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Breaking News

Breaking News

Titel: Breaking News Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Schätzing
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Engel, und nichts kann den Engel jetzt noch aufhalten.«
    Er hebt beide Hände, eine Geste zwischen Eitelkeit und Bescheidenheit, als wehre er den Applaus kommender Generationen ab. Die Gesichter der Umstehenden glühen vor gespannter Erwartung.
    »Drohne?«, echot Hagen.
    »Die Erlösung.« Kahn lacht, und es klingt wie der Jubel eines viel jüngeren Mannes. »Sie ist nahe. Die Erlösung ist nahe.«
     
    Nahe war sie schon einmal.
    1984.
    Wieder einmal störten Tempelwächter der Waqf Unbekannte, die sich in bedenklicher Nähe der Moscheen herumtrieben. Beim Eintreffen der Polizei suchten sie das Weite, was sie zurücklassen mussten, sprach für sich: kiloweise Semtex, Dutzende Handgranaten, Bomben, deren Konstruktion von hoher Expertise zeugte. Gleichzeitig wurde publik, dass der Schin Bet schon früher Pläne vereitelt hatte, die drittheiligsten islamischen Stätten nach Mekka und Medina in Schutt und Asche zu legen. In einer Jeschiwa wurden Munition und Sprengstoff aus Armeebeständen sichergestellt, Soldaten mit Verbindung zu Gusch Emunim verhaftet, offenbar seit Jahren werkelten radikale Siedler und Offiziere an Plänen zur Zerstörung des Felsendoms und der al-Aqsa-Moschee.
    Israel stand unter Schock.
    Immerzu hatten die Siedlerführer Peace now bezichtigt, den Jüdischen Untergrund erfunden zu haben, um sie in Misskredit zu bringen (die konservativ-klerikale Regierungskoalition sah das genauso), jetzt drohte Gusch Emunim die Spaltung. Die Organisation mochte fanatisch und messianistisch sein, keineswegs war sie gleichzusetzen mit der Terrorzelle, die da in ihr wucherte und nun geschlossen vor Gericht wanderte.
    Nicht, dass einer bereute.

    Busse sprengen, Politiker verstümmeln, Heiligtümer in Trümmer legen, gern jederzeit wieder.
    Die Richter verhängten höchstmögliche Freiheitsstrafen.
    Dreimal lebenslänglich.
    Das war der Tag, als sie uns feierten, denkt Perlman. Da waren wir die Helden. Israels Kronjuwel, wie Schamir unsere Einheit bezeichnete, doch nur wenige Jahre später setzte die Knesset den gesamten Jüdischen Untergrund auf freien Fuß. Der Premier selbst unterzeichnete das Amnestiegesetz. Weil sie doch »Fleisch von unserem Fleische sind«, wie es plötzlich hieß, auf dunklen Pfaden gewandelt, aber haben sie’s auf ihre Art nicht gut gemeint, verirrte Seelen, die ihre Fehler erkennen?
    Schwachsinn.
    Deren Lobby war aktiv geworden.
    Und der Schin Bet stand über Nacht in der Kritik.
    Seitdem hat Perlman nicht einen Tag an das Ende des Jüdischen Untergrunds geglaubt. Die Zecke lauerte im Baum, ganz wie der Direktor gesagt hat.
    Lauerte auf den richtigen Zeitpunkt.
     
    Cox pirscht sich die Rampe hoch.
    Reißt die Tür zum Container auf.
    Der Raum ist noch kleiner und enger, als sie ihn aus Palmachim in Erinnerung hat, augenscheinlich aber voll ausgestattet. Zwei Männer, PO und AVO , sitzen vor übereinandergestaffelten Bildschirmen, zwischen sich das grüne Bild der Radarüberwachung.
    Auch dort müsste jemand sitzen.
    Doch der Sessel ist leer.
    Sie schießt auf den PO , er sackt auf die Konsole. Schwenkt den Lauf der Waffe auf den AVO , als jemand ihren Arm zur Seite schlägt, und ihr wird klar, sie hat einen Fehler gemacht.
    Der dritte Mann stand hinter der Tür.
     
    »Wir mussten aktiv werden.« Kahn scheint den Vortrag nicht nur ihnen zu halten, er spricht zu einem unsichtbaren Auditorium. »Das Ende der Intifada. Abbas’ UN -Initiative. Obama, der uns an den Verhandlungstisch nötigt, nicht lange, und selbst Netanjahu wird zu jedem Handel bereit sein. Die Erfolge von Jahrzehnten, zunichtegemacht, das Land verschachert, die Erlösung ferner denn je –«
    Hagen starrt ihn an. » Was haben Sie vor?«
    Kahn lächelt. »Der Engel wird sprechen.«

    »Hören Sie auf mit Ihrem verdammten Engel, wen soll die Drohne angreifen?«
    »Sie verstehen es tatsächlich nicht, oder?« Seine Augen glänzen fiebrig. »Das Allerheiligste greift sie an.«
    »Das Allerheiligste?«
    »Das der anderen .«
    Hagen braucht einen Moment, bis ihm klar wird, wovon der Mann im Rollstuhl da redet.
    Dann trifft ihn die Wucht der Erkenntnis.
    »Der Tempelberg!«
    »Wir hätten Sprengstoff bevorzugt«, sagt Zvi. »Doch es ist unmöglich geworden, in die Moscheen zu gelangen.«
    »Also nähern wir uns aus der Richtung des Messias«, sagt Kahn. »Ein chirurgisch präziser Eingriff in die Geschichte –«
    »Bist du von Sinnen?«, flüstert Yael. »Weißt du denn nicht, was du damit auslöst?«
    Kahn sieht sie erstaunt

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