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Brenda Joyce

Brenda Joyce

Titel: Brenda Joyce Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deadly 05 - Nacht der Angst
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verwandelt worden war. Die
beiden Fenster, die auf die Tenth Street hinausgingen, hatten der Malerin
zweifellos ein wundervolles Licht für ihre Arbeit geboten. Francesca erblickte
Miss Neville sofort, die ungefähr in der Mitte des Raumes auf der Seite lag,
das Gesicht abgewandt. Aus dieser Entfernung schien es beinahe so, als schliefe
sie. Ein Arm war ausgestreckt und es war kein Blut zu sehen.
    Aber natürlich schlief sie nicht.
    Francesca tat einen tiefen Atemzug. Sie würde sich wohl niemals an
den Tod gewöhnen und ganz besonders nicht an einen gewaltsamen Tod, der an
einem unschuldigen Menschen verübt worden war.
    Sie blickte sich im Zimmer um und ein Schauer überlief sie, als
sei es kalt in der Wohnung. Gegenüber vom Sofa standen zwei Sessel mit einem
Couchtisch, neben dem die Tote nun lag. Die Sessel waren umgeworfen worden,
ebenso wie eine Vase mit frischen Blumen. Rote Rosen lagen auf den
umgestürzten Sesseln verstreut.
    Francesca wandte sich der anderen Seite des
Raumes zu. Vor den beiden Fenstern, nur wenige Meter von der Tür entfernt,
befand sich eine Staffelei, die ebenfalls umgeworfen worden war. Dort lag eine
Leinwand mit der Vorderseite nach unten und außerdem eine Palette und ein Dutzend
Pinsel verschiedener Größen. Überall war Farbe verkleckert und zu Boden
geworfen worden. Die Rückseite der Leinwand triefte von verschiedenen
Blautönen, Lila, Rot und Schwarz, und auch die hellgrünen Wände, das Sofa, der
Boden und der einst hübsche Orientteppich waren auf ähnliche Weise beschmiert
worden. Hinter der Sitzgruppe war ein offener Durchgang. Dahinter befand sich
ein kleines Schlafzimmer, dessen Ordentlichkeit in krassem Gegensatz zu der
Verwüstung im Salon stand. »Ist das Schlafzimmer bereits durchsucht worden?«
    »Ja. Ich habe Briefe gefunden, darunter auch einen ungeöffneten,
datiert von letztem Jahr und adressiert an Miss Neville in Paris. Die Briefe
stammen von einem Thomas Neville.«
    »Ihrem Ehemann?« Francesca blickte Bragg mit großen Augen an, denn
das wäre eine erste Spur gewesen, die sie hätten verfolgen können.
    Er lächelte unwillkürlich. »Er ist ihr Bruder. Ich habe den Brief
geöffnet und gelesen. Es ist eine New Yorker Absenderadresse. Ich werde ihn
morgen früh als Erstes befragen.«
    »Sollen wir uns um, sagen wir, neun Uhr treffen?«, fragte
Francesca rasch.
    Bragg lächelte. »Er ist möglicherweise gar nicht da, Francesca.
Und ich möchte nicht, dass Sie Ihre Zeit unnütz verschwenden. Haben Sie nicht
ohnehin morgen ein Seminar?« Francesca strebte nach einer Hochschulausbildung
und hatte sich deshalb im letzten Herbst heimlich am Barnard College
eingeschrieben. »Ich werde um neun in Ihrem Büro sein«, erklärte sie mit fester
Stimme. Sie hatte schon so viel Unterricht versäumt, dass ein Seminar mehr oder
weniger keine Rolle mehr spielte.
    »Gut«, antwortete er prompt.
    Ach, es war ein wunderbares Gefühl an seiner
Seite zu sein, gemeinsam an einem weiteren Fall zu arbeiten, einem Fall, den
sie unbedingt lösen mussten, denn es ging um Mord. Ihr Blick wanderte zurück
zum Ort des furchtbaren Geschehens.
    Eine Leinwand lehnte noch an einer anderen Wand – ein Aquarell,
das ein Landschaftsmotiv zeigte. Aber die in Pastelltönen gehaltene Oberfläche
war mit roten und schwarzen Farbflecken verschandelt worden. Francesca war von
dem Landschaftsbild nicht sonderlich beeindruckt, auch wenn es gut ausgeführt
worden war.
    »Wie ist sie denn abgemurkst worden?«, erkundigte sich Joel
freimütig.
    »Sie wurde erwürgt«, sagte Bragg.
    Francesca atmete einmal tief durch. Der Schluss lag auf der Hand.
»Also wurde die Tat von einem Mann begangen.«
    »Der Ansicht bin ich auch. Ich bezweifle,
dass eine andere Frau in der Lage gewesen wäre, sie auf diese Weise zu erwürgen.
Sie hat zahlreiche Blutergüsse an Hals und Nacken, was auf einen sehr
kräftigen Griff schließen lässt.«
    Francesca nickte grimmig. Miss Neville konnte
noch einen Moment warten, da sie ihnen wohl kaum davonlaufen würde. Francesca
wandte sich erneut den mit Farbe beschmierten Wänden zu.
    An der Wand, an dem das Aquarell lehnte, entdeckte sie inmitten
der dunklen Farbspritzer einen hastig in Schwarz gemalten Buchstaben. Offenbar
ein »H«.
    Francesca fuhr zu Bragg herum. Ihre Blicke begegneten sich.
»Bragg? Haben Sie den Buchstaben dort an der Wand bemerkt?«
    »Ja.«
    Fast gleichzeitig hoben sie die Augenbrauen. Francescas Bruder
Evan hatte sich kürzlich widerstrebend mit Sarah Channing

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