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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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natürlich sagte sie das! Ich meine – was erwartet ihr denn? Zuckende Glieder und salzige Schweißtropfen, die einem übers Gesicht laufen – daran mußte sie genauso oft denken wie Vater Bernard! Also, nun entschuldigen Sie mal, Vater Bernard, bringen Sie mich nicht zum Lachen – bitte bringen Sie mich bloß nicht zum Lachen, wissen Sie! Denn an so was denkt sie überhaupt nicht. So was sagt sie auch nicht. Sie sagt es nicht, weil es ihr nicht in den Sinn kommt. Verdammt noch mal, es kommt ihr nicht in den Sinn, begreifen Sie?
    Daß Rosanno sagt: »Liebling?« und sie auf den Mund küßt? Selbstredend! Daß Frank Sinatra in einem Nachtklub den Hut schräg in die Stirn schiebt und für sie allein singt? Ja! Und abertausendmal ja! Aber zitternde, blaugeäderte Stengel – so ein-dring-lich, so wutentbrannt? Das glaube ich nun wirklich nicht, Vater! Verflixt und zugenäht, das glaube ich einfach nicht!
    Für Vater Stengel – wie er von jetzt an heißen wird – waren derlei Überlegungen natürlich ohne jeden praktischen Nutzwert. Woran Herr Pimmel ihn in seiner Wut nunmehr erinnerte. Tick-tick, macht die Zeitbombe im Wohnzimmer. »Uh!« ruft er, der olle Pimmel-Pammel. »Nun schaut euch das an! Ein Stück milchweißen Schenkel sieht man an diesem Ort, den wir Pfarrhaus nennen, nicht so oft, stimmt’s, Vater? Ganz gewiß nicht! Ach, du dicker Vater! Wenn das keine Überraschung ist!«
    Was es unbestreitbar war. Aber nicht – rein gar nicht – im Vergleich zu der Überraschung, die die fröhlich summende Hilfe im Hauskittel erlebte, als sie aus den Augenwinkeln heraus etwas durch die Luft sausen sah, das sie für einen fliegenden Mann hielt (Sondermeldung! Allerneuestes Wunder: Einem Priester wachsen Flügel!). Sie wollte schon gickeln: »Menschenskind, Vater! Wie haben Sie denn das hingekriegt?«, als sie sich wie ein Fallschirmspringer, der gerade einen der katastrophalsten Absprünge in der Geschichte der Luftfahrt hinter sich gebracht hat, in ihren Röcken verfing. Zuerst war sie sich hundertprozentig sicher, daß es ein Scherzartikel war (wenn auch zugegebenermaßen ein etwas gewagterer und ausgefallenerer, als man ihn aus Vater Bens Laden erwartet hätte. Der gab sich in der Regel mit Schoten wie »Peanuts bei der Beichte« zufrieden, in denen der Beichtvater den bußfertigen Knaben fragt: »Und hast auch du Peanuts in den Fluß geworfen?«, nur um die umwerfend komische Antwort zu erhalten: »Nein, Vater, ich bin Peanuts!« Es war eine seiner Lieblingsgeschichten, und er ließ, wenn er und seine Kollegen sich bei Konferenzen und dergleichen entspannten, kaum eine Gelegenheit aus, sie zu erzählen). Aber trotzdem – sie hielt das Ganze für einen Scherz! Deswegen rief sie auch: »Aber, aber, Vater!«, »Huch!« und »Hoppla! Das hat aber weh getan!«, bis sie mit einemmal aufschrie: »Autsch! Das zerreißt mich noch ganz!« und an ihr so viel plieriges Zeug klebte, daß sie glaubte, Vater Ben treibe mal wieder seine Spielchen – vielleicht spritzte er Spüli aus der Flasche, wie sie es die Kinder oft hatte tun sehen. Erst als er hinter einer Halloween-Maske durchs Zimmer taumelte, war sie richtig durcheinander und dachte: »Aber es ist doch gar nicht Halloween!« Wie lange es dauerte, bis sie begriff, daß sie gerade das wahre Gesicht ihres Arbeitgebers vor sich gehabt hatte und keine käsebleiche ägyptische Pappmache-Mumie, weiß keiner; aber schließlich merkte sie es doch und merkte auch, daß das Spüli – gar kein Spüli war! Und das Ding da, dieses rot leuchtende Ding mit dem bösen Auge – was war denn das?
    Damals hatten die Mädchen nämlich keine Erfahrung mit Jungs und ihren kleinen elektrischen Dödelflöten! Ehrlich gesagt, glaube ich, die wußten nicht einmal, daß die überhaupt so was hatten. Was einem Jungen da so zwischen den Beinen hing, war in ihren Augen das kleine schneckenähnliche Hänschen, das ihre Brüder hatten. Kein unersättlicher, unvernünftiger Baumstamm von einem Ding, der einen an die unlogische Version eines Schlagers erinnerte, den man immer im Radio hörte, nur daß er statt des richtigen Texts jetzt so ging:
     
    It was a one-eyed, one-horned flying purple weenie-poker
    One-eyed, one-horned flying purple weenie-poker!
     
    Und der gab offensichtlich keine Ruhe zurück, bevor er sie nicht mit klebrigen Stößen zuschanden gemacht und so gut wie entzweigerissen hatte! Wie sie da so auf dem Tisch lag und sich auf dem Gewebe ihres Hauskittels ein kleiner feuchter

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