Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Brennender Stahl (von Hassel)

Brennender Stahl (von Hassel)

Titel: Brennender Stahl (von Hassel) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Brendt
Vom Netzwerk:
Grund erreichen konnte, ohne zerquetscht zu werden, würde es keine Chance mehr geben. Die Männer in der abgesoffenen Abteilung würden die glücklicheren sein. Jeder wusste das, und daher war auch jeder damit einverstanden, dass die Kugelschotten nicht geschlossen wurden.
    Aber das Schott zwischen Diesel- und E-Machinenraum hatte einen Sinn. Sollte in der komplizierten Technik ein Brand ausbrechen, so wurde nicht gleich das ganze Boot verqualmt. Deswegen blieb das Schott zu. Nur für den Elektro-Willi, der ganz achten im E-Maschinenraum auf Station war, bedeutete das, einsam in einer stählernen Gruft zu sitzen und zu warten.
    Die großen Elektromotoren summten nur leise vor sich hin. Schleichfahrt! Doch für ihn klang es, als wollten sie ihn verhöhnen. Genau wie die See draußen. Sie wartete, sie wartete nur darauf, in sein kleines Refugium einzubrechen! Der Maschinenobergefreite Wilhelm Hochhuth, allgemein nur als der Elektro-Willi bekannt, spürte die Furcht, die Furcht, die immer stärker geworden war, von Woche zu Woche, von Tag zu Tag, bis zu diesem Tag, an dem er sicher zu wissen glaubte, das Schicksal würde ihn einholen, unentrinnbar wie die See selber, die grün und naß außerhalb seines Gefängnisses wartete.
     
    »Abstand Tausendzweihundert, achtzehn Knoten!« Leise raunte der IIWO die Meldungen nach oben. Von Hassel blickte durchs Sehrohr. In der Vergrößerung wirkte der Zerstörer bereits riesig. Wenn er sich konzentrierte, konnte er auch ohne Horchgerät bereits seine Schrauben hören, ein gleichmäßiges Mahlen, wie ein Herzschlag. Nur drohender.
    Der Eindruck täuschte. Das Kriegsschiff stand bei dieser Geschwindigkeit noch beinahe zwei Minuten entfernt. Unsicher zackte der Tommy hin und her. Alle paar Augenblick traf ein Ping ihre Hülle, aber oft genug auch während sie achteraus oder querab zu dem Kriegsschiff standen. Unmöglich, dass er sie direkt einpeilte. Vielleicht gab es etwas am Grund? Etwas, dass die Impulse reflektierte und sie wie Querschläger durch das Wasser laufen ließ? Echos vielleicht. Das würde erklären, warum der Tommy so unsicher war.
    »Du bist ein erfahrener Bursche, nicht wahr?«, hielt der Kommandant leise Zwiesprache mit seinem Gegner.
    Unten murmelten Stimmen etwas, dann meldete der IIWO: »Gegner macht Fahrt auf!«
    »Ja, ich sehe es!« Tatsächlich sah von Hassel wie der weiße Schnauzbart der Bugwelle größer wurde und der Zerstörer trotz seiner altmodischen Form irgendwie elegant nach Steuerbord abdrehte, weg von ihnen. Zwölfhundert Meter! Näher kam er einfach nicht heran. Gerade eben zu weit für einen guten Schuss! Und die Zeit verrann! Die beiden anderen Kriegsschiffe konnten jeden Augenblick aus der Dunkelheit auftauchen.
    Wieder rechnete er. Die Storvikken würde etwa acht Meilen weg sein, vielleicht zehn. Zu weit sie zu sehen und eine Verdoppelung der Entfernung bedeutete, dass der Gegner ein viermal so großes Seegebiet absuchen musste. Für die beiden kleineren Schiffe, die immer noch bemühten zu ihrem großen Bruder aufzuschließen, ein echtes Problem. Es mussten Sloops oder Korvetten sein. Die Tommies setzten in ihrer Not diese Blechbüchsen ja überall ein, nicht nur in den Küstengewässern, für die sie entworfen worden waren. Etwa Fünfzehn oder sechzehn Knoten Höchstgeschwindigkeit. Schneller als ein getauchtes U-Boot, aber über Wasser konnte er ihnen zur Not davonlaufen.
    Nein, entschied er, sein Problem war der Zerstörer! Alt, aber mit seinen Hochdruckturbinen in der Lage, über dreißig Knoten zu laufen. So alt wie er war, konnten ihm die Dinger dabei vielleicht um die Ohren fliegen, aber wenn sie es nicht taten, konnte er in Windeseile einen Suchkreis fahren und die Storvikken finden. Eine einfache Rechnung. Zwei mal Pi mal r. Ein Kreis von zehn Meilen Radius ergab rund dreiundsechzig Meilen Strecke. Die Sloops oder Korvetten würden dafür vier Stunden brauchen, der Zerstörer nur zwei. Wenn er, was logisch war, zur offenen See hin anfangen würde zu suchen, dann würde er also wahrscheinlich noch nahe genug herankommen um den Tanker mit seinem Horchgerät zu finden.
    Von Hassel hatte auf ihn lauern wollen. Ein Zerstörer war eine Blechbüchse. Ein Torpedo würde reichen, ein einziger Treffer und das Ding würde zerbrechen oder in die Luft fliegen! Vor allem so ein altes Schiff. Und wenn er auf tausend Meter heran gewesen wäre, so, dass er sie mit seinem ASDIC wirklich sicher hätte orten können, dann wäre er auch bereits nahe

Weitere Kostenlose Bücher