Brasilien
wegen Evas Sündenfall.» Doch ihre Beine, ihre Arme schlangen sich fester um ihn, als sie seine ritterliche Absicht bemerkte, ihren Körper von der Last des seinen zu befreien.
«Liebe Isabel», stammelte er, um bessere Worte verlegen und noch immer voller Scheu, wenn er ihren Namen aussprach. Daß er eine Aufgabe heldenhaft bestanden hatte, stellte ihn noch nicht auf die gleiche Stufe mit dieser Patrizierschönheit. Als es ihm endlich gestattet wurde, sein Glied herauszuziehen, war es mit ihrem Blut bedeckt, und sie schien ihm Vorwürfe machen zu wollen, weil er die schaumig-grüne Satinsteppdecke befleckte.
«Maria wird es sehen und meinem Onkel erzählen!» rief sie.
«Ist sie seine Spionin?»
«Sie sind – Freunde.»
Sie war hochgesprungen und hatte aus dem Badezimmer einen feuchten Waschlappen geholt, mit dem sie an dem Flecken herumrieb und -tupfte. Es war ein Flecken von unregelmäßiger Form, dem er mit seinem Angebot, sich zurückzuziehen, die Umrisse eines Kelchs verliehen hatte, mit einer Schale, einem Fuß und einem schmalen Stiel dazwischen.
«Du hättest ein Handtuch unterlegen sollen», sagte er, verärgert, weil sie ihm die Schuld an ihrem eigenen Blut zu geben schien und weil sie von dem großen Augenblick, den sie gemeinsam erlebt hatten, so hastig zu hausfraulichem Kleinkram zurückkehrte.
Sie hörte den beleidigten Tonfall und beeilte sich, seinem verletzten Stolz Tribut zu zollen. Fügsam ließ sie von der Bettdecke ab und machte sich mit dem rot verfärbten Waschlappen an dem zu schaffen, was wieder die Gestalt einer Cashewnuß anzunehmen begann. Wie es zusammenschrumpfte, sickerte ihr Jungfrauenblut bräunlich zwischen die Falten der auberginefarbenen Haut. Ungeduldig, weil sie den Schmerz zwischen ihren Schenkeln um so deutlicher spürte, je mehr sich das grandiose Schauspiel ihrer selbst, rücklings hingestreckt im Akt der Defloration, verflüchtigte, drückte sie ihm den feuchten Lappen in die Hand.
«Hier, Tristão. Das ist auch deine Schweinerei.»
Obwohl er von dem hochfliegenden Stolz durchdrungen war, den man selbst unter den ärmsten Männern Brasiliens findet, nahm Tristão den Waschlappen entgegen, und er verstand ihre Gefühle. Ihr war schwindelig angesichts dessen, was sie gewagt hatte und was nicht mehr rückgängig zu machen war. Solche unbeherrschbaren Stimmungen sind der Preis, den Männer zahlen müssen für die unirdische Schönheit der Frauen und für ihren unvermeidlichen Schmerz.
Als Tristão, bekleidet mit seiner noch feuchten Hose, aus dem Badezimmer zurückkam, trug Isabel immer noch nichts weiter als den DAR-Ring und auf ihrem blonden Schopf einen Strohhut, ähnlich dem schwarzen, den sie am Strand getragen hatte, aber knallrot gefärbt. Auf den regenbogenbunten Regalen, die zwei der vier Wände ihres kleinen Zimmers einnahmen, stapelten sich vielerlei neckische Hüte, die sie, wie den Überfluß an Spielzeugen, von einem Onkel geschenkt bekommen hatte, für den sie immer ein kleines Mädchen bleiben sollte.
Sie legte den Kopf schräg und nahm die Pose einer Nachtklubtänzerin ein, mit herausgestreckten Hinterbacken und einem angewinkelten Knie, unter dem sich der Fuß auf die Zehenspitzen wölbte. Ihre Zehen verfärbten sich weiß unter der Anspannung der Pose, und am inneren Schenkel des angezogenen Beins wurde ein trocknender Streifen Blut sichtbar. Wie wunderbar war es doch, dachte sie, sich einem Mann nackt zeigen zu können und sich nicht vor ihm schämen zu müssen. «Magst du mich noch?» fragte sie mit gespielter Besorgnis, ihr Augenaufschlag knapp sichtbar unter der Krempe des knalligen Hutes.
«Ich habe keine Wahl», erwiderte er. «Du gehörst jetzt zu mir.»
3. Onkel Donaciano
«Nein, das finde ich nicht, meine Liebe», sagte ihr Onkel Donaciano, der seine geschmeidige Fülle in einen grauen Anzug gehüllt hatte, der wie Aluminium aufblitzte, wenn das Licht in einem bestimmten Winkel auf ihn fiel. «Ich finde nicht, daß das noch innerhalb der Grenzen liegt, ganz und gar nicht innerhalb der Grenzen, selbst für unsere tolerante Zeit und diese allzu fortschrittliche Gesellschaft.»
Ein Monat war vergangen. Maria hatte ihrem Arbeitgeber vom damaligen Besuch des Jungen und von Isabels regelmäßigen Ausflügen zum Strand erzählt – Ausflügen, die so lange dauerten und ihrer Haut so wenig Sonnenbrand zufügten, daß sie und der Junge vermutlich in einem Kino, wenn nicht in einem Stundenhotel Zuflucht suchten. Fest stand jedenfalls, daß
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