Breathe - Gefangen unter Glas: Roman (German Edition)
Terroristin zur Flucht verholfen und zum Dank hat sie dich angegriffen. Ist es das, was du mir sagen willst?« Als Quinn nickt, fährt er fort: »Tja, als Erstes werde ich natürlich die Grenzsoldaten, die die Flucht des Mädchens zugelassen haben, bestrafen. Ich gehe davon aus, dass sie sich haben bestechen lassen.«
Quinn senkt beschämt den Kopf, schweigt aber weiterhin. Ich selbst sage auch kein Wort. Ich muss mir sogar auf die Zunge beißen, damit ich nicht in Versuchung komme, mich einzuschalten. Denn wer will schon die Meinung einer Second hören?
»So, mein Sohn, und jetzt erzähl mir doch mal bitte, was da wirklich los war.« Grinsend fährt sich der Präsident mit der Hand durch sein schütteres Haar.
Quinn seufzt und wirft dem Mann einen beschämten Blick zu. »Sie heißt Alina. Ich … ich … es ist mir ziemlich peinlich.«
Der Präsident beugt sich interessiert vor, und auch in den Blicken der Aufseher, die sich in den hinteren Teil des Raumes zurückgezogen haben, liegt jetzt unverhohlene Neugier.
»Schauen Sie, ich mochte sie. Und, na ja, als sie mich fragte, ob sie uns auf unseren Ausflug begleiten könnte, habe ich … nun ja … Sie wissen schon. Als sie mir sagte,sie wollte auch eine Tour machen, da dachte ich, dass dann meine Chancen bei ihr steigen würden. Verstehen Sie?«
Die Aufseher kichern vor sich hin. Mir hingegen tut die Erinnerung an Quinns Verliebtheit fast körperlich weh. Fühlt er Alina gegenüber immer noch so? Ist es überhaupt möglich, sich eine Person, für die man so geschwärmt hat, von einem Tag auf den anderen aus dem Kopf zu schlagen?
»Also habe ich ihr Beas Pass gegeben und mich selbst durch die Grenzkontrolle hindurchgepöbelt.«
»Demnach war der Ausflug geplant?«
»Ja, klar. Ich meine, ich hab meinen Eltern natürlich nichts von Alina erzählt, denn die hätten mir wieder so ein peinliches Gespräch aufgedrückt. Jedes Mal, wenn ich ein neues Mädel kennenlerne, erzählen sie mir, wie gefährlich es ist, sich nackt auszuziehen.«
Die Aufseher stehen inzwischen schon ganz gekrümmt da, um nicht vor Lachen laut herauszuplatzen.
»Und warum bist du mitgegangen?«, wendet sich der Präsident ganz unvermittelt an mich und sprüht mir dabei kleine Whiskytröpfchen ins Gesicht. Doch bevor ich den Mund aufmachen kann, springt Quinn schon ein:
»Bea war noch nie außerhalb der Kuppel. Ich habe sie zu dem Trip eingeladen, bevor ich Alina kennenlernte. Na ja, und ich konnte sie ja schlecht wieder ausladen.« In unerträglich herablassender Art tätschelt er mein Knie. »Aber natürlich hab ich ihr nicht gesagt, dass Alina mitkommt.«
»So, so, du warst also eine Art Ersatzspielerin.« DieStimme des Präsidenten klingt beleidigend. Dennoch lächelt er mich an, während er mich eingehend mustert. Überhaupt wirkt sein Gesichtsausdruck schon die ganze Zeit freundlich und gelassen. Doch ich weiß, dass unter diesem Lächeln Misstrauen und Wut lauern. Und ich habe keine Lust, Zielscheibe dieser Wut zu werden. Trotzdem: Ich bin kurz davor, den Mund aufzumachen, als sich die Tür öffnet und Quinns Vater hereinkommt. Er bleibt neben der Tür stehen, starrt schweigend seinen Sohn an und wirft zwischendurch verstohlene Blicke auf den Präsidenten. Neben mir erschaudert Quinn.
»Ah, Jude, da sind Sie ja. Mein Mann. Treten Sie doch näher«, begrüßt ihn der Präsident, zieht kratzend einen Stuhl heran und bietet ihn Quinns Vater an.
»Ich wusste nicht, dass Sie auch hier sind«, sagt Mr Caffrey. »Ich hätte das durchaus alleine händeln können. Sie haben doch viel Wichtigeres zu tun.«
»Ach kommen Sie, Jude. Sie wissen ja selbst, dass nichts passiert, ohne dass ich davon erfahre. Und als ich hörte, dass Ihr armer Sohn in der Gewalt von Terroristen war, habe ich es natürlich als meine Pflicht angesehen, herzueilen und mich persönlich davon zu überzeugen, dass es ihm gut geht. Natürlich nur in Ihrem Interesse. Ha!«
Mr Caffrey setzt sich auf den Stuhl, den der Präsident ihm hinschiebt.
»Mir ist das Ganze natürlich sehr peinlich. Und ich versichere Ihnen, dass er ein Jahr lang kein Tageslicht mehr zu Gesicht bekommt«, sagt Mr Caffrey.
»Was? Der Junge soll bestraft werden? Nein, das wirdnicht nötig sein, denke ich.« Der Präsident schiebt die Whiskyflasche und ein leeres Glas vor Quinns Vater, der sich großzügig einschenkt.
»Was zum Teufel hast du getrieben?«, fragt Mr Caffrey, nachdem er das halbe Glas runtergekippt hat.
»Vater, ich … ich …«,
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