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Brennende Schuld

Brennende Schuld

Titel: Brennende Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Burkhard Driest
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noch besser als den vielen illegalen Bauarbeitern aus Nordafrika, denn die Händler hatten immerhin eine begrenzte Aufenthaltsgenehmigung, durch die sie existent waren. Viele derjenigen, die mit den Booten der Schlepperbanden über das Mittelmeer kamen, ertranken oder erstickten in engen Verschlägen. Hier auf der Insel lebten sie dann in fensterlosen Schuppen, wurden unter Planen auf Ladeflächen zur Arbeit gebracht und wieder abgeholt. Sie schufteten für einen Hungerlohn.
    Er schob dem Schmuckverkäufer ein Bier hin.
    » Gracias « , sagte er und prostete ihm zu.
    Costa nahm die Flasche Wasser und tanzte barfuß über den glühenden Sand zurück. Er setzte sich neben Karin und nahm einen tiefen Schluck. Auf dem Fuß des Sonnenschirms, beschwert mit Karins Handtasche, lag der Diario vom heutigen Sonntag. Auf der Titelseite waren ihre Fotos von den Sturmschäden.
    Er legte den Arm um sie, um ihr in die Augen zu schauen. Sie sah an ihm vorbei zu den Felsen am linken Ende der Bucht.
    »Sieht aus wie ein Mensch«, sagte sie. »Ist der nicht zu nah an den Klippen?«
    »Ich sehe nichts.« Er zog sie fester an sich.
    »Lass doch mal.« Sie sprang auf. »Da treibt einer im Wasser.«
    »Ein Schnorchler.«
    »Er bewegt sich aber nicht.«
    »Ein fauler Schnorchler.« Costa streckte sich aus und griff zur Zeitung. »Brandgefahr durch Trockenheit hält an« verkündete die Schlagzeile. Touristen und Einheimische wurden davor gewarnt, Zigarettenkippen aus dem Wagen zu werfen, im Wald zu rauchen oder mit erhitztem Auspuff auf einer verdorrten Wiese zu parken. Da es seit fünf Monaten nicht geregnet hatte, waren auch Unterholz und Flechten ausgetrocknet. Die fünf Feuerwachtürme der Insel blieben ständig besetzt, damit beim ersten Rauchwölkchen Alarm geschlagen werden konnte. Der schwere Orkan der vergangenen Nacht hatte keinen Regen gebracht, aber Schäden in Millionenhöhe verursacht.
    »Deine Fotos sind gut geworden.«
    »Finde ich auch. Pro nationale Veröffentlichung bekomme ich dreihundert Euro. Unser neuer Chef will aus dem verschlafenen Provinzblättchen, wie er es nennt, eine erfolgreiche Zeitung machen. Wir sind nicht das Eigentum der Partido Popular, meinte er, knallharte Recherche und schonungslose Aufklärung seien unser Auftrag.«
    »Schonungslose Aufklärung?« Costa grinste. Die war nur mit Zustimmung von Gouverneur Matares und El Cubano möglich. Sie würden sich von einer Inselzeitung nicht in die Suppe spucken lassen. Aber sollte er sie jetzt darüber belehren? Er richtete sich auf.
    Sie blickte noch immer zu der Stelle, wo der Strand aufhörte und die Felsen begannen. »Es ist doch zum Schnorcheln viel zu flach. Er kann sich an den scharfen Felsen verletzen«, sagte sie.
    Costa seufzte. »Er wird schon aufpassen.«
    »Und wenn er tot ist?«
    Costa zog die Augenbrauen hoch. »Ich bin nicht im Dienst, Liebling. Endlich mal nicht. Also erfinde keine Leiche.« Da sie den Witz nicht weiterspann, sondern streng aufs Meer schaute und mit ihrer Leichentheorie offenbar Ernst machen wollte, fügte er hinzu: »Deine Sucht nach Kriminalfällen nervt mich sowieso.«
    »Meine Sucht nach Kriminalfällen?«, wiederholte sie empört.
    »Finde ich. Ja.«
    »Kriminalfälle sind auch Teil meines Jobs.«
    »Schon, aber du hängst dich manchmal so in meine Arbeit rein, dass es nicht immer leicht ist, höflich dabei zu bleiben.«
    »So«, sagte sie, stand auf, band sich ihr Strandtuch um und ging in die Richtung der Klippen.
    Er ließ sich zurücksinken. Er hielt es aber nicht lange aus, sondern schaute ihr nach. Sie marschierte tatsächlich auf die Felsen zu.
    Das Geschrei der Kinder hatte aufgehört. Sie waren damit beschäftigt, einen Kanal vom Wasser zur Sandburg zu graben.
    Der Schmuckverkäufer ging auf das ältere Paar zu, hockte sich vor ihre Liegen und schwenkte eine Kette.
    Costa schirmte seine Augen mit der Hand gegen die Sonne ab. Nun stand sie auf den Klippen und suchte nach dem Schnorchler.
    Er schüttelte die Handtücher aus und ging zu ihr.
    Sie sah ziemlich elend aus und machte eine Geste, als wolle sie ihn zurückhalten, ließ den Arm aber sinken.
    Er brauchte einen Moment, um zu verstehen, was er sah. Erst glaubte er, den Rest eines großen Fisches zu erkennen, der von einem Kutter aus über Bord geworfen worden war. Aber Karin hatte Recht gehabt, und sein Magen zog sich zusammen. In dieser Postkartenbucht an einem solchen Bilderbuchsonntag schwappte ein Klumpen menschlichen Fleisches gegen die Felsen des

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