Braut der Schatten

der schon bald den Tod finden wird.
Wenn er an dem Turnier teilnahm, würde sich Trehan die perfekte Gelegenheit bieten.
    »Genug!« Sie zitterte sichtlich, und in ihren großen Augen spiegelte sich ihr Leid.
    Trehan hätte diese großmäulige Pflanze gern zum Schweigen gebracht.
Dann würde ich sie in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut werden wird.
Er näherte sich ihr langsam.
    »Ich weiß, was sie mit mir vorhaben«, sagte sie. »Oh, warum kommt Cas bloß nicht?«
    Immerzu denkt sie an diesen verfluchten Dämon.
    Kurz bevor Trehan an Bettinas Seite angelangt war, erschien Caspion neben ihr. Nur wenige Schritte, und er hätte sich direkt in Trehan hineintransloziert!
    »Tina«, murmelte der Dämon und streckte ihr die Hand hin.
    Sie stand auf. Mit gequälter Miene warf sie sich ihm in die Arme.
    Er hat kein Recht, sie zu umarmen. Sie gehört mir!
Nur Jahrhunderte strengster Selbstdisziplin hielten Trehan in diesem Moment davon ab, ihn in Stücke zu reißen.
Stelle Nachforschungen an, Trehan. Grabe tiefer. Du weißt so wenig über sie.
    Caspion flüsterte ihr etwas ins Ohr, das Trehan nicht hören konnte. Sie schenkte ihm ein vorsichtiges Lächeln und blickte bewundernd zu dem Dämon auf. Von ihrer Zuneigung für Caspion zu hören, war eine Sache – sie mitansehen zu müssen, eine ganz andere.
    Töte ihn.
Trehan legte die Hand auf sein Schwert, aber ehe er handeln konnte, translozierte sich Caspion mit Bettina davon.
    Wohin hatte dieser Mistkerl sie gebracht? Trehans Blick zuckte hin und her. Als die beiden auf der Tribüne erschienen, atmete er erleichtert auf.
    Doch schon im nächsten Augenblick erstarrte er. Caspion schritt auf die Anmeldung zu? Als der Dämon Feder und Dolch aufnahm, jubelte die Menge ihm zu.
    Dieser Scheißkerl! Trehan erinnerte sich an die Einladung. Sämtliche Teilnehmer standen unter mystischem Schutz. Mit einem kleinen Schnitt und einer hingekritzelten Unterschrift war aus Caspion einer von ihnen geworden und somit für Trehan unerreichbar.
    Zumindest bis zum Ende des Turniers.
    Ich kann bis dahin warten, um ihn zu töten.
Vielleicht überstand Caspion ja nicht mal die erste Runde, und ein anderer nahm Trehan die Arbeit ab.
    Oder ich könnte ebenfalls teilnehmen.
Zwei Fliegen mit einer Klappe. Dann hätte er gar keine Wahl, er müsste Caspion töten.
    Und Bettina müsste mir vergeben.
    Raum, der offenbar das Amt des Zeremonienmeisters übernommen hatte, bedeutete der Menge, sich zu beruhigen. »Ich grüße die Abaddonae, die grimmigsten Krieger aller Dämonarchien!« Wieder brandete Jubel auf. »Und auch alle diejenigen, die von anderen Ebenen zu unserem bescheidenen kleinen Turnier angereist sind.« Es wurde gelacht. »Eure Gastgeber, Raum und die allmächtige Morgana, heißen euch willkommen.«
    Als er mit einem Zucken seines Kinns auf Morgana wies, erhob sie sich. Ohne ein Winken oder eine andere Geste ließ sie den Blick über die Menge schweifen, als ob sie jeden Einzelnen der Anwesenden dazu bringen wollte, wegzusehen.
    Erst als die Zuschauer vollkommen verstummt waren, setzte sie sich wieder. Sie flüsterte Bettina etwas zu, woraufhin diese argwöhnisch nickte.
    »Nun, bei diesem Wettbewerb geht es um hohe Einsätze. Jede Runde endet erst mit dem Tod, doch in einer wird überhaupt nicht gekämpft. Vielleicht ein geistiger Wettstreit? Jedenfalls wird es kein Glücksspiel sein! Ihr müsst euch Prinzessin Bettinas Hand schon verdienen und beweisen, dass ihr es wert seid, euch mit ihr zu vereinen.«
    Raum hielt ein goldenes Kästchen in die Höhe. Lag darin Bettinas Beschwörungsmedaillon? »Ja, es geht um sehr viel, aber die Belohnung ist entsprechend beträchtlich. Der Sieger wird die Herrschaft über die schöne Prinzessin selbst gewinnen!«
    Herrschaft.
Trehan hätte beinahe ein Knurren ausgestoßen.
    Bettinas Gesicht rötete sich, und sie ballte die Fäuste. Es war offensichtlich, dass sie über die Umstände nicht glücklich war. Warum hatte sie es dann aber erlaubt, sich derart anbieten zu lassen? Letzte Nacht hatte sie gesagt:
»Sie wollten es so.«
    Dann hielt Raum eine Krone hoch. »Und das Recht, die Todbringenden zu regieren.«
    Ein Sturmdämon in Rüstung – aus einer Dämonarchie, die für ihre Harems berüchtigt war – schrie: »Ich bin selbst königlicher Abstammung. Ich bin nur hier, um die Prinzessin zu beackern!«
    Schallendes Gelächter. Bettina zuckte zusammen, als hätte sie jemand geschlagen. Trehan stand kurz davor, den Kerl anzugreifen, doch