Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)

Titel: Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sarah Crossan
Vom Netzwerk:
stottert Quinn. Mehr bringt er nicht heraus. Er hat offenbar mehr Angst vor seinem Vater als vor dem Präsidenten. Eine dicke Ader an Mr Caffreys Hals pulsiert, und noch bevor Quinn sich schützend die Hände vors Gesicht halten kann, hat sein Vater ihn geschlagen. Leise wimmernd vergräbt Quinn sein Gesicht in den Händen.
    Ich weiß, dass ich in diesem Raum so viel zähle wie eine Staubflocke und dass meine Worte noch weniger zählen. Trotzdem frage ich, mit einer Stimme, die nicht mehr ist als ein Flüstern: »Darf ich etwas sagen?«
    Provokant grinsend wendet sich der Präsident mir zu.
    »Ja, warum nicht? Natürlich, ha! Sprich, Second, sprich. Sag uns, was du weißt.«
    »Als wir aus der Kuppel heraustraten, nahm uns diese Alina in eine seltsame Richtung mit. In eine Gegend, in die wir überhaupt nicht wollten. Sie sagte, sie wolle sich ein paar der alten Häuser anschauen. Allerdings war uns klar, dass das gefährlich ist. Wir hatten sämtliche Reisehandbücher gelesen und wussten, dass die Gebäude einsturzgefährdet sind. Aber wir sind trotzdem mitgegangen. Was wir nicht hätten tun sollen. Als wir nämlich über die Schwelle des ersten Hauses traten, wurden wir hinterrücks überfallen. Fünf oder sechs von ihnen kamen quasi aus dem Nichts hervor. Sie haben uns als Geiselnbenutzt. Sie wussten, dass Quinns Vater ein ranghohes Mitglied von BREATHE ist. Keine Ahnung, woher sie das wussten. Allerdings dachten sie, er sei bei der Armee.«
    Der Präsident wirft Mr Caffrey einen Blick zu.
    »Fragen Sie mich nicht. Selbst meine Frau weiß davon nichts«, versichert dieser.
    »Man hat uns die Augen verbunden und uns gefesselt und uns dann befohlen zu laufen«, fahre ich fort.
    Quinn streckt seine Arme aus, um ihnen die Scheuerstellen zu zeigen, die Petras Fesseln hinterlassen haben. Die beiden Männer starren auf seine Handgelenke und dann auf Jazz’ Kratzspuren in meinem Gesicht.
    »Wo haben sie euch hingebracht?«, will Mr Caffrey wissen.
    »Wir sind südwärts gegangen. Einen Ort haben sie nicht genannt. Aber es muss irgendwo an der Küste gewesen sein, denn sie haben ständig über Boote geredet.«
    »Und Seetang gegessen«, fügt Quinn hinzu. Ein merkwürdiges Detail, aber der Präsident nickt zustimmend.
    »Ist ihr Versteck auf einem Boot?«, fragt Mr Caffrey.
    »Ich glaube schon«, antworte ich.
    »Aber wie schaffen sie es dann, Bäu…?«, beginnt Mr Caffrey, doch der Präsident schneidet ihm das Wort ab.
    »Geheimsache!«, bellt er.
    Mr Caffrey nippt an seinem Whisky. Um ein Haar wäre ihm entschlüpft, was das Ministerium um jeden Preis unter der Decke halten will: dass außerhalb der Kuppel Bäume wachsen.
    »Was mich viel mehr interessieren würde, ist, wie unsere zwei Helden es geschafft haben, den Terroristenzu entkommen«, lässt sich der Präsident vernehmen. Bei dem Wort »Helden« verweilt er ein bisschen und lächelt. »Das Ganze klingt ja ziemlich gefährlich.«
    Da Quinn diesen Teil der Geschichte einstudiert hat, lehne ich mich zurück und lasse ihn berichten.
    »In der zweiten Nacht, während die meisten Entführer schliefen, wurden wir von Ausgestoßenen angegriffen. Von einer ganzen Horde. Im Dunkeln konnte ich nicht erkennen, wie viele es waren, aber es war auf jeden Fall die Hölle los, und der Dreckskerl, der uns bewachen sollte, ist zu seinen Kumpels gelaufen, um ihnen zu helfen. In dem allgemeinen Tumult konnten wir abhauen und uns in einer alten U-Bahn-Station verkriechen. Wir haben noch eine Weile beobachtet, wie sie nach uns gesucht haben, und wir haben sie rufen hören, aber irgendwann haben sie aufgegeben.«
    Der Präsident hebt die Augenbrauen. »Wow! Das ist doch mal was!«, ruft er. »Was für eine Geschichte! Schier unglaublich!«
    »Mein Sohn ist kein Lügner, Cain«, schaltet sich Mr Caffrey ein.
    »Natürlich nicht, Jude. Das hab ich auch nicht behauptet, oder? Ich muss nur einfach sichergehen.«
    In diesem Moment betritt ein weiterer Aufseher den Raum, stellt sich neben den Präsidenten und flüstert ihm etwas ins Ohr.
    »Okay, bring sie rein«, sagt der Präsident.
    Wieder öffnet sich die Tür. Im Gang hört man das Klappern von Absätzen, dann betritt Quinns Mutter den Raum.
    »Oh, Quinn, dir geht es gut! Du bist unversehrt!«, heult sie, stöckelt auf ihren Sohn zu und wirft sich geradezu auf ihn, wobei sie ihre Brüste in sein Gesicht drückt.
    Mr Caffrey wendet den Blick ab. Mrs Caffrey herzt ihre Kinder selten, so viel ich weiß, und ich muss mich zusammenreißen,

Weitere Kostenlose Bücher