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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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anderen Schiff. Sicher, es konnte bei so etwas immer etwas ins Auge gehen, aber wenigstens hätten sie gewusst, was los war.
     
    »Flugzeug an Steuerbord!«, aufgeregt deutete einer der Ausgucks zum Himmel. Von Hassel fuhr herum und richteten sein Glas auf den dunklen Punkt.
    »Noch einer! Und da! Noch einer!«
    Der Alte hatte genug gesehen. »Alarm! Einsteigen!« Er beugte sich über die Turmbrüstung: »Bootsmann, Alarm, Flieger!«
    Die Männer verschwanden in Sekunden in dem engen Loch. Als letzter stieg der Kommandant ein während das Boot bereits Fahrt aufnahm und nach unten wegkippte. Kommandos wurden gebrüllt und Wasser schoss in weitere Zellen als die Entlüfter aufgerissen wurden.
    »Alle Mann voraus!«, drang die Stimme des LI über das Durcheinander.
    Siebenundzwanzig Sekunden! Siebenundzwanzig Sekunden! Siebenundzwanzig ... in endloser Folge wiederholte sich diese Zeit in von Hassels Kopf. Siebenundzwanzig Sekunden. Genauso wie im Kopf eines jeden Mannes an Bord. Es war die magische Zahl, die Zahl, die jeder Mann kannte, die Zeit, die ein Boot des Typs IXB theoretisch zum Tauchen brauchte. Jene kurze Zeitspanne, in denen sich das Boot in die schützende Tiefe schieben sollte um sich damit feindlichen Blicken zu entziehen. Siebenundzwanzig Sekunden, die sich jetzt zu Ewigkeiten dehnten.
    Tausend Dinge schienen auf einmal zu geschehen. Von Hassel nahm alles nur schlaglichtartig wahr. Die gebrüllten Befehle des LI, dessen Mund im schwarzen Gestrüpp seines Bartes wie ein groteskes Loch wirkte. Die Männer, die von achtern mit affenartiger Geschwindigkeit durch das Mannloch jumpten und nach ein paar Schritten durch das Kugelschott nach vorne verschwanden. Alles spielte sich rasend schnell ab und schien doch eine Ewigkeit zu dauern.
    Er konnte jetzt nichts tun, alles, was zu tun war, lag in den Händen des Leitenden. Von Hassel spürte die Vibrationen, die von den E-Maschinen ausgingen, die sich mit höchster Drehzahl quälten, Bewegung in das beinahe fahrtlose Boot zu bringen. Runter, nur runter! Weg von der sonnenbeschienenen Wasseroberfläche hinunter in die schützende Tiefe.
    »Zwanzig Meter gehen durch!«
    Von Hassel wusste nicht, wer die Meldung gebrüllt hatte. Es war auch gleichgültig. Die Männer der Wache waren nach vorne verschwunden. Der Zentralemaat starrte blicklos ins Leere als hätte er mit dem Leben bereits abgeschlossen. Der IIWO starrte mit gerunzelter Stirn auf die Kondenswassertropfen an der Decke. Der Leitende und die Rudergänger hatten genug damit zu tun, das Boot auf Tiefe zu bringen.
    Der erste Schlag kam, als sie schon nicht mehr damit gerechnet hatten. Mit dumpfem Krachen krepierte die erste Bombe nicht weit vom Boot. Die Röhre schien sich auf die Seite legen zu wollen. Männer verloren den Halt und von vorne kamen erschreckte Rufe.
    Birnen zerbarsten und von einem Augenblick auf den anderen wurde es stockfinster. Aus der Dunkelheit wurden weitere Meldungen gebrüllt.
    »Wassereinbruch über Papenberg!«, »Stopfbuchse backbord achtern macht Wasser!«, »Autsch, Scheiße!«
    Der Kommandant spürte, wie sich das Boot schwerfällig wieder aufrichtete. Eine Taschenlampe schickte ihr Licht durch die Dunkelheit. Ziellos ließ der Zentralemaat den Lichtstrahl wandern. Bootsmann Volkerts, der von irgendwo aufgetaucht war, drehte mit zufriedenem Knurren ein Handrad zu und der Wasserstrahl aus dem Papenberg versiegte.
    Von Hassel kam in Bewegung: »Steuerbord fünfzehn!« Er lauschte. Noch immer drehten die E-Maschinen mit voller Kraft. Weitere Ladungen explodierten, aber weit ab vom Boot.
    Das Boot legte sich in eine sanfte Kurve.
    Rudi Schneider wandte sich um und sah ihn an. »Schöne Scheiße! Jetzt möchte ich aber nicht in den Schuhen unseres IWO stecken!«
    Von Hassel nickte: »Der IWO wird sehen müssen, wie er klar kommt! Wir bleiben erst einmal im Keller!« Er hob die Stimme. »Schäden melden!«
    Von vorne kam eine weitere Taschenlampe und in der Dunkelheit schepperte etwas. Der Kommandant musste die Augen etwas zusammenkneifen um zu erkennen, wer hinter dem Licht stand – der Elektro-Willi! Äußerlich unbeeindruckt von dem Durcheinander begann er, sich darum zu kümmern, dass sie wieder Licht hatten.
    Bootsmann Volkerts meldete. »Papenberg ist wieder dicht!« Er zögerte. »Von achtern kam auch eine Meldung!«
    Von Hassel erinnerte sich. »Ja, etwas mit der Stopfbuchse!« Er wandte sich um: »LI?«
    Oberleutnant Wegemann nickte, immer noch etwas bleich. »Ich gehe nach

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