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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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werfen. Inger wehrt sich nicht. Selbst ohne Sauerstoffflasche bleibt er gerade und aufrecht stehen.
    »Deine letzten Momente kannst du in Freiheit verleben«, verkündet der Captain, und die Soldaten treten zur Seite, damit Inger weggehen kann oder rennen oder was immer ihm einfallen mag.
    Inger macht ein paar atemlose Schritte, und ich rechne damit, dass er sich in das Gebäude flüchtet, in dem wir uns verstecken. Dorthin, wo das Solar-Atemgerät steht. Doch stattdessen dreht er sich um und verschwindet stolpernd in dem Gebäude, aus dem man ihn kurz zuvor herausgezerrt hat.
    »Stillgestanden und los!«, brüllt der Captain, woraufhin die Soldaten salutieren, bevor sie sich in Reih und Glied aufstellen. Und nach ein paar Minuten sind sowohl die Panzer als auch die Fußsoldaten außer Sicht.
    Silas springt auf und hetzt über die Straße. Im Laufen bückt er sich und hebt Ingers Sauerstoffflasche auf. Ichhabe noch nie jemanden so schnell und reflexhaft reagieren sehen. Ich renne hinter ihm her.
    Wir finden Inger in der Eingangshalle. Er liegt reglos auf dem Boden. Sofort drückt ihm Silas die Atemmaske aufs Gesicht und öffnet den Regler so weit, dass Inger die maximale Sauerstoffdosis bekommt. Trotzdem rührt er sich nicht.
    »Inger. Inger, du bist in Sicherheit.« Silas schüttelt ihn. »Wach auf.«
    Aber Inger liegt so still da und sieht so friedlich aus, dass nicht der geringste Zweifel besteht: Er ist tot.
    Silas’ Kopf sinkt auf die Brust, seine Hände umklammern Ingers Oberkörper. Er schnieft und ich wende meinen Blick ab. Als ich wieder hinschaue, wischt Silas Inger das Blut mit seinem Ärmel aus dem Gesicht. Dann knöpft er ihm die Jacke zu und ordnet seine Glieder, sodass Inger so gerade und ausgestreckt daliegt wie in einem Sarg.
    »War das wirklich dein Dad?«, fragt Silas.
    Ich nicke, zu benommen, um zu sprechen.
    »Was wirst du jetzt tun?«
    Ich zucke die Achseln. Keine Ahnung. Ich weiß nicht mal, was für Alternativen ich habe.
    »Es tut mir leid«, sagt Silas.
    Wir blicken Inger an und ich verspüre nicht das geringste Bedürfnis, das Schweigen mit lärmenden Worten zu füllen. Vielleicht werde ich niemals mehr irgendetwas Belangloses sagen wollen. Ich will nur noch laufen. Weg von hier.
    Silas reicht mir Ingers Sauerstoffflasche. »Er brauchtsie jetzt nicht mehr. Und du wirst, glaube ich, nur in Sicherheit sein, wenn du mit mir kommst. Hast du denn irgendwas auf dem Dach liegen, das du noch benötigst?«
    Ich schüttele den Kopf. Wir werfen einen letzten langen Blick auf Inger, bevor wir uns in die Trümmer hinaustrauen. Ich hab keine Ahnung, wohin wir gehen. Und es ist mir auch völlig egal.

BEA
    Als ich wieder zu mir komme, atme ich normal und werde über den Boden geschleift. Maude blickt grinsend zu mir runter. Alina ist ebenfalls da.
    »Sie lebt«, ruft ein junger Mann und verriegelt die Stahltür.
    Ich versuche, mich aufzusetzen, aber sofort wird mir schwindelig und ich sinke zurück.
    »Lasst sie auf jeden Fall noch eine Minute liegen«, sagt der Typ. »Ihr Gehirn ist noch nicht wieder ganz da. Das wird der schlimmste Kater ihres Lebens.« Er hockt sich neben mich und mustert mich aus grauen Augen. Ich lächle und er zieht vorsichtig ein paar Haarsträhnen unter meiner Atemmaske hervor. »Die Flasche, die ich dir gerade gegeben habe, ist randvoll mit Sauerstoff. Fühlst du dich gut?«
    Ich nicke und blicke mich um. Obwohl wir uns im Inneren eines Gebäudes befinden, ist es schneidend kalt und zugig.
    »Was für ein Riesenglück, dass du gerade in dem Moment zur Tür gekommen bist, Dorian!«, sagt Alina.
    Der Typ namens Dorian dreht sich zu Alina um und die beiden umarmen sich. »Puh, ich war mir nicht sicher, ob meine Technik funktionieren würde. Zum Schluss dachte ich wirklich, sie wäre tot«, gesteht Alina.
    »Was für eine … Technik?«, bringe ich heraus.
    »Ein Atemzug für dich, ein Atemzug für mich.« Alina deutet auf ihre Sauerstoffflasche. Dann holt sie aus einem offenen Metallspind zwei volle Flaschen heraus, und während sie und Maude sie sich umschnallen, hilft Dorian mir auf die Beine. Er muss mich stützen, als wir den breiten Gang entlanggehen.
    »Mir war klar, dass sie die Zips nicht ohne Grund ausgesandt haben. Hab mir schon gedacht, dass sie nach irgendjemandem suchen«, erklärt Dorian.
    »Hat Petra nicht versucht, dich aufzuhalten?«, fragt Alina.
    »Natürlich. Alle im Bunker haben das versucht. Petra hat das ganze Stadion verrammelt und gedroht, mir den Kopf

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