bran zögerte. »Sag ja«, flüsterte Dielan. »Du musst ihnen Angst einjagen.«
Bran zog sein Jagdmesser und zeigte mit der gebogenen Klinge auf das Schiff. Als eine plötzliche Welle das Boot anhob, stürzte Bran nach hinten und fiel mit dem Rücken auf den Bootsrand. Der Königssohn lachte.
»Vombar tan?«, sagte Nangor. Der Königssohn nickte und trat auf die Mitte des Decks zurück.
»Er ist einverstanden, gegen dich zu kämpfen. Wenn du gewinnst, dürft ihr weiterziehen. Wenn nicht, bekommt er die Sklavin.« Nangor strich seine nassen Haare nach hinten und kratzte sich am Bart. »Kann
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