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Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
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wollen uns erneut jenen entsetzlichen Lebensbedingungen aussetzen, wie sie in der Zeit des Switch herrschten. Aber zum Glück gibt es jene unter uns …«, an dieser Stelle macht er eine ausladende Handbewegung zu den gebannt lauschenden Massen, den Podiumsgästen und den Kameras, »… jene unter uns, denen die Kuppel am Herzen liegt und die das Leben darin schützen wollen. Sollen wir uns etwa von der Angst tyrannisieren lassen, die einige wenige verbreiten? Ich zumindest werde das nicht tun. Und ich weiß, dass Sie alle es auch nicht tun werden. Nein. Wir werden uns gemeinsam zur Wehr setzen und unsere Feinde schlagen. Trotz all unserer Unterschiede werden wir gemeinsam aufstehen und unser Recht auf Leben verteidigen. Unser ureigenes menschliches Recht zu atmen.«
    Als er mit seiner Rede fertig ist, fährt sich der Präsident mit der Hand durchs Haar und blickt Quinn von oben kalt, fast herausfordernd an. Ich kenne diesenBlick und er gefällt mir gar nicht. Quinn schaut auf seine Hände, die flach auf dem Tisch liegen. Ein paar Zuschauer in der Menge haben ihre Arme jubelnd hochgerissen und skandieren den Namen des Präsidenten: »Knavery! Knavery! Knavery!« Der nickt und in dieser minimalen Geste zeigt sich seine ganze selbstgefällige Überlegenheit.
    »Ich habe Sie hierher eingeladen, meine Freunde, damit Sie sich eine Vorstellung machen können von dem Bösen, das uns umgibt. Dieser junge Mann hier, ein persönlicher Freund von mir, wurde von Terroristen aus unserer Mitte gerissen und gefoltert. Er wird Ihnen jetzt erzählen, was er weiß, und dank seiner Schilderungen werden Sie sich ein Bild machen können von unseren Feinden  – als würden Sie ihnen direkt ins Gesicht schauen.«
    Jetzt setzt sich der Präsident und wendet sich Quinn zu. »Möchtest du uns zunächst vielleicht ein wenig von dir selbst erzählen?«, fragt er, zieht ein flaches silbernes Fläschchen aus der Jackentasche und nimmt einen Schluck.
    Mir krampft sich der Magen zusammen. Eingerahmt zwischen dem Justizminister und dem Präsidenten sieht Quinn unendlich klein aus  – viel kleiner als sonst. Er sitzt in der Falle zwischen diesen beiden alten Männern. Was kann er da tun? Was soll er sagen?
    Quinn räuspert sich, was sein Mikrofon knackend und krachend überträgt. »Ich heiße Quinn Caffrey und möchte Ihnen zuallererst danken, dass Sie so zahlreich erschienen sind. Vielen Dank, dass Sie bereit sind, mirzuzuhören. Ich verspreche Ihnen, die Wahrheit zu sagen. Ich bin zwar Premium-Bürger, aber Sie werden hoffentlich erkennen, dass ich Sie alle hier vertrete.«
    An dieser Stelle führt er seinen Daumen zum Mund und kaut kurz auf dem Nagel herum. Obwohl ihm das Showgehabe des Präsidenten gänzlich fehlt, geht doch ein unüberhörbares Sympathiegemurmel durch die Zuschauermenge  – vielleicht wegen seiner entwaffnend ehrlichen, bescheidenen Art zu sprechen. Ich bin so stolz auf ihn und habe zugleich so viel Angst um ihn, dass ich am liebsten aufspringen und zum Justizpalast rennen würde. Egal, was Watson davon hält. Ich sehne mich so nach Quinn, ich möchte einfach nur bei ihm sein! Ich schlinge die Arme um meinen Körper und lehne mich auf meinem Stuhl vor.
    »Wir zweifeln nicht daran, dass du die Wahrheit sagen wirst.« Der Präsident klopft Quinn auf den Rücken. »Also, du bist gekommen, um uns zu berichten, wie du von den RATTEN gekidnappt wurdest, stimmt das?«
    »Ja, ich war mehrere Tage bei ihnen und habe gesehen, wie fest sie an ihre Sache glauben. Es ist tatsächlich beängstigend, wie leidenschaftlich sie sind.«
    »Genau! Ha!«, johlt der Präsident.
    Da erhebt sich Quinn ungefragt und glättet seine Krawatte. Hinter ihm steht eine Reihe Aufseher, die Arme auf dem Rücken verschränkt, die Visiere heruntergeklappt. Sie wirken vollkommen irreal. Aber sie sehen verdammt einsatzbereit aus.
    »Während meines Aufenthaltes draußen, außerhalb derKuppel, habe ich sehr viel mehr über Terrorismusbekämpfung erfahren, als ich hier drinnen je mitbekommen hätte. Ich habe bislang in seliger Unwissenheit gelebt, während andere in meinem Namen gestorben sind. Entsprechend Furcht einflößend wird das, was ich zu sagen habe, vielleicht auch für viele von Ihnen sein.« Quinns Stimme klingt jetzt klarer und voller. Er ähnelt nun deutlich mehr dem Quinn, den ich kenne.
    Der Präsident kneift misstrauisch die Augen zusammen, als Quinn hinter dem Tisch hervorkommt und sich auf die Zuschauermenge zubewegt.
    »Ich werde jetzt eine

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