Brans Reise
mehrmals auf und zu, damit sich seine Augen an das Salzwasser gewöhnten. Der Königssohn strampelte sich frei und kämpfte sich in Richtung Oberfläche, doch Bran packte sein Bein und zog ihn zurück nach unten. Bran hielt ihn so lange unter Wasser fest, bis seine eigene Brust darum flehte zu atmen. Jetzt hing der Königssohn leblos an seinem Arm, und Bran ließ ihn in die Tiefe sinken, während er selbst mit seinem gesunden Arm zur Oberfläche emporschwamm. Neben dem großen Schiff sah er den Boden vieler kleiner Boote, zwischen denen er auftauchte.
»Holt ihn an Bord!«, rief Turvi.
»Bran! Sag, dass du lebst!« Das war die Stimme Dielans.
Bran spürte Hände unter seinen Schultern.
»Nein, dreht ihn auf den Bauch. Wir müssen uns die Wunde ansehen!«
Es gelang ihm nicht, die Stimmen zu unterscheiden. Aber er spürte, dass sie ihn ins Boot zogen und das seine Kehle schmerzte.
»Er blutet!«, schrie eine Frau. »Sie haben ihn getötet!«
»Wir müssen es stoppen!« Das war wieder Dielan. »Gwen! Saubere Tücher!«
Er wurde weiter ins Boot hineingezogen. Seine Knie ruhten auf dem Dollbord. Sein Körper zitterte, als sich der grobe Stoff um seinen Hals straffte.
»Haie! Holt seine Beine ins Boot!« Kaer packte seine Beine. Die hintere Ruderbank drückte gegen die Wunde in seinem Rücken. Dielan richtete ihn auf und lehnte ihn gegen die Bank. »Gut gekämpft, Bruder! Halte durch, wir werden dich schon wieder gesund pflegen.«
Bran sah seinen Bruder an, der ein Tau um seinen blutigen Oberschenkel band. Dielan zerriss eine Decke und umwickelte damit die Schnittwunde. Gwen legte ihren Schal auf die klaffende Wunde auf seinem Rücken. Er spürte jetzt keine Schmerzen mehr. Tir tauchte unter dem Segeltuch auf. Er lächelte ihr zu, doch noch immer starrte sie ihn bloß an. Als sie ihn fertig verbunden hatten, lehnte er seinen Kopf gegen den Achtersteven und sah zum Schiff empor. Nangor lehnte sich über die Bronzeschilde.
»Das war ein guter Kampf!«, rief er. »Und Kemer, diese lausige Ratte, hat bekommen, was er verdient hat. Aber wo bleibt der Wein?«
Bran antwortete nicht. Die Wunden begannen zu schmerzen.
»Lasst uns von hier wegrudern.« Dielan wandte sich an Hagdar, der an seinem Boot festgemacht hatte. »Bevor die Krieger dort oben auf die Idee kommen, den Toten zu rächen!«
»Wir fahren!« Hagdar rief den Männern zu. Bran sah, wie sie die Ruder ausschoben und sich voneinander abstießen. Dann wandte er sich noch einmal dem Schiff zu, denn er fand es merkwürdig, dass der Seeräuber so über einen seiner eigenen Männer sprach. Doch Nangor stand mit dem Rücken zu den Bronzeschilden. Er ruderte mit den Armen und brüllte etwas in dieser fremden Sprache. Die Krieger hatten ihn umringt und die meisten deuteten mit ihren Schwertern oder Dolchen auf ihn.
»Wartet«, sagte Bran, doch seine Stimme war so schwach, dass Dielan sie nicht hörte. Der Bruder tauchte die Ruder ins Wasser und schob das Boot vorwärts, als sie von einer Welle angehoben wurden.
Bran hustete und drehte sich noch einmal um.
Er sah gerade noch, wie Nangor ins Wasser stürzte. Die Krieger spuckten ihm nach, als er in den Wellen verschwand. Die Haie, dachte Bran. Sie werden ihn zerfetzen, sobald sie ihn erblicken!
Auch Dielan hatte gesehen, was passiert war. »Das geschieht ihm recht.« Er legte sich in die Riemen.
»Nein!«, sagte Bran. »Er hat mir geholfen. Dreh um!«
Dielan zog eine Augenbraue hoch.
»Dreh um!« Bran versuchte, gegen die Ruder zu treten, doch seine Beine gehorchten ihm nicht.
»Ich mache, was du willst«, sagte Dielan und wendete das Boot mit den Rudern. »Aber er ist ein Seeräuber!«
Das Boot schoss auf den Zweimaster zu, und die Krieger, die sich über die Schilde beugten, um zuzusehen, wie Nangor von den Haien gefressen wurde, spannten ihre Bögen.
Da bremste Dielan mit ausgestreckten Rudern. Jemand fluchte zwischen den Wellen. Die hellen Haare des Seeräubers tauchten hinter einer Haiflosse auf.
»Bran! Alter Freund!« Er winkte und lächelte. »Das ist hier heute ein guter Fischgrund!«
»Der ist verrückt!« Dielan schüttelte den Kopf.
»Ich habe mich entschlossen, nicht mehr für diese Aarder zu arbeiten. Hol mich an Bord und Manannan wird dir immer in den Rücken blasen!«
Bran deutete mit seinem unverletzten Arm auf das Tau am Mast. »Er hat mir geholfen«, wiederholte er.
Dielan rollte das Tau auf, warf es hinaus, und Nangor fing es in der Luft auf.
»Ihr seid gute Leute.« Er ruderte mit
Weitere Kostenlose Bücher