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Brennendes Land

Brennendes Land

Titel: Brennendes Land Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bruce Sterling
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glaube, Mr. Griego wird mich sprechen wollen. Würden Sie Ron bitte sagen, Oscar Valparaiso wäre am Apparat, Studentenjahrgang ‘37, und es sei dringend?«
    Fünf Minuten später meldete sich Griego. Sie tauschten vorsichtig Freundlichkeiten aus.
    »Dann bist du also doch in das Familiengeschäft eingestiegen, Ron?«
    »Deshalb hat Dad mich nach Harvard geschickt«, sagte Griego. »Weshalb ist die Telefonverbindung so schlecht?«
    »Verschlüsselt und umgeleitet. Tut mir leid. Hör mal, es geht um das Buna National Collaboratory.«
    »Ich habe gehört, ihr wollt die Anlage schließen«, meinte Griego fröhlich. »Dort findet ein großer Streik statt. Natürlich ist das ein Schlag für unsere Zukunftsforschung, aber deswegen solltest du dir keine Sorgen machen. Wir von der Autoindustrie haben Verständnis für Arbeitsprobleme. Wenn wir den Kongress dazu bewegen könnten, die Abschreibungen der Forschungs- und Entwicklungsabteilung für das laufende Fiskaljahr beizubehalten, werden wir den Verlust des Laboratoriums in Buna wohl überleben.«
    »Sorry, aber so einfach ist das nicht, Ron.«
    »Aber ich mache es dir einfach«, meinte Griego verletzt. »Mach das Labor dicht, entlasse sämtliche Leute. Fahr die Anlage herunter, sperr die Türen ab, aus und vorbei, das war’s. Was könnte einfacher sein?«
    »Oh, für mich ist das kein Problem – ich wollte sagen, dass es für dich vielleicht nicht so einfach wäre.«
    »Ich hab’s gewusst«, stöhnte Griego. »Warum ist es mit dir niemals einfach, Valparaiso? Was hast du gegen uns? Wo liegt dein Problem?«
    »Ich möchte bloß ein paar Dinge klären. Glaub mir, Ron, ich verstehe dich. Das muss ein Albtraum für dich gewesen sein – einen Netzkrieg gegen einen Haufen Verrückter zu führen, die eine magische Zuckerbatterie erfunden haben.«
    »Mein Gott.«
    »Entspann dich, Ron. Erinnerst du dich noch daran, wie ich die beiden Nutten vor der Campuspolizei versteckt habe? Ich habe dich nie angeschwärzt, und das habe ich auch jetzt nicht vor. Sei einfach bloß offen zu mir. Mehr verlange ich gar nicht.«
    Es entstand ein langes, unbehagliches Schweigen. Dann platzte Griego unvermittelt heraus: »Komm mir bloß nicht so von oben herab, du ewiger Dritter. Glaubst du, es ist leicht, eine Forschungsabteilung zu leiten? Alles war in Ordnung, solange der Typ nichts vorzuweisen hatte. Herrgott, es hat doch niemand geglaubt, dass ein gottverdammter Zuckermotor jemals funktionieren würde. Das gottverdammte Ding ist eine riesige Bakterie in einem Kasten! Wir bauen hier Autos und keine Riesenbakterien! Und dann schaffen sie das Unmögliche und machen uns das Leben schwer! Das hier ist die klassische metallverarbeitende Industrie! Wir haben hier miteinander verzahnte Verwaltungseinheiten, die für Rohstoffe, Benzin, Ersatzteile und das Händlernetz zuständig sind… Wir können nicht vor unsere Benzinlieferanten hintreten und ihnen sagen, dass wir künftig Zuckerwasser verwenden wollen! Die Benzinlieferanten gehören uns! Das wäre ja, als sägten wir uns den eigenen Fuß ab.«
    »Das mit den verzahnten Verwaltungseinheiten und den wechselseitigen Verflechtungen verstehe ich, Ron. Ich habe beim Wirtschaftsstudium gleich neben dir gesessen, weißt du noch? Kommen wir zum Punkt – was ist mit der Batterie?«
    »Batterien weisen von allen Autokomponenten die höchste Gewinnspanne auf. Damit verdienen wir richtig Geld. Ansonsten kann man in unserem Geschäft nicht viel Geld verdienen. Die Koreaner bauen Autokarosserien aus Stroh und Papier ! Wenn Autos billiger sind als Einkaufswagen, können wir die Industrie nicht stützen! Was sollen wir denn den Gewerkschaften sagen? Hier steht eine große amerikanische Tradition auf dem Spiel! Amerika definiert sich übers Auto: das Fließband, die Vorstädte, die Drive-ins, frisierte Kisten, Teenager-Sex, all das macht die Größe Amerikas aus! Wir können uns nicht bloß deshalb, weil irgendein eierköpfiger Idiot eine Maschine aus Käferinnereien gebaut hat, vollständig verleugnen! Dann bliebe nichts mehr von uns übrig! Der Kerl stellt eine Bedrohung für die Gesellschaft dar! Man musste ihn stoppen.«
    »Danke, Ron. So kommen wir weiter. Sag mir Folgendes: Warum, zum Teufel, hast du ihm nicht einfach die Fördermittel entzogen?«
    »Wenn das so einfach wäre! Wir waren aufgrund staatlicher Erlasse verpflichtet, in Grundlagenforschung zu investieren. So lautete der Deal. Dafür sollten wir Handelsprotektion genießen, bis wir wieder Atem

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