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Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Flucht nach Sequoia: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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nicht.
    Holly murmelt irgendwas vor sich hin. »Was gibt’s, Holl?«, fragt Song. Er fasst sie nicht an. Stattdessen drückt er sich die schlanken braunen Hände aufs eigene Herz, als könne er ihre Gefühle teilen. In seinen Augen stehen Tränen und Schmerz. Sind die beiden etwa zusammen? Romantische Beziehungen unter Rebellen waren stets tabu, aber vielleicht wurde diese Regel weniger streng befolgt, als ich dachte. Silas und Inger waren ja schließlich auch ein Paar.
    »Luft«, stöhnt Holly. Song greift nach der Sauerstoffflasche, doch Holly schüttelt den Kopf. »Frische Luft«, sagt sie, als stünde die zum Angebot.
    Dorian seufzt. »Wir segeln mitten durch ein Unwetter.« Wie in Reaktion auf seine Warnung kippt das Boot nach hinten.
    »Lass uns abwarten, bis es vorüber ist«, beschwichtigt Song.
    Holly starrt auf ihre Stiefel, die mit schwarzem Schaum verkrustet sind. »Ich will raus, die Luft spüren.« Sie beißt sich auf die Unterlippe und zupft sich an der Hose rum. »Dann können wir vielleicht zum Hain zurück und duschen, zum Aufwärmen.«
    Ich beneide Holly um ihre Traumwelt. Ich könnte auch eine kleine Auszeit von der Realität vertragen, damit das, was wir da mit ansehen mussten, nicht mehr so wehtut. »Ich nehm sie kurz mit raus«, sage ich. »Vielleicht bringt’s ja was.«
    Holly steht auf und zieht sich die Kapuze über die kurzen braunen Locken. Ihre Nase und die Ohren sind schon knallrot gefroren. »Wo steckt Petra?«, will sie wissen.
    Ich nehme sie bei der Hand und führe sie zur Kajütentür. »Die ist noch im Hain und kümmert sich um die Bäume«, sage ich. Nicht völlig gelogen. Statt mit uns zu flüchten, hat sich unsere Anführerin fest um einen todgeweihten Baum geklammert. Petra hat es nicht über sich gebracht, ihre Lebensaufgabe zurückzulassen. Und den vollen Preis dafür bezahlt.
    Ich denke an Jazz, die in Hochgeschwindigkeit einen Baum raufkraxelt, nur um bei Petra zu sein, und meine Kehle schnürt sich zu. Jazz war nur ein Kind. Sie hatte den Tod nicht verdient. Keiner hatte das. »Alina?«, fragt Dorian hinter meinem Rücken.
    »Nur ein paar Minuten.« Damit stemme ich die Tür gegen den Wind auf.
    Holly und ich kehren dem peitschenden Regen den Rücken zu und machen uns auf Richtung Bug. Ich gebe ihre Hand frei und sie umklammert die Reling, beugt sich vornüber und lächelt. Sie lässt sich die beißende Gischt ins Gesicht spritzen, dass ihr das Wasser den Hals runterrinnt. Das Boot wird von einer mächtigen Welle geschaukelt, meine bloßen Hände krallen sichums Geländer, doch Holly lässt einfach los. War wohl ein Fehler, sie hier rauszubringen. »Komm, gehen wir wieder in die Kajüte.«
    Holly blinzelt in die verschwommene Ferne, ihre Unterlippe bebt. »Ich hab gewusst, dass wir den Krieg verlieren«, sagt sie. Durch das Tosen von Wind und Wellen klingt es wie ein Flüstern.
    Ich mache ihr erst gar nicht vor, wir hätten nicht verloren, denn das wäre wirklich eine Lüge. Wir sind jetzt nicht besser dran als die Ausgestoßenen, Flüchtlinge unterwegs nach Sequoia, in der Hoffnung, dort Obdach zu finden. Bis auf unser Leben ist uns nichts geblieben und ich habe meine Zweifel, ob das genug sein wird. Als würde sie meine Gedanken lesen, steigt Holly auf die unterste Querstange der Reling und hievt sich auf die andere Seite, bis sie wie eine lebendige Galionsfigur über dem Bug schwebt. Ich grapsche nach ihr.
    »Holly, was soll das? Schaff deinen Arsch wieder hier rüber.«
    Das Boot kippt nach vorne und sie beginnt zu schluchzen. »Lass mich los .«
    Jetzt rutschen mir auch noch die Füße weg. »Helft mir!«, schreie ich.
    Binnen Sekunden haben sich fast alle um uns geschart und mit Songs Hilfe zerre ich Holly übers Geländer zurück. Kaum liegt sie wieder sicher an Deck, schüttelt er sie durch. »Was soll der Scheiß? Was hast du dir dabei gedacht?« Er senkt seinen Kopf auf Hollys Bauch und bricht in Tränen aus. Holly streichelt Songs dicke Locken und starrt in die Wolken.
    »Wir tragen sie rein«, sagt Dorian und durchbohrt mich mit seinem Blick.
    »Wie soll ich bitte ahnen, was sie vorhat?«, sage ich.
    Dorian schüttelt den Kopf und schiebt seine Hand unter Hollys Schultern.
    Obwohl der Regen immer noch auf das Boot klatscht, hat sich der Sturm etwas gelegt und das Segeln wird leichter. Dorian, Holly und Song dämmern in ihrer Ecke vor sich hin. Bruce und Maude tuscheln und streicheln einander die runzligen Hände. Silas steht hinterm Steuer. Ich gehe zu ihm

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