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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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ist sie nicht… Gebt ihr doch Luft!« Ich lege meine Hand auf ihre Brust und beginne zu drücken, massiere ihr Herz wie das von Old Watson. Es muss einfach klappen – Alina hat immer überlebt.
    Ich beuge mich runter, um in ihren Mund zu pusten, als Harriet mir die Hand auf den Arm legt. »Hör auf«, sagt sie. »Bitte.«
    Und ich höre auf. Weil Alina nicht mehr aussieht wie sie selbst. Sie ist völlig entspannt.
    Sie ist tot.
    Gideon nimmt seine Maske ab, küsst Alina auf dieStirn und wischt sich dann mit dem Handballen die Tränen ab.
    Das ist zu viel für Silas, er geht weg und brüllt in den Himmel hinein.
    Ich streichle Alinas Gesicht mit der Rückseite meiner Finger. Ihre Haut ist weich. Im Hain habe ich sie zuletzt gesehen. So ein kurzer Abschied war das, so kurz. Zu kurz.
    Tränen rinnen über meine Maske in den Staub.
    Ich kenne das Gefühl, das Herz rausgerissen zu bekommen, es ist nichts Neues für mich, aber das macht es nicht weniger schmerzhaft.
    Jetzt weine ich so sehr, dass ich kaum noch etwas sehe. Ich drücke Alinas Hand.
    Ich will ihr berichten, was passiert ist. Ich will ihr sagen, wer sie ist und was sie getan hat. Für mich. Für uns alle.
    Aber für Alina wäre nur eine Sache wichtig.
    Und so hebe ich meine Maske und drücke meine Lippen an ihr Ohr.
    »Ich glaube, wir haben gewonnen«, sage ich.

TEIL 5
DER FRÜHLING

BEA
    Das Mädchen mit seiner Schale trockenen Zements bekommt gleich einen Anpfiff von Maude: »Bauen wir hier ’n Haus für Heinzelmännchen? Ich brauch ’n Fass von dem Zeugs, hab ich gesagt, du Knalltüte.«
    »Dann hol ich noch mehr.« Die Kleine trippelt davon.
    »Sieht super aus«, lobe ich. Und das stimmt. Es ist schon die zehnte Hütte, die wir errichtet haben. Wenn das so weitergeht, hat im Sommer jeder ein Dach über dem Kopf. Maude reibt sich die Nase am Ärmel.
    »Wo is denn Schnuckiputz hin entfleucht?«
    »Meiner oder deiner?«
    »Ach, vergiss es, Bruce und ich sind nur Kumpel, nix weiter.« Ihr Gesicht wird knallrot.
    Ich nehme ein paar tiefe Züge aus der Atemmaske, die mir um den Hals baumelt. »Wir haben ein paar neue Anfragen von Premiums, die sich der Siedlung anschließen wollen. Hast du Zeit, mit mir die Vorstellungsgespräche abzuwickeln?« Ich blicke zur Kuppel in der Ferne. Sie funkelt schwach im Licht. Jetzt, wo die Leute nach Belieben kommen und gehen können und gesehen haben,was wir hier aufbauen, möchten sie bei uns mitmachen.
    »Ich muss auffüllen gehn«, sagt Maude und klopft auf ihre Sauerstoffflasche. »Ich kann se bei der Aufbereitungsanlage treffen.«
    Die dunklen Wolken über uns verdichten sich. Auf meinem Arm landet ein Tröpfchen. »Regen«, lächle ich.
    »Na spitze, das Grünzeugs wird jubeln, aber wer denkt an meine Frisur?« Sie schiebt sich die Zotteln hinter die Ohren, zieht die Kapuze über den Kopf und trottet rüber zum kleinen Häuschen, das wir für Jo und ihr Baby errichtet haben. Abel kümmert sich um sie, vielleicht sind sie sogar ein Paar, doch das hindert ihn nicht daran, jeden Tag Alinas Grab zu besuchen. Und er ist völlig besessen vom Gärtnern. Die Pflanzschule steht in voller Blüte und das ist sein Verdienst.
    »Wo geht die jetzt wieder hin?«, fragt Oscar, der plötzlich auf dem halb fertigen Hausdach erscheint.
    »Im Regen kann man nicht arbeiten. Komm runter«, sage ich ihm.
    Er winkt nur ab und zieht die Träger seiner Arbeitshose straff. Quinn steuert auf uns zu und wechselt im Vorbeigehen ein paar Worte mit Maude.
    Er schlüpft hinter mich, legt mir die Arme um die Hüfte und küsst meinen Nacken.
    »Wie wär’s mit einem kleinen Ausflug in die Stadt, für ein paar Tage? Nur wir beide«, sagt er.
    Ich strecke meine Hand aus, damit sich Wasser darin sammeln kann. »Das haben wir schon mal probiert und es ging schief.«
    »Nur weil was beim ersten Anlauf nicht gleich klappt…«
    »Vielleicht sollten wir zur Sicherheit gleich Oscar mitschleppen«, lache ich. »Oder Maude.«
    »Das kriegen wir ja wohl auch allein gebacken. Wir brauchen keine Gesellschaft«, beharrt er.
    »Sprecht ihr von mir?«, ruft Oscar vom Dach runter. Er rackert unablässig und bringt mir nebenbei noch das Malen bei. Wenn ich mit ihm zusammen bin, kocht Quinn innerlich vor Eifersucht, aber das ist wohl in Ordnung. Und ganz normal.
    »Quinn und ich machen vielleicht einen kleinen Trip. Wir haben uns gefragt, ob du uns vielleicht begleiten möchtest.«
    Er lacht laut – und sarkastisch. »Na klar doch. Ich bin ganz wild darauf, bei eurer

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