Brautraub (German Edition)
Tatsache nicht zu deinem Vorteil aus? Und wenn du ehrlich bist, wirst du zugeben müssen, dass es dir auch ein wenig schmeichelt, von einem Mann wie Hor auf diese ungewöhnliche Weise umworben zu werden. Später, wenn alles vorbei ist, wirst du deinen Freundinnen auf der Erde viel erzählen können."
"Auf dieses Abenteuer hätte ich gerne verzichtet", seufzte Annett, griff sich ein großes Sandwich und biss hinein.
"Deinen Appetit hast du jedenfalls nicht verloren", amüsierte sich Qara.
"Vielleicht sollte ich mich dick fressen, damit ich ihm nicht mehr gefalle", überlegte Annett. Die beiden Frauen brachen in Lachen aus.
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Die Mittagsstunden in der Gesellschaft von Lady Qara gingen viel zu schnell vorüber. Am frühen Abend verabschiedete sich Qara von ihrer Praktikantin, weil sie angesichts der drohenden Kriegsgefahr dringend nach Kam` ar zurückkehren musste. Bald nach Qaras Abreise kehrte Hor auf das Anwesen zurück. Zu Annetts Erleichterung hatte er noch etwas im Haupthaus zu erledigen. Er meldete sich nur kurz bei ihr und teilte ihr mit, dass er sie zur zehnten Abendstunde in der großen Halle des Haupthauses erwartete. Annett hatte nicht die geringste Lust, beim Abendessen in der Halle im Zentrum des allgemeinen Interesses zu stehen, weil ihre Entführung vom dem Anwesen des Anführers der Freibeutergilde einigen Wirbel verursacht hatte. Die Gefolgsleute Lord Brocks waren zweifellos neugierig auf die Frau, für die der Schwager des Hausherrn Kopf und Kragen riskiert hatte. Da ihr aber keine glaubwürdige Ausrede einfiel, fügte sie sich notgedrungen.
Zur neunten Abendstunde traf überraschend Hors Schwester Andra bei Annett ein, mit einem Bündel Kleider in den Armen. Die Kriegerin selbst war mit einer Uniformhose und Stiefeln bekleidet, dennoch wirkte ihre Aufmachung alles andere als militärisch streng. Am Oberkörper trug sie auf nackter Haut eine knappe, ärmellose Weste aus feinstem, anschmiegsamem Leder, die an der Vorderseite mit mehreren Schmuckspangen zusammengehalten wurde. An ihrem Busen öffnete sich ein Spalt, der einen interessanten Ausblick auf die festen Rundungen ihrer Brüste gestattete. Entsprechend den ul`chanischen Sitten schloss sich die Weste zum Hals hin wieder, so dass dieser bedeckt war.
"Was soll ich mit den Kleidern?", fragte Annett konsterniert.
Andra musterte die Gefangene ihres Bruders von oben bis unten. "Wolltest du so in der Halle erscheinen?"
"Was ist an meiner Kleidung auszusetzen?", fauchte Annett.
Andra packte sie kurz entschlossen am Arm und drängte sie in ihr Zimmer.
"Wir haben hohe Gäste im Haus. Man ist neugierig auf dich. Hor erwartet von seiner Braut, dass sie sich schön macht."
"Ich bin nicht seine Braut", giftete Annett.
"Wie dem auch sei; mit diesen Alltagsfetzen kannst du heute nicht in der Halle erscheinen", entgegnete Andra in einem geduldigen Tonfall, als hätte sie ein Kind vor sich. "Wollen wir sehen, ob dir eines von diesen Kleidern passt. Zieh dich aus!"
"Und wenn ich mich weigere?", fragte Annett abweisend. Kalt lächelnd baute sich Andra vor ihr auf und ließ demonstrativ ihre Muskeln spielen. Annett musste den Kopf in den Nacken legen, um ihr ins Gesicht sehen zu können.
"Wenn du deine Fetzen nicht freiwillig ablegst, helfe ich dir dabei", meinte Andra.
"Du bist genauso ein Tyrann, wie dein Bruder", fauchte Annett und streifte widerwillig ihre Kleidung ab. Die meisten mitgebrachten Kleider waren Annett zu groß, bis Andra eine zarte Leinenbluse heraussuchte, die vorne und hinten zu schnüren war. Sie nötigte Annett, hineinzuschlüpfen und zurrte die Bänder gewissenhaft fest. Der dazu passende raffiniert gearbeitete, bauschige Rock aus vielfarbigen Stoffbahnen, die beim Gehen auf immer neue Art und Weise auseinander klafften und dabei ihre Pracht zeigten, war Annett in der Taille zu groß, doch Andra nahm kurzerhand einen dazu passenden Gürtel aus dem Schrank und schaffte damit Abhilfe. In Annetts neu erworbenem Fundus aus Accessoires fand Andra außerdem die passenden Sandalen, um das Aussehen ihres Schützlings zu komplettieren. Nachdem Annett zur Zufriedenheit Andras eingekleidet war, machte sich die Kriegerin daran, ihr die kurzen Haare zu bürsten, bis sie glänzten.
"Du wirst dir deine Haare wachsen lassen müssen", kritisierte Andra. "Urielle-Männer mögen ihre Frauen mit langem Haar."
"Dann werde ich sie mir jede Woche abschneiden", fauchte Annett. Sie befürchtete, Andra würde auch noch damit beginnen, ihr die Lippen mit den starken
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