Brasilien
dicken Fingern eine unbeholfene Geste machte. Mit einem feierlichen und entschlossenen Ausdruck in ihrem Äffchengesicht nahm Isabel das Bild von der Wand und legte es unter das Bett. Als sie sich nackt auf die Steppdecke legte, verloren einige glasäugige Plüschtiere den Halt. Sie stopfte sie in eines von mehreren Regalfächern neben dem Bett, die in den verschiedenen Farben des Regenbogens gestrichen waren, einem Kind zu gefallen. Sie ging zügig und geschickt zu Werke und ließ sich endlich in die genaue Mitte ihres Bettes fallen, so daß für ihn nur ein Platz zum Hinlegen blieb, nämlich auf ihr. Doch als er gehorchte, preßte sie ihre Fingerspitzen gegen seine Brust, als wollte sie ihn fernhalten, den Augenblick hinauszögern. Ihre Augen, ein Graublau aus Hunderten von fragilen Fasern, starrten fast zornerfüllt in die seinen. «Ich habe nicht gedacht, daß er so groß ist», sagte sie.
«Wir müssen jetzt gar nichts machen. Wir können uns einfach festhalten und uns streicheln und uns unsere Geschichten erzählen. Wir können uns morgen wiedersehen.»
«Nein. Wenn wir warten, wird nichts geschehen. Jetzt ist die Zeit für uns.»
«Wir können uns morgen wieder treffen, am Strand.»
«Wir werden den Mut verlieren. Andere werden dazwischenkommen.»
Unsicher, in seinem Gesicht nach Anleitung suchend, spreizte sie ihre weißen Schenkel.
Sie fragte: «Hast du schon viele Mädchen gehabt?»
Er nickte und schämte sich, daß es nicht nur Mädchen gewesen waren, sondern am Anfang auch Frauen, doppelt so alt wie er, alte Trinkerinnen, Freundinnen seiner Mutter, die ihm ihr Stückchen Fleisch hingehalten hatten, wie man einem possierlichen kleinen Ferkel sein Futter hinwirft.
«Dann kannst du mir vielleicht einen Rat geben?»
Seine Eichel ruhte wie ein violettes Herz, das einem Lebewesen von der Größe eines Hasen aus dem Leib gerissen worden war, auf der durchscheinend behaarten Wölbung ihres Schamhügels. Normalerweise nahm die Frau, bei der er lag, sie in die Hand und führte sie ein. Dieses Mädchen hier hob ihm ungeschickt den Hintern entgegen und blickte ihm hilfeheischend in die Augen. Sie sah die dunkle Iris mit dem Schwarz der geweiteten Pupillen verschmelzen. Sie hörte, wie seine Stimme wieder in das tiefe, männliche Register tauchte: «Mein Rat ist, daß du dich fallen läßt, bis zu dem Punkt, an dem meine Lust und deine Lust verschmelzen. Es wird nicht leicht sein beim erstenmal. Es wird weh tun.» Sein Atem roch nach dem würzigen acarajé.
Er ließ seine Hand nach unten gleiten, wo sie erkundete und die Stelle fand, an der sich ihre Lippen klebrig öffneten, und die Führung übernahm. Gleich darauf, als zweifelte er an seinem guten Rat, fragte er: «Tut es dir weh?»
In ihrem Bemühen, die instinktive Abwehr ihres Körpers zu überwinden, hatte sich Isabel unter ihm verkrampft. Ein warmer Schweißfilm war plötzlich überall auf ihrer bleichen Haut erschienen. Ihr Kinn zuckte, als wäre es der einzige Teil ihres gepfählten Leibes, der sich bewegen durfte. Auch ihm brach der Schweiß aus angesichts ihrer jungfräulichen Enge. Es war eine Last, ein Liebender zu sein und nicht nur ein putziges kleines Schwein, das sich an einem feuchten Stückchen Fleisch gütlich tat. Doch hinter der dunklen Mauer, vor der sie standen, lag ein Paradies, das wußte er.
«Soll ich aufhören? Ich kann mich zurückziehen.»
Ihr Kinn zuckte noch wütender hin und her, was nein bedeutete. «Mach weiter, um Himmels willen», sagte sie trotzdem.
Er drängte sich hart in ihre Finsternis hinein, und mit jedem Stoß wurde der rote Schleier hinter seinen zusammengepreßten Augenlidern dunkler. Tief in seinem Inneren, jenseits des Ortes, wo sein Hungergefühl hauste, versuchte sich ein versperrter Durchlaß einem Lichteinbruch zu öffnen, einem immer steigenden Druck, der den Atem nahm und frösteln machte und seine Fersen tanzen ließ, als die Grenze erreicht und, im Aufschwung einer alle Welt verschlingenden Empfindung, übersprungen war. Die Zuckungen seines Höhepunkts schreckten sie aus ihrem Körper auf; staunend und zärtlich glitten ihre weißen Hände über seinen gekrümmten schwarzen Rüc ken, als wollten sie die Anstrengung des großen Durchbruchs lindern, den er in ihren nachgiebigen Tiefen, im Gespinst ihrer seidigen Glieder genossen hatte. Sein Keuchen verebbte; seine Stimme wurde vernünftig, teilnehmend. «Hat es weh getan?»
«Ja, das hat es, bei Gott. Genau, wie es die Nonnen vorhergesagt haben,
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