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Braut der Schatten

Braut der Schatten

Titel: Braut der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kresley Cole
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da erhob sich Morgana erneut. Ihre Flechten flogen wie Peitschen, als sie mit eisiger, weithin hörbarer Stimme in alle Richtungen verkündete: »Wer es an dem nötigen Respekt fehlen lässt, tut dies auf eigene Gefahr.« Ihre Zauberkräfte wirbelten sichtbar um sie herum.
    Raum warf Morgana einen drohenden Blick zu. Dann wandte er sich wieder an die Menge. »Nun, sind alle Teilnehmer anwesend? Das Fristende rückt näher.«
    Deine Frau oder dein Königreich?
Trehan starrte seine Braut an, wollte unbedingt in ihrer Nähe sein, sie noch in diesem Moment berühren.
    In diesem Augenblick sah sie auf ihre fest ineinander verflochtenen Finger hinab. Als sie wieder aufsah, standen Tränen in ihren Augen, und ihre Maske war ein klein wenig verrutscht.
    Soll ich sie beschützen, selbst wenn sie meinen Schutz gar nicht will?
    »Wir haben zweihundertsiebenundzwanzig Teilnehmer hier«, sagte Raum.
    Bei den Worten des Dämons begannen Trehans Gedanken zu rasen.
Gleich ist die Frist vorbei. Bist du bereit, die Blicke von Tausenden auf deinem Rücken zu spüren, Trehan? Denk nach! Wenn du teilnimmst, wirst du nicht mehr der sein, der du warst.
Dies könnte durchaus etwas Gutes sein.
Ich verlasse den Sarg nur, um zu töten.
    Verfaule ich tatsächlich schon? Bin ich wirklich bereits so gut wie tot?
    Er war von Natur aus ein Einzelgänger, mit der heiligen Pflicht zu morden. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, niemandem zu trauen. Dazu kam noch, dass er in einer abgeschlossenen, verborgenen Gesellschaft lebte, die die Vernunft verehrte und an die absolute Herrschaft des Verstandes über die eigenen Emotionen glaubte.
    Umgeben von all diesen neuen Düften, Anblicken, Lauten – von diesem prallen
Leben
– wurde ihm klar, wie die Antwort lautete.
    Trehan war in der Tat zu einem Schatten geworden. Aber wie die Toten merkte er es als Letzter.
Kein Wunder, dass mir das Töten so leichtfällt. Ich stehe ja selbst schon mit einem Fuß im Grab.
    Ja, er hatte sich tief in der Erde vergraben, untätig, wie eine Maschine ohne Gefühle. Was würde ihn wohl erwarten, sollte er die Entscheidung fällen, sich zu erheben?
    Es wäre bequem, weiter in seinem Winterschlaf zu verharren. Keine heftigen Gefühle, keine unbeherrschbaren Triebe.
    Kein Bedauern über die vielen Jahre, die er bereits in diesem statischen Zustand vergeudet hatte.
    Denk nach, Trehan!
Wenn er um Bettina kämpfen wollte, müsste er alles aufgeben, was er je geliebt hatte, und alles akzeptieren, was er je in Zweifel gezogen hatte.
    Dein Königreich? Oder die Frau, die dich zum Leben erweckte …?

12
    Raum blickte sich noch einmal um. »Dann erkläre ich hiermit die Listen für voll …«
    »Halt ein, Dämon!«, rief ein Mann von hinten. »Es gibt noch einen letzten Teilnehmer.«
    Bettina hätte diese tiefe Stimme und diesen Akzent überall erkannt.
    Sie kniff beide Augen ganz fest zu. Der Vampir war hier, irgendwo in der Menge. Und er hatte vor, am Turnier teilzunehmen?
    Gerade als sie gedacht hatte, dass diese Nacht unmöglich noch schlimmer werden könnte.
    Vorhin, als Cas ihr gesagt hatte, er werde mitkämpfen – mit gestrafften Schultern, wie ein anbetungswürdiger Held vergangener Tage –, hatte ihr Herz einen Sprung gemacht. Dann hatte er am Schreibpult der Anmeldung sein Vorhaben noch einmal erläutert: »Also gut, Tina. Wenn ich sowieso schon dem Tod geweiht bin, kann ich genauso gut versuchen, meine beste Freundin vor einer Albtraumehe zu retten.«
    Und jetzt das?
    »Ist das noch ein weiterer Vampir?«, murmelte Morgana fasziniert.
    Bettina öffnete die Augen und holte schockiert Luft.
    Es war Dakiano. Er kam mit grimmiger, entschlossener Miene auf sie zumarschiert. Das Licht der großen Fackeln spiegelte sich in seinem schwarzen Haar.
    An diesem Abend war er wie ein Angehöriger einer königlichen Familie gekleidet. Den eleganten Linien und dem feinen Tuch sah man an, dass seine Kleidung kostspielig gewesen sein musste. Darüber trug er einen langen Trenchcoat aus schwarzem Leder, der sich makellos an seine breiten Schultern und schmalen Hüften schmiegte.
    Der Nebel schien sich für ihn zu teilen; die Menge tat es ganz gewiss. Sogar zwischen den nicht eben klein gewachsenen Abaddonae fiel sein hoch aufragender Körper auf. Er hätte sich translozieren können, doch er zog es vor, zu gehen und erhöhte damit ihre Anspannung ins Unermessliche.
    Letzte Nacht hatte sie sich gefragt:
Welcher fremde Assassine würde es wagen, einen der Todbringenden in seiner Heimatebene

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