Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breakfast on Pluto

Breakfast on Pluto

Titel: Breakfast on Pluto Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patrick McCabe
Vom Netzwerk:
sich sein Gewissen: Wenn man nicht bereit war, kleine Kompromisse wie diesen einzugehen, welche Chance hatte dann eine Ehe? Er mochte ihre Musik nicht, das war alles. »Wenn ich nur nicht ein so großer Fan von Creedence Clearwater Revival wäre!« sagte er zu sich selbst. Als bestünde auch nur die geringste Aussicht, daß dieser Wunsch in Erfüllung ging!
    Denn Pat war ganz verrückt nach Creedence und würde bis an sein Lebensende nicht verstehen, wie die Leute schlechte Imitate dieser Songs durch Sänger vom Schlage Gene Stuarts tolerieren konnten. Weil Creedence ihm so gut gefiel, hatte er sich haargenau das Outfit des Leadsängers John Fogarty zugelegt. Jeden Donnerstagabend zog er Lumberjack und Jeans an, und mit seinen Haaren, die ihm bis auf den Kragen reichten (fast wie die Beatles), und den dünnen Schnürsenkelschlipsen, die er seit neuestem trug, hätte man mühelos zu dem Schluß kommen können, daß es John Fogarty, den Leadsänger und Gitarristen von Creedence Clearwater Revival, nach Tyreelin verschlagen hatte. Oft, wenn Pat bei ein paar Pints in Mulvey’s saß, ehe er über die Grenze fuhr, um Sandra abzuholen, sagten seine Freunde: »Oho, jetzt kannst du noch wie John Fogarty herumlatschen, aber warte nur, nach der Hochzeit wird sie dem Spuk ein Ende machen, darauf kannst du Gift nehmen!« Worauf Pat erwiderte: »Ach, leckt mich doch!« oder »Nun laßt aber mal gut sein, Leute!«
    Als er jetzt dahinfuhr, lächelte er bei dem Gedanken – denn im Grunde seines Herzens wußte er, wie albern das war. Sandra und er mochten sich noch so sehr über Gene Stuart streiten, eines stand fest: Es würde noch lange dauern, bevor sie anfing, ihm vorzuschreiben, was er anziehen sollte und so. Denn wie sie Gott weiß wie viele Male gesagt hatte, mochte sie ihn so, wie er war. Ja, sie liebte ihn. Auch das hatte sie ihm gesagt. Sie hatte an der silbernen Öse seines Schnürsenkelschlipses herumgenestelt und gesagt: »Ich liebe dich, Pat.« Darauf eine Antwort zu finden war ihm nicht schwergefallen. Denn natürlich hatte er schon den ganzen Abend darauf gebrannt, ihr ein Geständnis zu machen. »Ich dich auch, Sandra«, sagte er.
    Als er sich fertigmachte, wußte er noch nicht, wohin sie vor dem Tanz gehen sollten. Oft gingen sie zu Hughie’s auf dem Marktplatz ihrer Heimatstadt Dunkeerin, aber in letzter Zeit war er es leid geworden und sie offenbar auch. Hughie meinte anscheinend, in eine Kneipe müsse man so viele Gäste wie möglich hineinstopfen und ihnen irgendein Gelabber vorsetzen. Unter der Woche mochte das ja angehen, aber donnerstags ging’s zu wie in einer Irrenanstalt. Dann gab’s da noch das Spinning Wheel – aber das war das genaue Gegenteil. Das Aufregendste, was da an einem Donnerstag oder sonstwann geschah, war, daß jemand Untersetzer schnippte oder mit Streichhölzern spielte. Dort verkehrten Bankangestellte und Lehrer – Kneipenfraß, Suppen und Sandwiches während der Werktage, so was halt. Dann war da noch Walter’s, wo man gleich beim Eintreten sein Leben aufs Spiel setzte. Aber es lohnte sich, wenn man mit der richtigen Meute hinzog. Trotzdem, Sandra war nicht versessen darauf. »Dann wird’s bestimmt wieder McLarnon’s!« hatte Pat geseufzt, als er seinen Levi’s-Gürtel zuschnallte. Was ihm aber eigentlich nicht das Geringste ausmachte, denn am Ende wurde es dort jedesmal sehr lustig. Manchmal gab’s dort sogar gute Musik – einmal hatte eine Band aus Belfast eine ganz erstaunliche Fassung von I Heard It Through the Grapevine gespielt. Es hatte ihn richtig umgehauen, und noch Wochen später hatte Sandra gesagt: »So hingerissen hab ich dich ja noch nie erlebt, Pat – wirklich nicht.«
    Leider war die Band an diesem Abend nirgendwo zu entdecken. Sandra und er landeten neben einem Lautsprecher, der Sänger schlug ein Tamburin und sang völlig falsch: »Tra la la la la la – triangle!«. Aber als sie erst einmal in die Nachtluft hinaustraten, machte sich Pat nichts mehr daraus. Er legte seinen Arm um Sandra und küßte sie auf den Mund. Im Weitergehen hakte sie ihren Daumen in seinen Gürtel. Die Tanzveranstaltung war ebenfalls erstaunlich gut, und er überlegte schon, ob er Gene Stuart Unrecht getan hatte. Besonders als der Bad Moon Rising sang. Beim Tanzen streichelte er Sandras Haar und sagte: »Komm zurück, Gene Stuart – alles ist verziehen.«
    Von Hochzeit zu reden war ein wenig verfrüht, aber trotzdem gab es ein, zwei Dinge, über die man ruhig schon einmal nachdenken

Weitere Kostenlose Bücher