Braut der Schatten
Schicksals.«
»Du meinst, ich stehe unter dem Einfluss der Erweckung? Natürlich! Ich
muss
dich beschützen, dich nehmen, dich …«, er verstummte, »… auf jede nur erdenkliche Art besitzen.«
Was genau hatte das zu bedeuten? Was hatte er eigentlich sagen wollen?
»Aber du faszinierst mich auch. Deine Schöpfungen interessieren mich besonders.«
»Du bist ein Schmeichler.«
»Niemals. Ich sage immer die Wahrheit.«
»Du kannst mir so lange die Wahrheit sagen, wie du willst, Vampir, aber ich werde dich trotzdem nicht küssen. Nicht heute Nacht. Niemals.«
»Verstehe. Also gut, Bettina.«
Komisch. Sie hatte gedacht, er würde wesentlich hartnäckiger sein …
Mit einem Mal legte er seinen Arm um sie, Nebel verschleierte ihre Sicht, und er drückte einen Finger auf ihre Lippen.
Einen Sekundenbruchteil später translozierte sich ein anderer Vampir in das Zelt, ein junger Knappe, der nervös und unruhig wirkte – und offensichtlich Angst vor Dakiano hatte.
Oh ihr Götter, er würde sie sehen!
Aber der Knappe machte sich nur rasch an seine Pflichten und beachtete sie gar nicht.
Sie kniff die Augen zu, als ob sie sich auf diese Weise vor seinem Blick verbergen könnte.
Nach einigen Momenten fragte er: »Kann ich sonst noch etwas tun … mein Gebieter?« Seine Stimme brach mitten im Satz.
Vorsichtig öffnete sie die Augen einen Spaltweit. Der junge Vampir sah nicht ein einziges Mal in ihre Richtung. War sie etwa in Dakianos Nebel versteckt? War das überhaupt möglich?
»Das ist alles«, erwiderte Dakiano. »Kehre morgen zur Abenddämmerung zurück.«
Sobald der Knappe verschwunden war, fragte Bettina: »Er konnte mich nicht sehen?«
»Du bist meine Braut. Ich kann dich verbergen.«
»Das war viel zu knapp!« Sie drückte mit aller Gewalt gegen Dakianos Brustkorb, doch er ließ sie nicht los. »Das ist keine gute Idee – Moment mal. Warum hat der Knappe alles für ein Bad zurechtgemacht?«
»Du hast mir heute Abend gesagt, du erwartest, wie eine Dame behandelt zu werden.«
»Ja, und?«
Sein Blick bohrte sich in den ihren. »Eine Dame ist ihrem Herren beim Bade behilflich.«
»Wovon redest du da …?« Sie verstummte. »Du bist nicht mein Herr.« Sie schubste ihn noch einmal, doch er schien es gar nicht zu bemerken.
»Wenn ich eine Gunst einfordere, bin ich es heute Nacht.«
»Das war eine … eine … hinterlistig inszenierte Falle! Du hast das alles geplant und mich manipuliert!«
»Ja.«
Wenn er es einfach so zugab, untergrub er damit ihre gerechte Empörung. »Du bist verrückt.«
»Vielleicht sind mir all diese nicht eingelösten Gefälligkeiten zu Kopf gestiegen.«
»Du brauchst ja noch nicht mal ein Bad.«
»Ein Bad kann verschiedenen Zwecken dienen. Dies sind deine Wahlmöglichkeiten: Entweder bist du mir beim Baden behilflich – oder aber ich dir.«
Der Ausdruck in seinen Augen verriet ihr, dass er Letzteres bevorzugen würde.
Dieser Mann wollte ihren nackten Körper von oben bis unten einseifen? Wie sich das wohl anfühlen würde?
Sein Blick wanderte zu ihrem Hals. »Ich könnte weitaus Schlimmeres verlangen.«
Wollte er etwa von ihr trinken? War es das, was er gemeint hatte, als er sagte, er wolle sie auf jede nur denkbare Weise besitzen?
»Bettina, du warst nicht gezwungen, unserem kleinen Handel zuzustimmen.«
»Aber natürlich war ich das. Ich hätte alles getan, um Caspion zu retten.«
Eine dunkle, primitive Gefühlswallung blitzte in seinem Gesicht auf. »Nimm dich in Acht, Sorcera. Du betrittst gefährlichen Boden.«
Sie schluckte vor Angst. Seltsamerweise galt diese Angst nicht ihr, sondern ausschließlich Caspion. »Du willst seinen Tod immer noch. Warum hast du ihn dann vorhin gerettet? Dadurch hast du lediglich die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass du es sein wirst, der ihn umbringen muss.«
»Wenn wir in einem Zweikampf gegeneinander antreten, bleibt mir gar keine andere Wahl, als ihn zu schlagen, und die Wahrscheinlichkeit wäre größer, dass du mir vergibst. Wenn ich ihn heute nicht gerettet hätte, wäre das eine Wahl gewesen, die du mir vielleicht nicht verziehen hättest. Außerdem werden diese Gefälligkeiten mir dabei helfen, deine Zuneigung zu gewinnen. Du sollst sie mir nämlich nicht nur aus dem Grund schenken, weil mein Konkurrent nicht länger existiert.«
»Das ist also deine Motivation? Die Konkurrenz zu Caspion?«
Er lachte freudlos auf. »Bald wirst du erkennen, dass dieser Dämon keine Konkurrenz ist. Mich motiviert allein der liebliche
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