Brautraub (German Edition)
Pakete und Tüten bei ihr ablieferte. Sie ließ die Sachen im Flur aufstellen, weil sie sie keinesfalls in ihrem Zimmer haben wollte. Nachdem sie über die Sache geschlafen hatte, konnte sie sich nicht mehr vorstellen, weshalb sie so plötzlich in einen Kaufrausch gefallen war. Der Anblick der Einkäufe ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Was sollte sie mit all den Stiefeln, Schuhen, Gürteln und Wäschestücken anfangen? Vielleicht konnte sie sie an irgendjemanden auf dem Anwesen verschenken. Und dabei stand morgen noch eine weitere Lieferung bevor. Dann würden all die Kleider, Röcke, Hosen, Jacken und Blusen ankommen, die derzeit in der Schneiderei des Einkaufszentrums aus den von ihr erwählten Stoffen und Schnittmustern extra für sie angefertigt wurden. Hor hatte für die zügige Abwicklung des Auftrages einen horrenden Aufpreis entrichtet. Annett schämte sich, den Verlockungen der Halle der Mosaiken erlegen zu sein. Sie hätte mehr Standhaftigkeit an den Tag legen müssen. Hätte sie sich doch nur in den Boutiquen eingekleidet. Die dortige Ware hätte sie mit einiger Mühe noch selbst bezahlen können. Auch wenn ihr derzeit kein eigenes Geld zur Verfügung stand, hätte sie Hor nach Ablauf ihrer Gefangenschaft alles zurückzahlen können. Aber wie sollte sie jemals aufbringen können, was Hor in der Halle der Mosaiken für sie ausgegeben hatte? Die edlen Stoffe und individuell für sie angepassten Entwürfe mussten doch Unsummen gekostet haben. Auf der Erde war diese exklusive Art des Einkaufens jedenfalls alles andere als billig.
Annett war froh, als Lady Qara sie wie versprochen besuchte und sie damit von ihren düsteren Gedanken ablenkte. Vielleicht wusste ihre Arbeitgeberin einen Ausweg aus ihrer Misere.
"Was sind das für Sachen?", fragte Qara, als sie des Stapels im Flur ansichtig wurde.
Annett wurde rot. "Schuhe, Stiefel, Gürtel und anderes Zeug."
Qara klatschte begeistert in die Hände. "War euer Einkauf also erfolgreich! Man berichtete mir, dass Hor mit dir zum Einkaufszentrum gefahren ist."
Flink begann Qara, die Pakete aufzureißen.
"Nicht!", rief Annett erschreckt aus. "Ich will den Krempel nicht haben."
Doch Qara ließ sich nicht aufhalten. Bald lag das Verpackungsmaterial überall herum. "Du hast einen guten Geschmack. Wann werden die Kleider geliefert?"
"Morgen", antwortete Annett. "Aber ich will sie nicht."
"Hast du sie dir denn nicht selber ausgesucht?", erkundigte sich Qara.
"Doch!", flüsterte Annett.
"Lehnst du die Sachen etwa deshalb ab, weil Hor sie dir finanziert?"
Annett nickte stumm.
Qara lachte hell auf. "Es ist seine überlieferte Pflicht, die entführte Frau mit allem zu versorgen, was sie benötigt. Ich an deiner Stelle hätte ihn noch viel mehr geschröpft. Hast du dir Schmuck auf seine Kosten ausgesucht?"
"Nein!", rief Annett empört aus.
"Ich hätte es getan. Sieh die Sachen als eine Art Schadensersatz für die Zeit deiner Gefangenschaft an. Wenn Hor schon meint, dich entführen zu müssen, soll er wenigstens finanziell ordentlich bluten. Je mehr Beute du nach Hause bringst, desto besser ist es."
"Niemand würde es jemals wagen, dich zu entführen", konterte Annett.
"Jedenfalls könnte es sich niemand leisten", kicherte Qara. "Lass uns in das Wohnzimmer gehen und über Alles sprechen."
"Wollen wir nicht den Müll wegräumen?", fragte Annett.
"Hast du bei mir denn nichts gelernt?", scholt Qara ihre Praktikantin. "Hor wird doch wohl Dienstmädchen haben. Eines von ihnen kann die Verpackungen beiseite schaffen. Sie soll auch gleich die Sachen in die Schränke deines Zimmers räumen."
"Es sind nicht meine Dienstmädchen. Sie nehmen keine Anweisungen von mir entgegen", wandte Annett ein.
"Die kleinen Biester sind wohl eifersüchtig auf dich", stellte Qara fest. "Für die Dauer deines Aufenthaltes in diesem Haus sind sie dir unterstellt, ob es ihnen passt oder nicht. Du bist die erklärte Braut des Hausherrn und daher ihre Herrin."
Qara drückte ihren Finger auf einen Knopf der nächstbesten Hauskommunikationsanlage. Kein Mädchen meldete sich oder erschien im Raum. Auch zwei weitere Versuche, ein Mädchen herbeizuläuten, brachten keinen Erfolg.
"Siehst du!", stellte Annett fest. Qara runzelte die Stirn und drückte einen anderen Knopf der Anlage. Eine Computerstimme fragte nach ihren Wünschen.
"Qara Oyr`param wünscht mit dem Hausverwalter dieses Anwesens zu sprechen."
"Der Haushalt wird von einer Hausdame geführt. Soll ich den Kontakt mit ihr herstellen?", sprach die
Weitere Kostenlose Bücher