Breeds: Tabers Versuchung (German Edition)
schläfrig.
»Immer, Roni. Unser Kind wird vergöttert werden.« Er wusste tief in seiner Seele, dass es so sein würde.
Sie seufzte schwer und kuschelte sich in seine Arme, während die Ereignisse der vergangenen Tage ihr schließlich den letzten Rest Kraft raubten. Er hörte, wie ihr Atem ruhiger wurde und ihr Körper sich entspannte, und eine einzelne Träne rann ihm langsam über die Wange. Sie war ein Geschenk. Seine Seele. Die Rettung für den Mann, der täglich gegen das Tier kämpfte, das in ihm lauerte. Bei ihr hatte er endlich Frieden gefunden.
35
Aaron Lawrence saß reglos da, die Augen starr auf den Fernseher gerichtet, während die Vergangenheit ihn mit aller Macht einholte. Die Worte, die in seinen betäubten Verstand drangen, hatten keine Bedeutung. Er sah nur ihr Gesicht. Ein Gesicht, von dem er gedacht hatte, er würde es nie mehr wiedersehen.
Veronica Andrews. Tochter von Reginald und Margaret Andrews. Seine Seele schrie auf. Sie bedeutete dem Bastard nichts, der ihn betrogen hatte. Sie war sein Kind. Die letzte Verbindung zu der Frau, die seine Seelenverwandte gewesen war. Die Frau, die voller Entsetzen über die Verbrechen, von denen sie glaubte, er hätte sie begangen, vor ihm geflohen war.
Seine Tochter. Er kämpfte gegen die Tränen, gegen die Trauer. Sie sah ihrer Mutter so ähnlich. Die gleiche sanft geschwungene Stirn, die dunkelblauen Augen, die Linie ihrer Wangen. Die Angst, die ihr Gesicht erbleichen ließ …
Die Reporter waren wie ein Rudel Tiere, das sie bedrängte. Sie zerrten an ihren Sachen und schrien sie an. Während er den Bericht sah, kochte Wut in ihm hoch.
»Finde ihre Namen heraus.« Er sah seinen Sohn nicht an. Seth würde sich um alles kümmern. Er würde wissen, was jetzt zu tun war.
Aarons Kiefer spannte sich an, während er gegen den Zorn in sich ankämpfte. Das Mal auf ihrem Hals war eine Abscheulichkeit. Unnatürlich. Seit Monaten hatte Aaron trotz Seths neutraler Haltung, was die Breeds anging, Geld in den Versuch gesteckt, diese Tiere zu zerstören. Doch als er sich jetzt den Bericht genauer ansah und das kurze Interview im Anschluss hörte – nach den Bildern von der kleinen Hochzeitszeremonie zwischen seiner Tochter und ihrem Haustier – , musste er sich eingestehen, dass er seine Bemühungen beenden musste. Sie schien glücklich zu sein.
Er runzelte die Stirn. Und wenn sie es nicht war? Womöglich hatte sie jemand zu all dem gezwungen? Wenn es so war, dann könnte er sie nach Hause holen. Er könnte sich um sie kümmern und ihr all die Dinge geben, die er ihr bis jetzt nicht hatte geben können. Er könnte ihr Vater sein.
Das war es, dachte er, und Hoffnung keimte in ihm auf. Seth konnte das erledigen. Natürlich würde Aaron seinen Sohn erst überreden müssen, es auf seine Art zu machen. Seth war zu direkt, zu verdammt ehrlich. Es gab Tage, an denen er glauben könnte, dass der Junge von jemand anderem gezeugt worden war, wäre da nicht die Tatsache gewesen, dass er Aaron so verdammt ähnlich sah. Er hatte die gleichen dunkelbraunen Haare, die stahlgrauen Augen und die gleichen adligen Gesichtszüge. Es war, als würde er in einen Spiegel blicken, der ihm die Vergangenheit zeigte, wenn er seinen Sohn ansah. Aber er war ein guter Junge. Stark. Hart. Er war jetzt erwachsen und schlau genug, um das zu bekommen, was er wollte. Er musste nicht betrügen, nicht so wie sein Vater.
»Du kannst es ihr nicht sagen.« Aaron wandte sich an Seth und sah die Entschlossenheit auf dem Gesicht seines Sohnes. »Versprich es mir, Seth. Ich schwöre, wenn du ihr nicht die Wahrheit sagst, dann hintergehe ich dich nie wieder.«
Ein zynisches Lächeln huschte über Seths Gesicht, doch er sah seinen Vater nicht an. Er starrte auf den Fernseher und verfolgte eines der seltenen Interviews mit dem gesamten Rudel.
»Du wirst mich immer anlügen, Aaron.« Seth hob resigniert die breiten Schultern.
Aaron zuckte zusammen. Er hatte ihn schon so lange nicht mehr »Dad« genannt, dass Aaron vergessen hatte, wie es klang.
»Du kannst es ihr nicht sagen, Seth.« Die Trauer versetzte ihm einen Stich ins Herz. Wenn Seth ihr die Wahrheit sagte, dann würde sie ihm niemals verzeihen, ihn niemals Dad nennen.
Seth seufzte tief. »Ich werde es ihr nicht sagen.«
»Wir müssen sehr vorsichtig sein«, warnte ihn Aaron. »Wir müssen zuerst alles beobachten. Lass deine Jungs alles genau auskundschaften. Wirklich gründlich. Finde heraus, ob sie glücklich ist.«
Jetzt sah Seth ihn mit
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