Brautraub (German Edition)
Farben zu färben, die sie selbst trug, doch die Kriegerin fragte lediglich: "Benutzt du kein Make-up?"
Annett schüttelte den Kopf.
"Wir werden uns ein anderes Mal darum kümmern", seufzte Andra. "Meine Farben würden dir nicht stehen. Du kannst dich jetzt im Spiegel ansehen."
Annett trat vor einen großen Spiegel und zuckte gleich darauf wieder zurück.
"So kann ich mich nicht sehen lassen. Mein Busen wird viel zu sehr betont", rief sie aus.
"Natürlich wird er betont. Das ist doch der Sinn der Schnittführung dieser Bluse", lachte Andra. Sie schob Annett wieder vor den Spiegel und stellte sich hinter sie. Erschrocken hielt Annett die Luft an, als Andra ihre Hände sanft unter ihre Brüste legte und sie leicht anhob. "Du hast eine üppige Oberweite. Damit kannst du die Männer verrückt machen. Kein Wunder, dass Hor sich in dich verliebt hat. Er mag Frauen mit viel Busen. Hast du dich modifizieren lassen oder ist alles natürlich?"
"Ich würde mich nie durch Nanos verändern lassen, nur um der Eitelkeit zu dienen", entgegnete Annett heiser. Andra zog sich von ihr zurück und stellte sich neben ihr auf. Sie löste die Schmuckspangen ihrer Weste und entblößte damit ihre kleinen, festen Brüste. "Ich habe mir überlegt, ob ich es machen lasse. Aber zu meiner Figur passt diese Größe doch sehr gut. Und Brock hat sich auch noch nicht darüber beklagt. Was meinst du dazu?"
Annett schoss vor Verlegenheit das Blut in die Wangen. Sie murmelte etwas Unzusammenhängendes, an das sie sich gleich darauf nicht mehr erinnerte. Es schien ein Kompliment gewesen zu sein, denn Andra schloss zufrieden lächelnd ihre Bluse wieder. "Auf, auf! Wir kommen sonst noch zu spät", trieb Andra ihren Schützling unvermittelt zur Eile an.
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Eigenartigerweise fühlte sich Annett keineswegs unwohl, als sie Hor unter die Augen trat, der die beiden Frauen im Flur zur großen Halle abfing. Ihr wurde freilich ein wenig schwindelig, als er sie intensiv von oben bis unten musterte. Er schien sie mit Blicken liebkosen zu wollen. Natürlich wurde seine Aufmerksamkeit von ihrer üppigen Oberweite angezogen. Annett errötete ein weiteres Mal an diesem Abend vor Verlegenheit. "Hübsches Kleid", grollte Hor. Dabei machte er allerdings ein Gesicht, als sei Annett in Sack und Asche vor ihn getreten.
"Musstest du sie so herausputzen?", warf er seiner Schwester vor.
"Was hast du an diesem Kleid denn auszusetzen?", kicherte Andra.
"Das weißt du ganz genau!"
"Gehen wir in die Halle!", forderte Andra ihren Bruder auf.
Hor nahm Annetts rechte Hand in seine linke und zog sie mit sich in die große Halle. Sofort verringerte sich der Lautstärkepegel. Viele der Anwesenden blickten neugierig zu den Neuankömmlingen. Anders als Hor war es Annett peinlich, der Gegenstand des allgemeinen Interesses zu sein. Ohne seine stützende Hand hätte sie den Weg bis zur Tafel des Hausherrn wahrscheinlich nicht geschafft. Von überall her wurden ihnen Bemerkungen zugerufen, die Annett glücklicherweise nicht verstand, deren anzüglicher Tonfall aber offensichtlich war. Da und dort konterte Hor in demselben Tonfall. Er schien sich über das lüsterne Interesse an seinem Liebesleben zu freuen.
Und dann standen sie vor Spanos, dem Anführer der Urielle, der neben seinem Cousin Brock saß und an einer Keule nagte. Die Aufmerksamkeit des Anführers richtete sich auf Annett. Angst wallte in ihr auf, als der Blick aus eisgrauen Augen des wildbezopften Kriegers sich an ihr festsaugte. Es war ihr, als zöge er sie mit Blicken aus, um sie so auf ihre Tauglichkeit als Bettgenossin zu taxieren. Unwillkürlich schmiegte sie sich schutzsuchend an Hor.
"Sie ist zu klein", wandte sich Spanos in Ligastandard an Hor, damit auch Annett seine Worte verstand.
"Mir genügt sie", entgegnete Hor.
"Wird sie dir ausreichend kräftige Kinder gebären?"
"Natürlich, sie ist ein Mensch. Menschen passen hervorragend zu uns Kindern Uls."
"Mag sein! Wir werden es ja sehen."
"Ich werde Hor ganz gewiss nicht heiraten", mischte sich Annett in die Unterhaltung der Männer ein. Spanos starrte ihr in die Augen, bis Annett verlegen den Blick senkte. "Es steht dir frei, diesen Krieger nach Ablauf eines Monats anzuerkennen oder abzulehnen", sagte er zu Annett, um sich dann an Hor zu wenden: "Es ist schön, dass sich Mal wieder jemand an die alten Traditionen erinnert."
"Ihnen mag das ja gefallen", trotzte Annett. "Ich dagegen verlange, sofort nach Hause zurückgebracht zu werden."
"Kleidet Hor dich nicht angemessen
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