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Brans Reise

Titel: Brans Reise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Bull-Hansen
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ich den Wein bekommen, wenn du tot bist?«
    Bran setzte sich auf die hintere Ruderbank. Die Klauen schlugen über seinen Augen zu.
    »Ich kann für dich kämpfen.« Dielan packte seine Schulter. »Du bist unser Häuptling, Bruder. Die anderen brauchen dich!«
    Gwen zog Dielan am Arm. Bran hörte, wie sie ihn anflehte, das nicht zu tun. Er stand auf und spürte, wie kalt ihm war. Die Beine vermochten ihn kaum zu tragen, und das Messer lag schwer in seiner Hand. Er sah zum Deck des Schiffes empor. Der Königssohn stand mit verschränkten Armen da, während die Krieger um ihn herumtanzten. In seinem Gesicht lag nicht die Spur eines Zweifels.
    »Hier.« Nangor ließ ein Tau hinunter. »Kemer wartet auf dich.«
    Bran hielt die Luft an. Die Boote versammelten sich um ihn herum.
    »Was hat er gesagt?«, fragte Turvi. »Ich habe nicht verstanden, was er gesagt hat, Bran.«
    »Der Sohn des Inselkönigs will einen Zweikampf.« Hagdar ließ sein Boot bis an das von Bran herantreiben und hielt sich am Dollbord fest. »Tu das nicht, Bran. Sie spielen ein falsches Spiel mit dir.«
    »Wir kämpfen gemeinsam gegen sie.« Kaer hob seinen Speer. »Wir geben niemanden preis, weder die Sklavin noch unseren Häuptling.«
    »Sie heißt Tir.« Bran starrte ins Wasser hinunter. Regentropfen und Wind bildeten ein Muster auf der Meeresoberfläche. »Sie ist keine Sklavin mehr.«
    Er wischte sich das Regenwasser aus der Stirn und sah sie an. Hagdar senkte den Kopf und Nosser nickte. Wie er selbst verstanden sie, dass er sie nicht dem Inselvolk überlassen durfte. Er war jetzt der Häuptling des Felsenvolkes. Noj und alle seine Vorgänger hätten gekämpft. Alles andere wäre eine Schande gewesen.
    »Lass es ihn tun.« Turvi sprach leise und langsam, als ob er nicht stören wollte. »Ruder ihn zum Schiff hinüber, Dielan.«
    Dielan schob die Ruder aus und legte sich in die Riemen. »Bruder«, sagte er, »du brauchst nicht in diesen Kampf zu gehen.«
    Das Boot stieß an den Rumpf des Zweimasters. Bran sah zu den Bronzeschilden empor, die über der Reling hingen und ergriff das Tau. Dann warf er Tir einen Blick zu. Sie war aus ihrem Versteck nach vorn gekrabbelt und starrte ihn durch ihre nassen Haare an. Bran nahm die Klinge des Messers zwischen die Zähne und schloss die Augen. Dann stemmte er die Füße gegen den Bootsrumpf und hangelte sich hoch. Die Krieger beobachteten ihn von der Reling aus und riefen den weiter hinten Stehenden etwas zu. Als er seinen Arm über die Schilde legte und das Tau losließ, wichen sie zurück. Doch Nangor reichte ihm die Hand und half ihm an Bord.
    »Bei Manannans tangbewachsenem Bart!« Er starrte auf die Narbe, die zwischen Brans nassen Haaren glänzte. »Du bist wohl schon in so manchem Sturm gewesen!«
    Bran gab ihm keine Antwort. In der Mitte des Decks stand der Königssohn mit einem Dolch in der Hand. Er fletschte die Zähne und fauchte wie ein Tier. Es sah in dem bartlosen, kindlichen Gesicht so merkwürdig aus, fand Bran. Wenn er nicht gewusst hätte, was geschehen würde, hätte er sicher über ihn gelacht. Er packte sein Messer und sah sich um. Die zwei Masten standen beinahe drei Hüttenlängen auseinander. Wasser rann von den Seilen und der Regen platschte aufs Deck. Achtern, bei dem gigantischen Steuer, hing ein Wirrwarr von Seilen vom Querbaum hoch oben an der Spitze des Mastes herab. Zwischen den Tauen lagen Berge mit Fellen und Waffen, und am Bug waren mehrere Tonnen festgezurrt.
    »Kemer wird dir zuerst ins Bein stechen«, sagte Nangor. »Stich auf seine Brust ein, wenn er sich öffnet. Und noch etwas, er hat seine Klinge in Gift getaucht!«
    Bran strich sich die Haare aus dem Gesicht. Versuchte der Seeräuber ihn zu täuschen, oder wollte er wirklich helfen? Er hätte ihn gerne gefragt, doch sein Hals fühlte sich dick und geschwollen an, so dass er kein Wort über die Lippen brachte.
    »Venmen raa!«, rief Kemer und trat auf dem Deck vor. In der Mitte zwischen den beiden Masten blieb er stehen. Die Krieger traten zurück, hoben die geballten Fäuste über den Kopf und jubelten. Der Königssohn schloss die Augen und nickte langsam, bevor er eine schnelle Bewegung mit der Hand machte. Der Jubel verstummte sofort. Dann beugte er sich vor und begann sich hin und her zu bewegen, wobei er mit seinem Dolch auf Bran deutete.
    Bran trat auf ihn zu, blieb aber drei Schritte vor dem Dolch stehen. Ihm war noch immer kalt, seine Arme fühlten sich kraftlos an, und die Krallen über seinen Augen ließen ihn

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