Braut wider Willen
glänzte von ihren Liebessäften. Ihre Reaktion von vergangener Nacht war keine raffinierte Täuschung gewesen.
»Woher kommt das?«, murmelte er.
»Was denn?« Unbewusst strich Phoebe in einer langen Bewegung über ihren Körper.
»Deine Zügellosigkeit«, sagte er und tippte nachdenklich mit den Fingerspitzen auf seinen Mund. »Bei einer Frau deiner Herkunft ist sie mir noch nie begegnet.«
Sein Ton bewirkte, dass Phoebe sich aufsetzte und ihre Röcke hinunterschob. »Ist sie denn falsch?«
Catos zögerte eine Spur zu lange mit seinem Kopfschütteln. »Nein … nein, natürlich nicht.« Er stieß ein angedeutetes, nicht sehr freudig klingendes Lachen aus und holte seine ledernen Reitbreeches und das Wollwams aus dem Schrank.
Phoebe raffte sich vom Bett auf. Warum hatte er gezögert?
Cato kleidete sich rasch an und sagte beim Hinausgehen: »Beeil dich, Phoebe. Auf Giles' kaum verhüllte Unverschämtheit kann ich gern verzichten.«
Phoebe tauchte den Waschlappen ins Becken und wrang ihn aus. Ihn hatte es nach dieser leidenschaftlichen Lust ebenso verlangt wie sie. Warum also verspürte sie dieses Unbehagen? Nachdenklich machte sie sich zurecht und eilte hinunter ins Speisezimmer.
Als sie eintrat, saßen alle bereits bei Tisch. Giles Crampton warf ihr einen wissenden Seitenblick zu, der sie erröten ließ und sie wütend machte. Sie setzte sich mit einer wenig überzeugenden Entschuldigung und griff hastig nach ihrem Weinglas.
»Phoebe, hast du dich schon entschlossen, Gloriana selbst zu verkörpern?«, fragte Olivia, die sich mit Hammelbraten und Zwiebelsoße bediente, wobei sie den ihr gegenüber sitzenden Brian Morse geflissentlich ignorierte.
»Ich überlege noch.« Erleichtert wegen dieser banalen Wendung des Gespräches sah Phoebe Cato an. »Glaubt Ihr, Sir, dass einige Eurer Soldaten mitspielen möchten? Ich schreibe eben die Szene, in der Elizabeth sich an die Truppen wendet und vom Männerherzen im schwachen Körper einer Frau spricht. Es würde sich besser machen, könnte sie sich an ein paar echte Soldaten wenden.«
Giles schnaubte. »Nur über meine Leiche, Mylady! Es sind Soldaten und keine Schauspieler.«
Phoebe kannte Giles zu gut, um beleidigt zu sein, ging aber zur Verteidigung über. »Ich dachte mir, ein Sommerschauspiel würde die Leute aufheitern. Im Krieg ist das Leben für alle voller Kümmernis und Härte, und dieser Zustand dauert nun schon so lange. Ich meine, dass die Hebung der allgemeinen Moral für einen Soldaten eine ehrenwerte Aufgabe darstellt.«
»Ihr schreibt ein Stück, Lady Granville?« Brian fragte es hörbar belustigt.
»Ein Schauspiel«, berichtigte sie ihn.
»Ach, sicher wird sich darin eine Rolle für mich finden«, sagte er in unverändertem Ton.
»Du wirst d-doch im Sommer nicht noch da sein?«, äußerte Olivia entsetzt und sah ihn zum ersten Mal, seit sie bei Tisch saßen, direkt an. »Das sind ja noch
Monatel«
Als Phoebe Catos Ausdruck sah, mischte sie sich ein. »Sicher kann ich eine Rolle für Euch finden, Mr. Morse, falls Ihr dann noch bei uns seid. Aber was ist mit den Soldaten, Mylord? Echte würden sich viel besser ausnehmen als kostümierte Dorfbewohner, meint Ihr nicht?«
»Zweifellos«, gab er ihr Recht und brachte Olivia mit einem Blick zum Schweigen. »Aber ich muss Giles beipflichten, dass die Männer Besseres zu tun haben, als in Amateurdramen mitzuwirken, sei das Motiv auch noch so hochherzig.«
»Ihr seid also eine Laienautorin?«, bohrte Brian weiter, ehe Phoebe auf Catos geringschätzige Bewertung ihres Werkes reagieren konnte. »Vor dem Krieg war Schreiben bei Hof eine sehr beliebte Tätigkeit. Aber so weit ich weiß, widmeten sich nur wenige Damen dieser Aufgabe.« Er lächelte aufmunternd.
»Phoebe ist eine sehr talentierte Dichterin«, erklärte Olivia. »Ich möchte wetten, dass sich kein H-Hofdichter schämen müsste, ihre Werke zu preisen.«
»So, so.« Brian zog die Brauen hoch. »Ich wusste nicht, dass du dich in höfischen Kreisen bewegt hast.«
»Phoebe tat es, und sie hat mir die hohlköpfigen Höflinge geschildert«, erwiderte Olivia.
Brian ignorierte ihre Antwort. »Vielleicht zeigt Ihr mir Euer Werk, Lady Granville. Schließlich weiß ich so einigermaßen, was bei Hof als gute Dichtung gewürdigt wird, denn wenn Ihr Erfolg haben wollt, müsst Ihr natürlich bei Hof Gefallen erregen.«
»Ich schreibe zum eigenen Vergnügen«, sagte Phoebe mit unbewusster Herablassung. »Ich habe kein Verlangen, bei Hof zu strahlen,
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