Brennende Herzen, brennende Kuesse
will. Außerdem bepflanze ich zunächst nur die Beete auf der Ost- und Südseite, da ist es milder. Und keine Angst, ich habe nicht vergessen, wie unberechenbar das Wetter hier in den Rockies sein kann.“
Sonst schien Laura allerdings jede Menge vergessen zu haben. Zum Beispiel, dass sie früher mal sehr glücklich miteinander gewesen waren. Warum behandelte sie ihn nur ständig mit dieser nervtötenden höflichen Gleichgültigkeit?
Obwohl Taft es eilig hatte, wollte er zumindest versuchen, ihr doch noch eine andere Reaktion zu entlocken. „Heute Morgen ohne Kinder?“, fragte er, obwohl das offensichtlich war.
„Sie machen gerade mit meiner Mutter zusammen Frühstück.“ Laura zeigte auf das kleine Cottage hinter dem Inn, in dem sie aufgewachsen war. „Ich habe die Gelegenheit genutzt, noch ein bisschen im Garten zu arbeiten, bevor sie rauskommen und ich Alex davon abhalten muss, ein Loch bis nach China zu graben, und Maya davon, sämtliche Blüten abzureißen.“
Taft musste grinsen. Er fand Lauras Kinder wirklich niedlich – und irgendwie fühlte es sich gut an, hier in der Morgensonne neben Laura zu stehen und den Anblick der ersten grünen Triebe an den Pappeln am Ufer zu genießen. „Du hast tolle Kinder“, sagte er.
Laura sah ihn skeptisch an. „Du meinst, wenn sie nicht gerade herumzündeln?“
Taft lachte. „Ich bin überzeugt, dass es ein Versehen war.“
Da, ihre Mundwinkel zuckten. Um ein Haar hätte sie tatsächlich gelächelt, wandte jedoch das Gesicht ab. Taft freute sich trotzdem über diesen Etappensieg. Es hatte ihm schon früher immer Spaß gemacht, sie zum Lächeln zu bringen.
Ein seltsames Gefühl überkam ihn, als er dabei zusah, wie sie eine leuchtend gelbe Blume einpflanzte. Kein Zweifel, er fühlte sich zu ihr hingezogen. Er fand sie unglaublich schön und anmutig – so frisch und hübsch wie die Blumen.
Was auch immer sie durchgemacht hatte, die Zeit hatte es gut mit ihr gemeint. Sie war nach wie vor eine sehr attraktive Frau – eigentlich sogar noch anziehender als damals. Er fühlte sich noch genauso zu ihr hingezogen wie früher, als sie eigentlich ständig in seinen Gedanken gewesen war.
Erschrocken fiel ihm nichts anderes ein, als sie ausgerechnet auf das einzige Thema anzusprechen, über das sie bestimmt nicht reden wollte. „Was ist eigentlich mit dem Vater deiner Kinder passiert?“
Laura klopfte die Erde um die Blume so heftig glatt, dass Taft unwillkürlich zusammenzuckte. „Was geht dich das an?“, fragte sie mit gepresster Stimme.
„Gar nichts. Aber du hast ihn immerhin nur wenige Jahre nach unserem Hochzeitstermin geheiratet. Da kannst du mir meine Neugierde darüber nicht verübeln.“
Laura hob eine Augenbraue. Offensichtlich war sie anderer Meinung. „Du hast die pikanten Details doch bestimmt schon gehört. Javier ist vor einem halben Jahr bei einem Schiffsunfall vor Barcelonas Küste verunglückt. Er und seine damalige Geliebte kamen dabei ums Leben. Es war für alle Beteiligten eine schreckliche Tragödie.“
Verdammt! Taft hatte gewusst, dass ihr Mann ertrunken war, aber mehr auch nicht. Er bezweifelte, dass irgendjemand in Pine Gulch nähere Details kannte, sonst hätte er sie längst gehört.
Laura weigerte sich noch immer, ihn anzusehen. Taft kannte sie gut genug, um zu wissen, dass sie ihre offenen Worte schon bereute. Wie viel Leid mochte sich hinter ihren schlichten Sätzen verbergen?
„Das tut mir leid“, sagte er schließlich, da ihm nichts anderes einfiel. Er kam sich total lahm und banal vor.
„Was? Sein Tod oder das mit der Geliebten?“
„Beides.“
Noch immer seinem Blick ausweichend, griff Laura nach einer weiteren Blume. „Er war ein guter Vater. Man kann ihm alles Mögliche vorwerfen, aber er hat seine Kinder geliebt. Sie vermissen ihn beide sehr.“
„Du nicht?“
„Auch das geht dich nichts an!“
Taft seufzte. „Du hast ja recht. Aber wir waren früher mal sehr gute Freunde. Ich habe nicht aufgehört, mir Gedanken um dich zu machen, nur weil du mich fallen lassen hast.“
Sie hielt den Kopf noch immer gesenkt. „Hör auf, Taft! Du weißt genauso gut wie ich, dass ich unsere Hochzeit nur deshalb abgeblasen habe, weil du nicht den Mumm hattest, es selbst zu tun.“
Autsch! Das saß. „Mein Gott, Laura, warum hast du mir nie gesagt, dass du das so siehst?“, fragte er bestürzt.
Sie stand auf und sah ihn an. Ihre Wangen waren gerötet. „Tu doch nicht so, als wüsstest du nicht, wovon ich rede! Du
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