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Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
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Vordeck geschlossen wurden, begannen die Schrauben des Bootes wieder schneller zu schlagen und der schlanke Bootskörper schor von der Masse des Tankers weg. Auch die Storvikken begann, Dampf aufzumachen und drehte hinaus auf die offene See. In der Zwischenzeit war es beinahe Mitternacht.
     
     
    26. Seetag – U-Bootjäger
     
    »... Abstand der beiden anderen noch sechzehn Meilen, Herr Kaleun!«
    Von Hassel griente freudlos und rief nach unten in die Zentrale. »Es geht los! Ruhe im Boot!«
    U-68 lag getaucht auf Sehrohrtiefe. Noch immer versuchte der Kommandant vergeblich, den nahenden Zerstörer ins Blickfeld zu bekommen, aber das war bei über drei Meilen Distanz ein aussichtsloses Unterfangen.
    Immer und immer wieder prüfte er seinen Plan im Kopf und versuchte, sich in den Kopf des englischen Kommandanten zu versetzen. Was wusste der Tommy und was nicht? Er wusste, die Storvikken war entweder gesunken oder nicht weiter als fünf Meilen entfernt. Denn er hatte vor einer halben  Stunde noch Funkkontakt mit ihr gehabt, wie Olm herausgefunden hatte. Fünf Meilen war zu weit um sie zu sehen! Er konnte sie mit seinem Horchgerät aufspüren, aber eigentlich hatte er schlechte Chancen, das war eher gegen U-Boote verwendbar. Nein, Herr Tommy, so einfach geht es nicht!
    Also, der Zerstörer würde kreisen, um Wrackteile oder Rettungsboote zu finden. Der Tommy-Skipper würde wohl kaum damit rechnen, dass das deutsche U-Boot sich immer noch hier herumtrieb. Und dann kriegen wir Dich!
    »Zentrale: Frage Abstand und Peilung!«
    Von unten kam die Stimme des IIWO zurück. »Drei-Vier-Fünnef, zwei Meilen, er geht mit der Drehzahl runter! ASDIC!«
    Von Hassel hatte bisher nichts gehört, aber das wunderte ihn auch nicht. Der Zerstörer konnte nur ungefähr in einem Winkel von fünfundvierzig Grad Backbord voraus bis 45 Grad Steuerbord voraus etwas mit seinem pingenden Blindenstock anfangen. Aber nicht einmal wenn sie direkt von den Impulsen getroffen worden, hieß das zwangsläufig, dass der Tommy wirklich genau wusste, wo sie steckten. Die englische Wunderwaffe gegen U-Boote war alles andere als ausgereift. Jeder wusste das, man hatte es ihnen oft genug eingehämmert, in den Wachoffizierslehrgängen und später im Kommandantenlehrgang.
    Es war von Hassel zwar klar, dass die Tommies mit aller Kraft daran arbeiten würden, aber im Augenblick rechnete er sich noch gute Chancen aus, vor allem gegen nur einen Zerstörer. Zwei wären etwas anderes gewesen, aber die beiden anderen kleineren Kriegsschiffe würden noch eine Stunde brauchen, bis sie hier waren. Bis dahin war der Zerstörer so alleine, wie es das U-Boot auch war.
    Wieder einmal presste er das Gesicht gegen den Gummiwulst und spähte hinaus. Es war immer das gleiche seltsame Gefühl. Sein Körper war im Boot, aber sein Geist war dort draußen. Es war dunkel, aber nicht mehr ganz. Der Mond ging auf! Auch wenn er nichts hören könnte, war es nicht schwierig, sich vorzustellen, wie es dort draußen war. Der leichte aufkommende Wind kräuselte die glatte See etwas, aber noch herrschten gute Sichtverhältnisse.
    Er hielt den Atem an. »Zerstörer backbord voraus, Bug links, ich schätze zwanzig Knoten, knappe zwei Meilen!« Er wusste, dass alle Daten sofort in den Vorhaltrechner gingen, eingeschlossen die Richtung, in der er das Sehrohr hielt.
    Von unten kam die Meldung. »Er treibt, Herr Kaleun! Rückert hört nur noch die Hilfsaggregate!«
    »Er treibt? Frage: ASDIC?«
    Er hörte unten einen kurzen Wortwechsel, dann trat der IIWO wieder unter den Turmschacht: »Kein ASDIC mehr!«
    Von Hassel presste das Gesicht wieder gegen den Gummiwulst. Leise murmelte er zu sich selbst: »Also treiben und lauschen?«
    Der Zerstörer dort draußen gab ihm keine Antwort auf seine Frage. Nachdenklich beobachtete der Kommandant die niedrige Form mit der typischen kantigen Brücke und den vier Schornsteinen. Ein alter V&W-Zerstörer. Es hatte sich schon seit Monaten hartnäckig das Gerücht gehalten, die USA hätten überalterte Schiffe an die Tommies abgegeben, die deren Lücken bei den Sicherungsfahrzeugen schließen sollten. Aber es war der erste, den er im Einsatz sah. Das Schiff war wirklich alt, einer der Veteranen aus dem letzten großen Krieg. Bei schwerem Seegang fuhren sie wahrscheinlich mehr unter als über Wasser. Nur jetzt war ruhige See und der Zerstörer konnte seine überlegene Geschwindigkeit voll einsetzen. Genauso wie seine schwere Bewaffnung. Ohne Probleme erkannte von

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