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Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
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sich um etwas handelte, das man nicht mitteilen konnte, möglicherweise bis an sein Lebensende nicht.
    »Wie traurig«, schoß dem Pferd der Gedanke durch den Kopf, »jemanden umlegen zu müssen.« Besonders, wenn man ihn gut leiden konnte.
    Und das Pferd mochte Irwin Kerr durchaus. Und Jackie auch. Sie waren mit seinem Bruder zur Schule gegangen. Kannten, Gott noch mal, die ganze Familie. Aber was blieb ihnen anderes übrig? Wegen seines Denunziantentums hatten sie schon drei wertvolle Freiwillige verloren, und wenn man ihm nicht das Handwerk legte, würden sie noch Gott weiß wie viele verlieren. Ganz zu schweigen von Gott weiß wie vielen Waffenlagern. Sie nahmen an, daß er wußte, was mit ihm geschehen würde. Andere Freiwillige hatten ihm gegenüber alle möglichen Andeutungen gemacht (eines Abends, als er aufstand, um zur Toilette zu gehen, hatten sie sogar The Dead March gesummt), und Jackie hatte ihn mehrere Male unverhohlen gewarnt. »Wenn sie dich unter Druck setzen«, hatte er zu ihm gesagt, »die Bullen oder wer auch immer – sag uns Bescheid. Sag uns Bescheid, hörst du? Warte nicht, bis es zu spät ist.«
    Aber er hatte gewartet, und nun mußte er sterben. Jackie und das Pferd wünschten aufrichtig, die Aufgabe wäre jemand anderem übergeben worden, aber sie waren nun einmal die Ranghöchsten im Ort, da gab’s nichts. Sie beschlossen, noch ein Bierchen zu trinken. »Bevor die Bullen kommen!« sagten sie lachend, dann fuhren sie zum Carndonagh Lake, wo der Auftrag erledigt werden sollte.
    Es war eine schöne Nacht – über dem stahlgrauen Wasser hing wie ein wundersames Kinderspielzeug ein makelloser Mond. Was die Sache noch schlimmer machte: Als Irwin oder der »Verräter«, wie sie sich jetzt zwangen ihn zu nennen, kam, riß er lauter dümmliche Witze, als hätten sie sich verabredet, um angeln zu gehen. »Kennt ihr schon den von dem Mann aus Cavan, der in Urlaub fährt…«, bis Jackie ihn anraunzte: »Halt’s Maul!«
    Nachdem sie sein Geständnis auf Tonband aufgenommen hatten, stülpten sie ihm einen schwarzen Plastikmüllsack über den Kopf und führten ihn ab. Da machte er sich gleich doppelt in die Hose. Jackie hätte sich beinahe übergeben, als er nach der Pistole griff. Das Pferd blickte weg, als er abdrückte, und aus lauter Nervosität herrschte Jackie ihn an. »Ich dachte, du würdest es tun!« schrie er. Das Sickern des Bluts vermischte sich mit dem Plätschern des Wassers, und Jackie versuchte, das Geräusch mit noch mehr Geschrei zu übertönen. Er fürchtete sich davor, Irwin aufzuheben, in den Kofferraum zu legen und zum Steinbruch zu fahren, wo sie ihn abladen wollten. Deswegen rief er wieder etwas, ruderte mit den Armen und umkrampfte seine Kehle, als könne auch er den Gestank nun nicht länger ertragen.

Papi, stirb!
     
     
     
    Muschi jedenfalls konnte es bestimmt nicht. Auf ihrer Gefängnispritsche schrie sie gellend: »Jetzt komme ich dich holen! Siehst du, endlich komme ich dich holen, du sollst es mir büßen! Genau wie er sollst du’s mir büßen!«
    Womit sie natürlich Vater Bernard meinte, ihren lieben Vater, dem sie nicht verzeihen konnte!
    »Sterben wirst du, Papi!« kreischte sie. »Du und ihr alle, die ihr das Tal vergiftet habt! Ich werde deine Kirche niederbrennen – mit dir drin! Du glaubst mir nicht? Du wirst schon sehen, ich habe die ganze Nacht Zeit, und ich werde nicht eher ruhen, als bis ich es hinter mir habe!«

Siebenundvierzigstes Kapitel
    Vicky mag Lachsrosa!!
     
     
     
    Das Gekreische einer bösen Fee, die ihre Wut ausläßt! Trotzdem war sie etwas nervös, als Big Vicky jetzt die Tür aufmachte und zurücktrat, um seinen Besuch zu mustern. »Ach lieber Gott, mach, daß ich knackig aussehe!« sagte Pussy zu sich und raffte ihren Rock ein wenig. Big Vicky war der einzige, der sie ansah, denn die anderen waren viel zu sehr damit beschäftigt, die Sauerei wegzumachen, nachdem ihr Folteropfer seinen Geist ausgehaucht hatte – nicht Pat McGrane, sondern ein Nachbar, der nicht weit von ihm gewohnt hatte. Und wie gewöhnlich fluchten sie und beschwerten sich darüber, daß sie jedesmal, wenn sie eine Sache hinter sich gebracht hatten, den Fußboden mit dem Schlauch abspritzen mußten und was nicht noch. Sie waren immer noch damit zugange, als sich Vicky in seiner kugelsicheren Weste mit dem Arm über den Mund fuhr, die Zunge in die Backentasche schob und sagte: »Schaut mal, Jungs! Sieht ganz so aus, als hätten wir Besuch.« Daß unsere süße,

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