Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Armee, den Durchblick.
»… denn wenn du gelogen hast, dann werde ich persönlich dafür sorgen, dass du mit deinem Leben dafür bezahlst – und nicht er.« Er deutet auf den Bauch seiner Frau.
Wie gelähmt vor Schreck starrt Mrs Caffrey ihren Mann an. »Jude«, flüstert sie.
Sie traut sich nicht, Quinn anzusehen. Mechanisch streicht sie sich über den Bauch und wiederholt ein ums andere Mal den Namen ihres Mannes. Ich würde sie am liebsten anschreien, möchte ihr zurufen: Quinn war auch mal dein Baby!
»Schön, dass ihr da wart.« Mit diesen Worten steht Quinn auf und verlässt den Raum.
Ich frage nicht, ob ich ihm folgen darf, denn das Verhör ist ganz offensichtlich beendet und weder Mr Caffrey noch Mrs Caffrey nehmen überhaupt Notiz von mir.
Also jage ich Quinn hinterher und rufe seinen Namen, während er den Korridor entlang und durch den Ausgang stürmt. Aber ich hole ihn nicht ein, er ist zu schnell, und als ich schließlich selbst am Ausgang ankomme,greift jemand nach meiner Hand. Mein erster Impuls ist es zuzuschlagen.
»Wir sind es, Schatz.« Ich wirbele herum und blicke geradewegs in die unsagbar erleichterten Gesichter meiner Eltern. »Oh, mein Gott, du bist in Sicherheit!«, rufen sie und schlingen ihre Arme um mich.
»Ich muss Quinn aufhalten«, haspele ich und versuche, mich aus ihrer Umarmung zu befreien.
»Was ist denn nur los, Schatz?«, fragt Mom. Ihre Augen sind gerötet. Sie hat offenbar seit Tagen nicht gegessen und geschlafen. Noch nie hat sie so alt auf mich gewirkt. So, wie sie aussieht, könnte sie glatt meine Großmutter sein. Sie muss geglaubt haben, mich für immer verloren zu haben. Ich lehne mich an ihre Schulter und weine.
»Ich muss Quinn finden, bevor er etwas Unüberlegtes tut«, bringe ich schließlich heraus.
ALINA
Wir sind die halbe Nacht durchmarschiert. Der Schneesturm wurde immer schlimmer, und je weiter wir ins Stadtzentrum vordrangen, desto langsamer kamen wir voran. Um nicht in Lethargie zu verfallen, haben wir uns immer wieder gebückt und Schnee gegessen und gefrorene Obststückchen gelutscht. Aus Angst, die Soldaten könnten unsere Spuren im Schnee entdecken, haben wir anfangs wertvolle Zeit damit verschwendet, sie zu verwischen. Aber dann wurde uns klar, dass bis zum Morgen sämtliche Fußstapfen zugeschneit sein würden. Und gleichzeitig begannen wir zu ahnen, dass das eigentliche Problem ein ganz anderes sein würde: unser Rückweg. Wie sollen wir bei diesem Wetter zurück zum Stadion finden?
»Versteck Nummer eins!«, ruft Maude endlich durch den tosenden Wind.
»Bist du sicher?«, brüllt Sila, drängt sich vorbei und stellt sich neben Maude. Wir schauen an der Fassade des riesigen Gebäudes empor, das nur aus zerborstenem Glas und verrostetem Stahl zu bestehen scheint.
»Wenn das Ding einstürzt, schlitzt es uns auf«, bemerkt Dorian.
»Bist du wirklich sicher?«, fragt Silas noch einmal.
»Verdammt noch mal, ich bin nich senil!« Maude ist bereits durch den Eingang gestiefelt und wir folgen ihr, erleichtert, dem schneidenden Wind für eine Weile zu entkommen.
»Bruce? Biste da, Bruce? Hier is die alte Maddie Blue. Bin auf ’n Schnack vorbeigekommen. Bruce?«, ruft Maude in die raffiniert konstruierte Glaskuppel des Gebäudes hoch. Doch außer Maudes Stimme und dem Quietschen unserer Stiefel auf den Bodenfliesen ist in der ehemaligen Eingangshalle nichts zu hören.
»Bruce?« Allmählich schwingt Ungeduld in Maudes Stimme mit.
»Ein Einkaufszentrum?«, flüstert Dorian und glotzt die Schaufenster der geplünderten Geschäfte an. »Sieht ja fast aus wie ’ne Kathedrale.« Er beugt sich vor und nimmt eine Uhr aus einer Auslage. »Ob das Diebstahl ist, wenn ich die behalte?« Ohne auf Antwort zu warten, stopft er die Uhr in seine Manteltasche.
Der Boden ist übersät mit kleinen glitzernden Gegenständen, und ich bin versucht, selbst etwas einzustecken. Aber als ich mich gerade bücke, um eine silberne Haarspange aufzuheben, ertönt aus der Etage über uns ein Geräusch, und wir rennen zur Treppe, um zu sehen, wer dieses Geräusch verursacht hat.
»Bruce! Wir woll’n nur mit dir reden, das is alles. Wir woll’n dir nix tun. Ich bin’s doch, deine alte Freundin Maddie. Na komm, lass dich blicken!«
»Noch einen Schritt und ich schieße!«, ruft eine Stimme.
Wie angewurzelt bleiben wir auf halber Treppe stehen und erblicken einen bärtigen Mann, der schräg über uns am Geländer der Galerie lehnt. Er ist in einen Wust
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