Breakfast on Pluto
Flaschenbier kaufen! Wenn überhaupt etwas bimmelte, dann in dem zerbeulten alten Radio auf dem Kaminsims, über der strahlenden Phalanx unserer nach Pisse stinkenden Unterhosen.
Trotzdem – »Ende gut, alles gut«, und weil sie endlich richtig betrunken ist, beschließt sie, das einzige vorhandene Knallbonbon krachen zu lassen. Triumphierend kramt sie es aus ihrer Handtasche hervor und brüllt: »Los, kommt her und laßt das vermaledeite Knallbonbon krachen, damit wir dieses vermaledeite Weihnachten endlich hinter uns bringen!« Glückliche Familie, die wir sind, wie ein Schnappschuß aus der Vergangenheit, umdrängen wir sie mit glänzenden Augen, eins wie’s andere ein fröhlicher Bankert – der kleine Tony, Hughie, Peter, Josie, Caroline und der rotznasige kleine Balg. Für ihre prächtige Vorführung häuslicher Harmonie sei ihnen allen hiermit einstimmig der allirische PATRICK-BRADEN-INTAKTE-FAMILIE-DES-JAHRHUNDERTS-PREIS verliehen! Dir, Haarige Ma, und all deinen kleinen Kluntenschrätzchen herzlichen Glückwunsch!
Zweites Kapitel
Patrick Braden, 13 Jahre –
Der Ärger fängt richtig an
Glupschauge Egan, Englischlehrer und kommissarischer Schulleiter, war nahe dran, den Verstand zu verlieren, als er im Zimmer der Klasse 2a, St. Martin’s Secondary School, Tyreelin, auf und ab schritt, mit seinem wettergegerbten Handrücken immer wieder auf das Papierbündel schlug und seinen bedröppelten Schüler abkanzelte. »Wie kannst du es wagen?« krächzte er fassungslos. »Wie kannst du es wagen, eine solche Arbeit abzugeben, Braden? Als ich gesagt habe, daß es schön wäre, wenn du deine literarischen Fähigkeiten weiterentwickeln würdest, habe ich damit nicht – ich wiederhole: nicht! (und hier überschlug sich seine Krächzstimme) – so etwas gemeint!«
Dummerweise hatte ich ein für allemal die Wahrheit über meine geistliche Herkunft erfahren, inzwischen war ich davon richtig besessen. Daher die gleichbleibend anschaulichen Überschriften der Aufsätze, die ich abgab, zum Beispiel: »Vater Stengel steckt ihn rein« und »Vater Bernard vögelt wieder!«
So konnte es natürlich nicht ausbleiben, daß Glupschauge, der Arme, eines Tages die Haarige Ma besuchte. Schließlich war es seine Pflicht, und ich könnte mir denken, daß ihre Erfüllung den armen Mann schier ins Grab gebracht hat. »Verstehen Sie, Mrs. Braden«, war alles, was ich hörte, als er auf seinem Stuhl hin und her rutschte, »ich muß etwas unternehmen… Das ist ein Affront gegen unsere Autorität und Rufmord an…«
Beinahe hätte ich gequiekst: »Papi!«
Tat ich aber nicht – sondern hielt äußerst wirkungsvoll den Mund bis zum Ende, als Glupschauge sagte: »Du wirst es nie wieder tun, Patrick, nicht wahr? Du wirst dich bemühen, mit deinem unsozialen Verhalten Schluß zu machen? Du wirst versuchen, dich anzupassen, nicht wahr?« Darauf ich: »O nein, Glupsch. Ich habe nicht die leiseste Absicht, damit Schluß zu machen oder mich anzupassen.«
Ihn so zu nennen war wirklich unverschämt von mir. »Glupsch«, meine ich. Wo er doch mein Lehrer war und ich ihn gut leiden konnte und mehr Respekt hätte zeigen müssen. Eine Einschätzung, der sich die Haarige Ma hastig anschloß, denn aus heiterem Himmel verpaßte sie mir mit ihren Wurstfingern eine schallende Ohrfeige und keifte: »So redet man nicht mit seinem Schulmeister! – Er ist ein Hundsfott! Von dem Moment an, da ich ihn von der Straße geholt habe, Mr. Egan, ein Hundsfott!«
Verständlicherweise wollte Glupsch sich nicht weiter darauf einlassen, denn inzwischen war er schon so durchgedreht, daß er, denke ich, nur noch ins Tyreelin Arms wetzen und sich ein paar Dutzend Whiskey genehmigen wollte.
Drittes Kapitel
In flagranti: 13. September 1968, 19.03 Uhr
Ich war mir vollkommen sicher, versteht ihr, daß ich nichts zu befürchten hatte, wirklich, schließlich hatte ich mein Ohr mindestens fünf Minuten an die Schlafzimmertür gedrückt und sie endlich kreischen hören: »Hallo, Patrick! Patrick – huhu! Sitzt du da oben über deinen Büchern? Caroline und ich gehen jetzt zum Danksagungsgottesdienst!« Dann marschierten sie die Diele entlang und machten die Haustür hinter sich zu. »Die sind mindestens ‘ne Stunde weg!« rief ich, von köstlicher Erregung erfaßt. Nichts da! Kaum zwanzig Minuten später waren die zwei schon wieder da, kramten in der Küche herum auf der Suche nach einem Gebetbuch oder was immer sie vergessen hatten. Natürlich
Weitere Kostenlose Bücher