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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Englisch klang etwas plump und zäh, aber er hatte auch nur wenig Gelegenheit, es auszuprobieren.
    Der große Offizier nickte kurz. »Ich verstehe, Sie tun nur Ihre Pflicht. Der Kapitän ist auf der Brücke! Wenn Sie mir folgen wollen?«
    Der IWO bemerkte aus den Augenwinkeln, dass seine Männer sich auf die strategisch wichtigen Punkte des breiten Decks verteilt hatten. Zufrieden folgte er dem großen Offizier zur Brücke.
    Der Kapitän des Dampfers war ein alter Fahrensmann. Ein dichter grauer Bart umrahmte sein Gesicht und machte es schwer, zu erkennen, was er wirklich von alldem hielt. Unter dem Arm hielt er griffbereit eine Mappe mit den Schiffspapieren!
    Hentrich grüßte korrekt und stellte sich erneut vor. »Oberleutnant Hentrich, Herr Kapitän! Ich habe die Aufgabe Ihr Schiff zu kontrollieren!«
    Die Stimme des Kapitäns klang mehr wie ein Grollen: »Na, dann tun Sie, was Sie nicht lassen können! Hier sind die Papiere!« Er stieß ihm die Mappe entgegen.
    »Danke, Herr Kapitän!« Hentrich fragte sich, ob der Norweger sich wohl auch so verhalten hätte, wenn die Engländer sein Schiff kontrolliert hätten. Wohl kaum. Alle Welt war daran gewöhnt, dass die Tommies auf See machten, was sie wollten – und kontrollierten wen sie wollten. Er trat etwas näher an die Brückenscheiben und begann, die Dokumente zu überfliegen. Der Rudergänger des norwegischen Schiffes sah ihm desinteressiert zu. Der Duft von frisch gebrühtem Kaffee hing in der Luft, das Schiff wiegte sich leicht in der See und irgendwo aus der Nähe, vermutlich in der Funkkabine, erklang Musik und das Tackern einer Morsetaste. Ganz normaler Alltag auf der Brücke eines Schiffes in See.
    »Die Schiffspapiere sind in Ordnung«, stellte der Oberleutnant fest, »aber das hier mit der Ladung, das müssen Sie mir erklären, Herr Kapitän.«
     
    Mehrere Männer hingen rauchend an der Steuerbordreling herum und straften das U-Boot an Backbord mit Ignoranz. Braunert, der sich bei seinem Schützling Lauer hielt, runzelte die Brauen. »Ich weiß nicht, Jens! Irgendwas stimmt nicht!«
    »Ich glaube, die mögen uns nicht besonders!«
    Der ältere Seemann griente schmal: »Na, das bestimmt nicht. Die haben's mehr mit den Tommies. Haben sich ja auch nicht beschwert, als die Tommies in ihrem Fjord ein paar Jungs von der Altmark kalt gemacht haben! Aber sie sind zu ruhig, zu wenig neugierig! Das passt nicht!«
    Lauer fühlte eine unklare Besorgnis in sich aufsteigen. »Eine Falle?«
    »Vielleicht! Sollte es Ärger geben, halte Dich hinter mir, Kleiner!«
     
    Es dauerte alles zu lange, viel zu lange. Äußerlich ruhig, aber innerlich zum Zerreißen gespannt wartete von Hassel auf dem Turm die weiteren Meldungen vom Tanker ab. Was trieb Hentrich dort nur so lange? Bisher hatte er nur kurz per Signalspruch bestätigen lassen, dass es sich wirklich um die norwegische Storvikken handelte, die mit Öl von Liberia kam und nach Norwegen wollte.
    Er hob das Glas, als er Bewegungen auf dem Deck erkannte. Sein IWO und ein weiterer Offizier standen in der Brückennock des Tankers und diskutierten über irgendetwas. Unten auf dem breiten Deck standen Männer in kleinen Gruppen herum. Im Großen und Ganzen wirkte alles friedlich und irgendwie gelangweilt.
    »Henke, fragen Sie an, wie lange sie noch brauchen!«
    Der Funker ließ die Vartalampe klappern. Es dauerte nur einen Augenblick, bis Olm von der Storvikken antwortete. Henke las laut mit: »Unklarheit in Papieren! IWO will Ladung kontrollieren! Brauchen mindestens noch 10 Minuten länger!«
    »Na gut!« Von Hassel beugte sich über die Turmbrüstung und spähte über das lange Deck. Unten standen die Männer der Geschützbedienung und warteten untätig. Wenigstens war jetzt das große Torpedoluk geschlossen.
    Minuten verstrichen. Auf dem Turm wurde kaum gesprochen. Nur die Stimme von Rudi Schneider unterbrach manchmal die Stille, wenn er einen der Männer ermahnte, seinen Sektor im Auge zu behalten.
    Auch unten im Boot warteten die Männer. Alles war tauchklar. Nun gab es einfach  nichts anderes zu tun, als abzuwarten. Im Funkschapp lauschte Rückert gespannt in den Äther, für den Fall, dass der Tanker doch noch auf der Seenotwelle einen Funkspruch absetzen würde. Aber auf dem internationalen Band war alles still.
    In der Zentrale lauschten die Männer dicht neben dem Turmschacht auf jeden Wortfetzen von oben um zu erfahren, was vor sich ging. Viele beneideten jetzt die Kameraden, die oben waren oder gar auf dem

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