Brenda Joyce
er.
Sie
erschrak. Zum ersten Mal seit Jahren erinnerte sie sich an das Versprechen,
dass er ihr vor so langer Zeit in Irland gegeben hatte, als sie noch Kinder
waren. »Ich fühle mich geschmeichelt und bin dir dankbar, aber ich brauche
deinen Schutz nicht, Alexi.«
Sie sahen
einander an, und der Augenblick schien nicht enden zu wollen. Dann sagte er:
»Er wurde von deiner Schönheit geblendet und hat jede Vernunft verloren.«
»Unsinn«,
brachte sie heraus.
»Erwartest
du nicht, dass alle Männer ihren gesunden Menschenverstand verlieren bei dem
Gedanken, mit dir zusammen sein zu können, und sei es nur für einen Augenblick?«,
fragte er sehr leise.
»Nein«,
flüsterte sie. »Das tue ich nicht.«
»Lügnerin«,
sagte er, und sie sahen einander in die Augen.
Sie
zitterte und griff nach seinen Armen. Erstaunt fühlte sie seine starken
Armmuskeln. Elysse hatte das Gefühl zu brennen. Es fiel ihr schwer zu denken.
Sie wusste nicht, was sie da tat, aber es fühlte sich so richtig an, Alexi
festzuhalten, selbst wenn ihr Herz versuchte, ihr aus der Brust zu springen.
Zu ihrer
Enttäuschung löste er sich von ihr. Seine Wangen waren gerötet, und seine
blauen Augen funkelten. Einen Moment lang sah er sie nur an, und sein Blick war
erschreckend ungeniert.
Als er sich
von ihr abwandte, trat sie zurück. Sie schlang die Arme um ihre Taille. Ihr
Körper schien einen eigenen Willen zu haben. Es gab keinen Zweifel mehr über
das, was hier mit ihr geschah. Sie begehrte Alexi, und das war ein Verlangen,
das sie noch nie zuvor
empfunden hatte.
Heiser
sagte er: »Könntest du dich in ihn verlieben? In einen Mann ohne Titel, einen
Herrn der Meere? Ein einfacher, mutiger Seemann, der tapfer und entschlossen
ist?« Er räusperte sich und sah sie an. »Wir wissen beide, dass Devlin
alles tun würde, was du von ihm verlangst. Wenn du den Navigator heiraten
möchtest, dann wäre er einverstanden – wenn es aus Liebe geschieht.«
Wovon
redete Alexi da? »Sprichst du von Mr Montgomery?«
Er nickte.
»Von wem sollte ich sonst sprechen? Wer kommt denn sonst heute hierher, um dich
zu treffen?«
Das Zimmer
schien sich zu drehen. Nie zuvor hatte sie sich verwirrter gefühlt. »Ich mag ihn,
aber ich bin nicht in ihn verliebt. Ich bezweifle, dass ich mich je in ihn
verlieben könnte.« Warum sprachen sie über den Navigator? Warum nahm
Alexi sie nicht in die Arme? Fühlte nicht auch er dieses heftige Verlangen?
Er sah sie
an, unverwandt. Es dauerte sehr lange, bis er sprach. »Dann solltest du ihm
ganz offen sagen, was du gerade zu mir gesagt hast.« Er wandte sich zum
Gehen und fügte hinzu: »Anstatt ihn so an der Nase herumzuführen.«
Sie lief
ihm nach. »Wir unternehmen eine Ausfahrt! Ich führe niemanden an der Nase
herum!«
»Ich
glaube, er ist in dich vernarrt, und das weißt du! Vielleicht rechnet er sich
sogar Chancen aus, dir den Hof zu machen, Elysse. Du täuschst ihn mit
Absicht.«
»Ich tue
nichts dergleichen. Seit du nach Hause gekommen bist, scheinst du das
Schlimmste von mir zu denken.«
»Du bist
immer diejenige im Raum, die ein Dutzend Bewunderer hat.«
»Ich bin
zwanzig Jahre alt und unverheiratet! Soll ich mich von möglichen Verehrern
abwenden?«
»Hast du
jemals jemanden abgewiesen?«, fragte er.
Sie schrak
zurück. »Du redest von mir, als wäre ich eine Dirne.«
»Du kokettierst so,
als wärest du eine.«
Sie war
entsetzt. »Das ist nicht wahr.«
»Mach, was
du willst, Elysse«, sagte er schließlich finster. »Das tust du
immer.«
»Und du
tust das nicht?«, fragte sie wütend.
Er ging
durch die Bibliothek. Sie lief ihm nach, blieb aber auf der Schwelle stehen.
Was machte sie da? Jahrelang hatte sie zugesehen, wie wohlerzogene Damen ihm
nachliefen. So konnte sie sich unmöglich benehmen! Sie klammerte sich an die
Tür der Bibliothek, entsetzt und erschrocken.
Er blickte
zu ihr zurück. »Ich freue mich, dass dir der Mantel gefällt«, sagte er.
»William erwartet dich im Nebenzimmer.« Elysse antwortete nicht. Sie
brachte einfach kein Wort heraus.
Kapitel 3
Elysse
klammerte sich an den Haltegurt der schwarzen Kutsche, die sie mit ihren Eltern
und ihrem Bruder teilte, als sie durch die schweren schmiedeeisernen Tore
fuhren, die das Anwesen der de Warennes umgaben. Jetzt standen diese Tore
offen, flankiert von Steinmauern, die sich bis in weite Ferne erstreckten. Als
die Kutsche auf den langen Kiesweg einbog, sah sie in der Ferne das Haus, grau
und bleich. Windhaven hob sich als scharfer
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