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Brennende Kälte

Brennende Kälte

Titel: Brennende Kälte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schorlau
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Vor dem Eingang stand eine Gruppe von vier Wanderern. Dengler war es recht. Wenn dieser Platz eine Touristenattraktion war, kam er als Versteck für Singer nicht infrage. Er strich die Höhle von seiner Liste.
    Als Nächstes stand der Elsachbröller – eine Höhle am Hang gegenüber – auf seiner Liste. Dengler musste sich durch einen extrem schmalen Eingang zwängen, und für einen Augenblick glaubte er, dass er in diesem Zugangsspalt hängen bleiben würde. Aber dann stieß er auf einen Siphon, eine Stelle, in der der Gang völlig unter Wasser stand. Er leuchtete mit der Taschenlampe den Boden ab. Keine Spuren. Keine Fasern an den Wänden oder auf dem Boden. Keine Ein- oder Austrittsspuren am Wasser. Keine Feuerstelle. Nichts. Er kehrte um und fuhr weiter.
    Der Büschelbrunner Bröller, so stellte er fest, stand ebenfalls voll Wasser. Nur ein sehr guter Taucher würde in die Höhle kommen. Auch im Schneckenlochbröller fand er keine Spuren.
    Als er am Abend nach Stuttgart zurückfuhr, war er niedergeschlagen. Er hatte Singers Spur verloren.
    Erschöpft und missmutig nahm er ein Bad. Am Abend berichtete er Olga, die er zum Essen ins Basta eingeladen hatte, von seinen Nachforschungen.
    »Du hast alle Höhlen im Umkreis untersucht – außer dieser ...«
    »Falkensteiner Höhle.«
    »Dann wird er dort sein.«
    »Da sind jede Menge Touristen. Kein gutes Versteck.«
    »Oder ein ideales.«
    Dengler nahm das Buch über die Höhlen noch einmal zur Hand.
    »Vielleicht hast du recht«, sagte er, während er in dem Buch blätterte. »Man kann eine Weile in die Höhle hineinlaufen, dann wird sie schmaler, dieser Gang heißt dann Demutsschlupf, schöner Name, nicht? Dann ein längerer Gang, dem sich zwei Siphons anschließen.«
    »Siphons?«
    »Das sind zwei tiefer führende Stellen im Gang, in denen Wasser steht. Da kommt man nur weiter, wenn man taucht.«
    »Kennst du dich denn in solchen Höhlen aus?«, fragte Olga besorgt.
    Dengler brummte, was nichts Genaues bedeutete, aber beruhigend klingen sollte.
    »Hier steht eine interessante Geschichte über die Höhle. Ein Apotheker aus Bad Urach mietete die Höhle im 18. Jahrhundert vom Königlichen Bergamt für wenig Geld. Dann verstreute er dort Goldstaub und verbreitete das Gerücht, es gebe Gold in der Höhle. Er verpachtete die Höhle parzellenweise für sehr viel Geld an Goldsucher. Vor dem ersten Siphon kann man auf der Karte noch einen Stollen entdecken, den die Goldsucher in den Berg getrieben haben.«
    Er beugte sich über die Karte. Der kahlköpfige Kellner brachte ihnen zwei Gläser Grauburgunder. Er sah Dengler dabei merkwürdig stechend an und machte eine leichte Kopfbewegung zu dem Tisch direkt neben der Tür zur Toilette. Zwei Männer saßen daran, jeder ein Pilsglas vor sich. Alles an ihnen war auffällig, so auffällig, wie es nur zwei Männer sein können, die sich betont unauffällig geben.
    Die Kollegen vom BKA haben mich im Auge, dachte Dengler. Das Trinkgeld für den kahlköpfigen Kellner würde heute größer ausfallen.
    * * *
    Am nächsten Tag mietete Dengler sich bei einem Tauchergeschäft in der Innenstadt einen Neoprenanzug, außerdem kaufte er sich einen festen Helm und eine leistungsfähige Stabtaschenlampe.
    Als er nachmittags vor der Falkensteiner Höhle ankam, standen zwei Männer in roten Anoraks davor.
    Wanderer, dachte Dengler. Oder als Wanderer getarnte BKA'ler.
    Er fragte sie nach dem Wanderweg nach Grabenstetten. Sie erklärten es ihm im breitesten Schwäbisch. Einheimische also. Wohl keine Polizisten.
    Der Eingang der Höhle war haushoch. Dengler ging hinein. Auf den ersten Schritten konnte er dem Bach ausweichen, der aus der Höhle floss, doch schon bald nahm das Bachbett den ganzen Weg ein. Das Wasser war eiskalt. Nach zehn Metern verkleinerte sich die Höhle, bald war der Gang nur noch mannshoch, dann kam Dengler nur noch gebückt voran. Er ging vorsichtig, doch hin und wieder rutschte sein Fuß auf den glatten Steinen aus, und einmal wäre er fast gestürzt. Dengler tastete sich langsam vorwärts. Nach zwanzig Metern schaltete er die Stablampe ein.
    Drei Minuten später stand er vor dem ersten Hindernis, das auf seiner Karte als Demutsschlupf eingetragen war. Der weitere Durchgang war nur noch brusthoch. Das Wasser stand so hoch, dass nur ein Spalt von zwanzig Zentimetern frei war. Dengler ging in die Knie. Er musste den Kopf zurücklegen, damit sein Mund über der Wasseroberfläche blieb. So ging er voran, jeder Schritt ein

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