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Die wollen den Tempelberg angreifen.«
Der Tempelberg, denkt Cox. Großer Gott.
Ging es nicht eine Nummer kleiner?
»Legen Sie denen das Handwerk.«
Sie richtet sich im Unterholz auf. »Wie viel Zeit bleibt mir?«
»Vier, fünf Minuten.«
Um es mit Arnie zu sagen:
Hasta la vista, baby.
Cox verlässt ihre Deckung, geht mit langen Schritten auf den völlig perplexen Wachmann zu und schießt ihm eine Kugel in den Kopf.
Hoch am Himmel durchschneidet eine zwölf Meter lange, silbrig glänzende Pfeilspitze die Luft.
Artemis hat wenig mit Drohnen vom Typ Heron oder Predator gemein, die alle ein bisschen aussehen wie missgestaltete Segelflugzeuge und es gerade mal auf 220 km/h bringen. Sie ist ein einziger eleganter Flügel mit einer Ausbuchtung in der Mitte, um die Satellitenantenne zu verbergen. An ihrem Unterleib befinden sich Kameras, Radar, Sichtfunk und Raketenschächte.
Und sie verfügt über ein Düsentriebwerk.
Damit ist sie viermal so schnell wie propellergetriebene Drohnen. Ihre künstliche Intelligenz befähigt sie, selbsttätig Ausweichmanöver zu fliegen und sich nötigenfalls den Weg freizuschießen. Verliert sie den Kontakt, schraubt sie sich so lange in höhere Sphären, bis wieder Sichtverbindung besteht, oder greift auf Satellitenkommunikation zurück. Reißt auch die ab, kehrt sie um. Geht ihr der Sprit aus, hält sie nach einem Landeplatz Ausschau, findet sie keinen, leitet sie ihre Selbstzerstörung ein, um nicht in falsche Hände zu fallen.
Dass genau dies gerade geschieht, registriert Artemis nicht.
Ihr elektronisches Hirn stellt keinerlei Betrachtungen darüber an, ob jemand sie kapert, solange die Zugangscodes stimmen. Wer sie steuert, ist ihr egal. Dass die Hacker unmittelbar nach dem Start mehrfach die Kontrolle übernommen und wieder abgegeben haben, sollte Palmachim suggerieren, es handele sich um einen technischen Defekt, um den Start der Abfangjäger rauszuzögern.
Alles Dinge, die eine Drohne nicht interessieren.
Jemand, der autorisiert ist, sagt ihr, wo’s langgeht. Er kennt dieCodes, ist ihr Herr, auch wenn er in einem Container in Tel Tzafit sitzt. Mittlerweile dürfte denen in Palmachim klar geworden sein, dass jemand ihren schönen Roboter gestohlen hat. Und so, während die Piloten zu ihren F-15 laufen, übernimmt der neue Herr Artemis ganz, und auf dem Luftwaffenstützpunkt erblinden sie.
Weder wissen sie jetzt, wo Artemis ist, noch was sie tut.
Ein neuer Befehl ergeht an die Drohne.
Kurswechsel.
Sie fliegt eine Linkskurve und hält auf Jerusalem zu.
Yael ist totenbleich auf einen Stuhl gesunken.
» Du bist der Kopf des Ganzen«, flüstert sie.
Kahn nickt. »Ich war es immer.«
»Du hast Schimon zu mir geschickt.«
»Ja.«
»Es war dein Plan, Arik zu töten.«
»Was leider nicht gelungen ist«, sagt Kahn im Tonfall ehrlicher Betrübnis. »Das Schicksal des Komas wollte ich ihm ersparen. Wir konnten ihn nicht so weitermachen lassen, aber – er war immerhin mal mein Freund.«
»Und ich?« Yael scheint wie aus einem Traum zu erwachen. »Wie weit gedachtest du bei mir zu gehen?«
»Niemand hat dich je angetastet.«
»Das sieht man.«
»Wir durften kein Risiko eingehen. Niemand konnte wissen, was dieser Mann«, wedelt in Hagens Richtung, »gegen uns in der Hand hatte. Kannte er Namen? Wusste er von dir? Über dich wäre man schnell auf mich gekommen, sie hätten mein Umfeld und das meiner Söhne unter die Lupe genommen. So kurz vor unserem großen Werk! All die Jahre habe ich Sorge getragen, dass wir nicht auffallen, keine Angriffsfläche bieten. Die Sicherheitsdienste sollten sich an Levinger und seinesgleichen abarbeiten –«
Sie springt auf.
»Ich bin deine Großnichte! Die Enkelin deines Bruders!«
»Ich weiß.«
»Ihr habt Yossi getötet.«
»Er war zum Risiko geworden.«
»So wie ich, meinst du?« Ihre Augen blitzen, ihre ganze Trauer ballt sich zu Wut.
»Dich wollte ich nie –«
»Doch! Du warst bereit, auch meinen Tod in Kauf zu nehmen. Was bist du für ein Ungeheuer, was –«
Hagen nimmt sie am Arm und zieht sie weg. Zvi funkelt ihn bedrohlich an, bleibt aber auf Distanz.
»Was haben Sie vor, Kahn?«
Der Rabbi lächelt. »Ich erwarte nicht, dass Sie es verstehen. Bis vorhin haben Sie uns große Schwierigkeiten gemacht, alleine, was Sie Cox erzählt haben, aber jetzt bin ich beruhigt. In diesen Minuten erfährt die Geschichte der Menschheit einen tiefen, unumkehrbaren Einschnitt. Alles wird sich verändern. Die Drohne ist unser
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